Zuversicht |
01.02.2023 17:52:00
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Hannover Rück-Aktie abgestraft: Hannover Rück erreicht Gewinnziel 2022 - Ziel für 2023 enttäuscht
Für 2023 peilt der Konzern, wie bereits am Vorabend angekündigt, einen Nettokonzerngewinn von mindestens 1,7 Milliarden Euro an - allerdings unter der veränderten Rechnungslegung nach dem neuen Standard IFRS 17. Analysten hatten sich hier mehr ausgerechnet.. "Dank unserer Position als ertragsstarker und gefragter Geschäftspartner und des insbesondere in der Schaden-Rückversicherung attraktiven Marktumfeldes erwarten wir für das laufende Geschäftsjahr erneut einen erfreulichen Nettokonzerngewinn", wird CEO Jean-Jacques Henchoz in der Mitteilung zitiert. Auf Basis konstanter Währungskurse sollte das Wachstum des Rückversicherungsumsatzes mindestens 5 Prozent betragen und die Kapitalanlagerendite aus selbstverwalteten Kapitalanlagen bei mindestens 2,4 Prozent.
Die Hannover Rück stellt die Prognose wie üblich unter den Vorbehalt, dass es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt, die Großschadenbelastung im Rahmen des Erwartungswerts von 1,725 Milliarden Euro bleibt und die COVID-19-Pandemie keinen weiteren wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis der Personen-Rückversicherung nimmt.
Gespannt sein dürfen die Aktionäre weiter auf die Dividende. Die Hannover Rück will die Basisdividende mindestens auf dem Vorjahresniveau von 4,50 Euro halten. Außerdem könnte es erneut eine Sonderdividende geben. Für das Jahr 2021 hatte der Konzern hier 1,25 Euro ausgeschüttet. Hauptnutznießer der Dividende ist der Versicherungskonzern Talanx (HDI), dem gut die Hälfte der Hannover-Rück-Aktien gehören.
Die ausführlichen Geschäftszahlen will die Hannover Rück am 9. März vorlegen.
Die Hannover Rück-Aktie verlor am Mittwoch im XETRA-Handel schlussendlich 5,02 Prozent auf 176,85 Euro. Zu Jahresbeginn hatte der Kurs noch ein Rekordhoch von 193,20 Euro erreicht und sich anschließend um die Marke von 185 Euro bewegt.
Die Branchenexperten Kamran Hossain und Philip Kett von JPMorgan und Jefferies erwarten von der Hannover Rück im neuen Jahr deutlich mehr Gewinn, als der Vorstand nun in Aussicht stellt. Allerdings setze sich die Hannover Rück gewöhnlich recht vorsichtige Ziele, schrieb Hossain. Ihm und Kett erscheint vor allem die Prognose für den Umsatz sehr niedrig gegriffen - schon wegen des zuletzt deutlichen Preisanstiegs in der Branche.
Enttäuschender Ausblick von Hannover Rück belastet Sektor
Die Nachricht aus Hannover belastete auch den europäischen Versicherungssektor insgesamt. So büßten Swiss Re in Zürich und SCOR in Paris zeitweise jeweils mehr als ein Prozent ein. Hierzulande verloren Munich Re zeitweise mehr als zwei Prozent und Talanx zeitweise gut drei Prozent. Der Stoxx 600 Sektorindex zählte zu den wenigen Verlierern auf dem Sektortableau.
Ein positives Marktumfeld lässt Hannover Rück zwar optimistisch auf das laufende Jahr blicken. Der Überschuss solle auf mindestens 1,7 Milliarden Euro klettern. Das Ziel könne aber "auf den ersten Blick etwas enttäuschend wirken", schrieb Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank. Grund für die Zurückhaltung dürfte die Absicht sein, die versicherungstechnischen Rückstellungen nach mehreren Jahren mit einer hohen Großschadenbelastung wieder aufzufüllen.
Das Ziel für den Nettogewinn ist aber nicht ohne Weiteres mit dem Vorjahr vergleichbar. Denn die Hannover Rück bilanziert wie andere große Versicherer ab 2023 unter dem neuen Rechnungslegungsstandard IFRS 17.
Die ersten Jahresziele unter neuen Rechnungslegungsbedingungen machten - wie üblich - einen relativ vorsichtigen Eindruck, ergänzte der Experte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies. Das Gewinnziel liege mehr als zehn Prozent unter seinen Schätzungen und denen des Marktes. Angesichts der positiven Preisentwicklung bei Rückversicherungen sei das Wachstumsziel, das dem Vorjahresziel gleiche, besonders bedacht gewählt.
Seit Jahresbeginn haben die Aktien von Hannover Re gut vier Prozent eingebüßt. Der DAX hat in dieser Zeit ein Plus von knapp neun Prozent geschafft.
Der Kursrutsch zur Wochenmitte hat derweil das charttechnische Bild deutlich eingetrübt. So notiert der Kurs nun deutlich unter den 21- und 50-Tage-Durchschnittslinien, die den kurz- und mittelfristigen Trend beschreiben. Auf lange Sicht aber bietet die viel beachtete 200-Tage-Linie bereits seit Oktober eine gute Unterstützung.
FRANKFURT/HANNOVER (Dow Jones/dpa-AFX)
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