02.07.2015 13:33:45
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Griechenland spielt in EZB-Sitzungsprotokoll keine Rolle
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)-- Der starke Anstieg der Staatsanleiherenditen im Mai hat den Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) bei seinen geldpolitischen Beratungen am 3. Juni stark beschäftigt. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervorgeht, sahen die Ratsmitglieder aber keine Veranlassung, das im März beschlossene Programm zum Ankauf von Wertpapieren für monatlich 60 Milliarden Euro zu ändern. Griechenland wird in dem Protokoll nur am Rande erwähnt - als ein Faktor, der zu Schwankungen an den Finanzmärkten führen könnte.
"Der EZB-Rat war einmütig der Ansicht, dass er über die Volatilität der Finanzmärkte hinwegsehen und seinen geldpolitischen Kurs unverändert lassen sollte", heißt es in dem Protokoll. Die Aussage bezieht sich auf den starken Anstieg der Staatsanleiherediten ab Ende April. So schoss die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 0,05 Prozent auf 0,78 Prozent zum Zeitpunkt der EZB-Ratssitzung. Laut Protokoll führte EZB-Direktor Benoit Coeure drei Gründe für den Renditeanstieg an: Eine Korrektur der Markterwartungen zu Wachstum und Inflation, höhere gemessene Inflationsraten und technische Faktoren. Letzteres meint ein relativ hohes Emissionsvolumen.
"Sollte es zu einer unerwünschten Verfestigung der geldpolitischen Rahmenbedingungen kommen, oder sollte sich der Ausblick für Wachstum und Inflation deutlich verändern, müssten die Eigenschaften des Ankaufprogramms überprüft werden", heißt es im Protokoll. Demnach plädierte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet dafür, die geldpolitischen Implikationen der jüngsten Marktschwankungen genauer zu überprüfen.
Insgesamt äußerte sich der Rat zufrieden mit den Auswirkungen des Ankaufprogramms auf die Refinanzierungsbedingungen der Banken. Es wurde vermerkt, dass das Ziel der EZB, das Bilanzvolumen von Anfang 2012 zu erreichen, in Sichtweite komme.
Obwohl die Lage in Griechenland die Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi und sicher auch die Beratungen des Rats selbst dominiert haben dürften, findet sich das Wort Griechenland überhaupt nicht im Protokoll. An einer Stelle heißt es lediglich: "Die vorherrschenden geopolitischen Risiken und die anhaltende Unsicherheit über den Ausgang von Verhandlungen der Regierung eines Eurozone-Landes mit seinen offiziellen Kreditgebern wurden als wahrscheinliche Quelle von Marktunsicherheit und -schwankungen gesehen."
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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July 02, 2015 07:32 ET (11:32 GMT)
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