02.05.2017 13:08:40
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Griechenland stimmt Sparmaßnahmen zu und hofft auf EZB
Von Nektaria Stamouli
ATHEN (Dow Jones)--Griechenland hat sich in den Verhandlungen mit seinen Gläubigern zu weiteren Sparmaßnahmen bereit erklärt und damit einen Fortgang des 86 Milliarden Euro schweren Hilfsprogramms ermöglicht. Ministerpräsident Alexis Tsipras sagte Rentenkürzungen und eine Verbreiterung der Steuerbasis zu. Im Gegenzug hofft er nicht nur auf die Auszahlung von rund 7 Milliarden Euro zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit, sondern auch darauf, dass die Gläubiger einer Restrukturierung der Schulden von 315 Milliarden Euro zustimmen werden.
Das könnte es der Europäischen Zentralbank (EZB) ermöglichen, griechische Anleihen in ihr Ankaufprogramm aufzunehmen und damit wiederum Griechenland den Weg an den Staatsanleihemarkt zu ebnen, von dem das Land seit 2010 (mit einer kurzen Unterbrechung 2014) ausgeschlossen ist. "Jetzt könnte die letzte Phase der griechischen Krise beginnen", sagt der Ökonomieprofessor Panos Tsakloglou, der Griechenland 2012 bis 2014 in Gesprächen mit der Eurozone vertreten hat.
EZB-Ankäufe könnten Griechenland für Anleiheinvestoren attraktiv machen
Zwar würde die EZB entsprechend ihren Regeln griechische Anleihen für nur 3 Milliarden Euro kaufen, "aber das würde die Kosten neuer Schulden sinken lassen, Griechenland würde an den Markt zurückkehren und attraktiv für internationale Investoren werden, was eine wichtige Voraussetzung für mehr Wirtschaftswachstum ist", wie Nikos Karamouzis, Präsident der Eurobank und Chef des griechischen Bankenverbands, sagt.
Experten meinen, dass Griechenland bei Aufnahme ins EZB-Ankaufprogramm Anleihen zu einem Zinssatz von 4 Prozent platzieren könnte. Das ist zwar mehr als die Zinsen innerhalb des Hilfsprogramms (rund 1 Prozent), hätte aber trotzdem positive Auswirkungen auf die Zinsen, die griechische Banken und Unternehmen derzeit am Anleihemarkt zahlen müssen. Einigen von ihnen würde es erst die Rückkehr auf den Anleihemarkt ermöglichen.
Wirtschaft ist im vierten Quartal 2016 wieder geschrumpft
Im vierten Quartal 2016 ist die griechische Wirtschaft erneut geschrumpft und der langsame Rückgang der Arbeitslosigkeit zumindest unterbrochen worden. Für 2017 erwarten Volkswirte ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Banker weisen darauf hin, dass sich Investoren wieder für Griechenland zu interessieren beginnen - zum Beispiel nähmen sie Pakete notleidender Kredite in den Blick. Gleiches gelte für griechische Immobilien, deren Preise seit der Krise um rund die Hälfte gesunken seien, und für die Tourismusindustrie, die 2017 auf ein Rekordjahr hoffe.
"Jetzt ist die richtige Zeit", sagt John Koudounis, ein führender Investor innerhalb des griechisch-amerikanischen Konsortiums Exin. Seiner Einschätzung nach hat die griechische Wirtschaft ihren Tiefpunkt durchschritten oder ist kurz davor, das zu tun. Allerdings werde die Erholung nicht über Nacht kommen. Exin und der chinesische Fosun-Fonds wollen eine Mehrheit an einem griechischen Versicherungsfonds erwerben.
Vereinbarung sieht Maßnahmen zur Besserung der Wettbewerbsfähigkeit vor
Die am Dienstag getroffene Vereinbarung sieht auch Maßnahmen zur Steigerung der griechischen Wettbewerbsfähigkeit vor, darunter ein Gesetz, das es Unternehmen erlauben würde, sich außergerichtlich mit Banken, Lieferanten und Finanzbehörden über Außenstände zu einigen.
Es bleiben allerdings enorme Probleme. Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut Griechenland langfristig nicht mehr als 1 Prozent Wirtschaftswachstum zu. Da die Kreditgeber angesichts einer Staatsverschuldung von 179 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung auf hohen Primärüberschüssen bestehen, muss Griechenland auf Jahre mit sehr knappen Budgets leben. Zudem werden 45 Prozent der von griechischen Banken ausgereichten Kredite als notleidend eingestuft.
Kontakt zur Autorin: hans.bentzien@dowjones.com
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May 02, 2017 07:05 ET (11:05 GMT)
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