Mit Vollgas bergauf |
04.05.2014 03:00:02
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Harley-Davidson: Auf dem Weg zu neuen Kunden
Dennis Hopper war gerade mal 32 Jahre alt, die Swinging Sixties schwangen Richtung hippe Siebziger und man schrieb das Jahr 1969. Der noch unbekannte Mime spielte im Kultfilm "Easy Rider" einen Motorrad fahrenden Outlaw. Und ein Bike der Marke Harley-Davidson, auf dem Hopper lässig seine langen Haare im Wind schüttelte und Richtung Freiheit fuhr, war das, was man haben musste.
45 Jahre ist das her. Dennis Hopper, der bei "Easy Rider" auch Regie führte, ist verstorben. Er wurde in Taos, New Mexico, bestattet - dem Ort, in dessen Umgebung weite Teile des Films gedreht worden waren. Die Marke Harley-Davidson aber lebt - und sie wirkt so jung wie seit fast 50 Jahren nicht mehr.
Am Lenker des Motorradkonzerns sitzt inzwischen Keith Wandell, ein Typ wie aus einem Hollywood-Streifen mit harten Jungs in Lederjacken. Wandell steuert das Unternehmen seit dem Frühjahr 2009 und hat in den fünf Jahren ein erstaunliches Drehmoment in die Traditionsfirma gebracht. Der beste Beweis sind die jüngsten Quartalszahlen: Von Januar bis März brachte der Fahrzeughersteller aus Milwaukee weltweit mehr als 57.400 Bikes auf die Straße, ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz legte um elf Prozent auf fast 1,6 Milliarden Dollar zu, der Gewinn machte sogar einen Satz von beinahe einem Fünftel auf netto 266 Millionen Dollar.
Hinter den nüchternen Ziffern steckt womöglich eine Geschichte, die vom Aufbruch eines Unternehmens in eine neue Ära kündet. Denn Harley-Davidson, die Marke, die jahrzehntelang mit weißen Männern mittleren Alters und Wohlstandsbauch verknüpft war, gewinnt neue Zielgruppen.
Sonderboom in Japan
Immer mehr Frauen, Afroamerikaner, Latinos und junge Leute interessierten sich für die Maschinen mit den chromblitzenden, hubraumstarken Zweizylindern, berichtet Wandell. Damit nicht genug: Auch außerhalb der etablierten Märkte USA und Europa gewinnt das Unternehmen Kunden hinzu.
Besonders stark war das Wachstum des Motorradherstellers jüngst in Asien. Hier stiegen die Umsätze um 20 Prozent - auch aufgrund der Tatsache, dass in Japan ab April eine Steuererhöhung gilt und viele Motorradfans ihre geplante Anschaffung vorzogen.
Neben dem Sondereffekt beflügeln vor allem die neuen, teils schlankeren Modelle das Geschäft. Wandell, der zuvor beim Autozulieferer Johnson Controls arbeitete, versteht es, traditionelle Elemente wie die bollernden Motoren mit moderner Elektronik zu kombinieren. Heute müssen Harley-Fahrer dank Antiblockiersystem keine Vollbremsung mehr fürchten. Und Bordcomputer oder moderne Unterhaltungssysteme gibt es ebenfalls ab Werk.
Für die steigenden Gewinne sorgt das intensive Tuning der Produktionsprozesse, das Wandell in den vergangenen Jahren durchgezogen hat. Nach der Wirtschaftskrise stotterte der Motor der Firma bedenklich, das Unternehmen vermied mit knapper Not eine Insolvenz. Der neue Mann am Lenker trat erst mal kräftig auf die Bremse und strich Tausende Jobs am Heimatstandort Milwaukee.
Inzwischen tuckern die Gewinnmargen auf fröhlichem Niveau, zuletzt lieferte Harley knapp 17 Prozent am Hinterreifen - sprich netto. Auch der Ausblick für das Gesamtjahr kann sich nicht nur vorm Eissalon sehen lassen. Die Absatzzahlen sollen laut Wandell um sieben bis neun Prozent zulegen. Ein knappes Gewinnplus trauen Analysten dem Konzern zu. Demnach geht die Reise in die Freiheit im kommenden Jahr in die nächste Etappe: Bei gut 16 Prozent Zuwachs liegt der Schnitt. Dennis Hopper als "Easy Rider" wäre es vermutlich schnuppe gewesen.
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