Regeln der Fed |
11.02.2014 14:07:00
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Großbanken mogeln sich an neuen US-Finanzregeln vorbei
Nun aber prüfen Banken wie die Deutsche Bank, die Schweizer UBS und die britische Barclays laut gut informierten Personen strategische Schritte, die nach Ansicht von Experten das eigentliche Ziel der Fed unterwandern würden. So wollen die europäischen Großbanken ihre US-Töchter allein dadurch stärken, dass sie ihnen Schulden abkaufen. Andere Institute verkaufen Teile des Konzernvermögens oder erwägen, Geschäftsfelder so auszulagern, dass sie nicht mehr im Visier der Aufseher stehen.
Bankenexperten haben sich bereits sehr kritisch zu den findigen Überlegungen europäischer Banken geäußert. Sie argumentieren, dass derartige Schritte die allgemeine Finanzlage der Banken gar nicht verbessern würden. Überdies könnten solche Taktiken die Aufsichtsbehörden zu noch kritischerem Hinsehen verleiten.
Man solle nicht meinen, dass die kursierenden Ideen "Kapital schaffen" würden, sagt etwa Cornelius K. Hurley, Direktor des Center for Finance, Law & Policy an der Universität in Boston. "Ich bezweifle, dass die Fed sich auf diesen ... Ansatz einlassen wird, und erst recht nicht die Aufseher in den Heimatländern der ausländischen Banken."
Bankenvorstände aber sagen, für sie seien die diskutierten Schritte ein legitimer Weg, um die wachsenden Gesetzesanforderungen zu erfüllen und gleichzeitig die Kosten für Aktionäre gering zu halten. Sie räumen jedoch ein, dass jede einzelne geplante Maßnahme noch von den Aufsehern in den USA und in ihren Heimatländern abgenickt werden müsse.
Die Fed, welche die US-Banken überwacht, dürfte ihre endgültigen Pläne in den nächsten Wochen bekannt geben. Die neuen Regeln dürften aber frühestens Anfang nächsten Jahres in Kraft treten. Zusätzlich zu den strikteren Kapitalvorgaben und den Stresstests sollen die Banken wesentlich härter von der US-Notenbank kontrolliert werden. Ausländische Institute, deren US-Töchter eine Bilanzsumme von mindestens 50 Milliarden US-Dollar aufweisen, sind von den neuen Vorschriften betroffen.
Seit Jahren ranken sich taktische Spielchen um die neuen Regeln. 2011 etwa kündigte die Deutsche Bank an, dass sie den rechtlichen Status ihrer wichtigsten US-Tochter namens Taunus Corp ändern würde, damit diese von den strikteren Vorgaben nicht mehr erfasst würde. Das ärgerte die Aufseher, die daraufhin bekanntgaben, sie würden die Regeln nachbessern, um der Deutschen Bank kein Schlupfloch mehr offen zu lassen.
Im Anschluss daran versuchten europäische Banken, massiven Einfluss auf die Fed auszuüben, damit diese ihre harten Vorgaben doch noch abschwächen würde. Das geht aus Pflichtveröffentlichungen der Fed nach Treffen mit Bankmanagern hervor. Sollten die Vorschriften strikt bleiben, werden europäische Großbanken wohl zusätzliche Milliardensummen in ihre US-Töchter stecken müssen, sagen Analysten und Branchenvertreter.
Vor allem die Deutsche Bank überlegt fieberhaft, wie sie sich am besten an die neuen Vorgaben anpassen könnte. Die US-Tochter hat zeitweise so gut wie kein Kapital vorgehalten und deshalb die Regulierer erheblich verärgert. Citigroup-Analysten gehen davon aus, dass die Deutsche Bank unter den neuen Vorgaben vermutlich mit einer Kapitallücke von etwa 7 Milliarden Dollar konfrontiert sein dürfte.
Einige Banken mit relativ kleinen US-Töchtern erwägen, einfach so viele Konzernbestandteile zu verkaufen, bis ihre Bilanzsumme unter die Schwelle von 50 Milliarden Dollar fällt. Barclays und Royal Bank of Scotland prüften laut Insidern zudem, ob sie nicht bestimmte Handelsgeschäfte außerhalb der USA verbuchen können. Und sie überlegten, Geschäftsbereiche in Rechtsformen auszugliedern, die nicht im Visier der Fed stehen. Dabei handle es sich jedoch um vorläufige Ideen, sagen die Sachkenner.
Eine weitere Option, für die sich europäische Banken zunehmend erwärmen, sieht vor, dass die US-Töchter Wandelanleihen an die Mutter verkaufen. Die Schuldscheine würden sich in Aktien wandeln, sobald das Kapital der US-Tochter unter einen bestimmten Wert sinkt. Einige europäische Aufseher haben in der Vergangenen zugelassen, dass solche Wandelanleihen als Kapital angerechnet werden. Diese Anleihen gelten aber grundsätzlich als weniger hilfreich als normales Aktienvermögen, um Verluste zu kompensieren. Die europäischen Mutterkonzerne würden Schulden ihrer Töchter bezahlen, indem sie selbst Anleihen an die eigenen Investoren ausgäben, sagen die informierten Personen.
Diese Taktik sei reizvoll, sagen einige Manager, da die Banken ihre US-Töchter dann ohne die Ausgabe neuer Aktien rekapitalisieren könnten. Es ist aber unklar, ob die US-Regulierer die Pläne absegnen würden. In der Vergangenheit hätten sie nicht erlaubt, dass Banken Wandelanleihen ausgeben, um sie als Eigenkapital anzurechnen, sagte Marc Saidenberg, der sich in leitender Funktion bei der Beratungsfirma Ernst & Young um regulatorischen Wandel in der Finanzbranche kümmert.
Einige Kritiker warnen zudem, dass die geplanten Manöver der europäischen Banken zwar US-Töchter vor Verlusten schützen könnten. Letztlich aber bürdeten sie dem Bankensystem insgesamt noch höhere Schulden auf. Genau das aber versuchten Aufseher weltweit zu verhindern.
"Es ist definitiv nichts Gutes", sagt Anat Admati, Finanzwissenschaftler an der Elite-Universität Stanford Graduate School of Business. "Es würde der Finanzstabilität schaden, weil die Finanzierung letztlich über Schulden erfolgt und damit die Anfälligkeit des Systems erhöht."
Mitarbeit: Eyk Henning DJG/DJN/kla Dow Jones Newswires Von Max Colchester und David Enrich LONDON
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