"Womenomics" |
08.11.2020 17:14:00
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Goldman Sachs-Analysten: Börsennotierte Unternehmen mit mehr weiblichen Führungskräften im Vorteil
• Goldman führt "Womenomics"-Aktienkorb mit europäischen Unternehmen ein, die eine hohe Anzahl von Frauen beschäftigen
• Wandel in der Arbeitswelt durch Corona: Langfristige soziale Veränderungen könnten auch Frauen zugutekommen
Analysten der US-Großbank Goldman Sachs stellten kürzlich ihren neuen Aktienkorb mit europäischen Unternehmen vor, die eine hohe Anzahl von Frauen beschäftigen, und erklärten laut Bloomberg vor diesem Hintergrund, dass Unternehmen mit einer höheren Präsenz weiblicher Führungskräfte, Anleger in der Vergangenheit mit einer besseren Performance belohnt hätten.
"In mehr oder weniger jeder Zeit seit der globalen Finanzkrise ist die Tatsache, dass mehr Frauen in leitenden Positionen als Manager oder im Vorstand tätig sind, mit einer Outperformance des Unternehmens im Vergleich zum Sektor verbunden", gibt Bloomberg die von Sharon Bell angeführten Strategen wieder.
"Womenomics"-Aktienkorb
Auf Grundlage dieses Wissens haben die Experten von Goldman Sachs für ihre Kunden einen Aktienkorb eingeführt, der europäische Unternehmen mit den meisten Frauen auf allen Ebenen enthält. Dabei dominierten französische und nordische Unternehmen laut Goldman-Analysten die Liste, da es in Frankreich ein Quotensystem für weibliche Vorstandsmitglieder gebe und die nordischen Länder historisch gesehen eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen hätten. Im sogenannten "Womenomics" sind Unternehmen wie LVMH, Swedbank, Nestlé und AstraZeneca enthalten.
Die Goldman-Strategen ergänzten jedoch, dass sie keinen Zusammenhang zwischen höherer weiblicher Präsenz und Eigenkapitalrendite finden konnten. Die wissenschaftliche Forschung sei sich zudem nicht einig darüber, ob die Beschäftigung von mehr Frauen eine bessere Leistung bedeute. Während die Outperformance von Unternehmen mit mehr Frauen für verschiedene Zeiträume "ziemlich robust" sei, funktioniere sie laut den Analysten in Branchen wie der Technologie nicht, da der Sektor seine Vielfalt nur langsam verbessert habe.
Wie Bloomberg berichtet, sei der Europe Womenomics-Index von Goldman in diesem Jahr um etwa 7,8 Prozent gefallen, während der Benchmark-Index Stoxx Europe 600 um 11 Prozent nachgab; in den vergangenen fünf Jahren stehe beim Womenomics ein Plus von 22 Prozent - beim Stoxx Europe 600 dagegen nur von rund 4,2 Prozent.
ESG-fokussierte Strategien
Als mögliche Erklärung für die bessere Aktienperformance von Unternehmen mit mehr weiblicher Präsenz nannten die Analysten von Goldman Sachs Zuflüsse in ESG-fokussierte Strategien. "Die Preis-Outperformance kann eine Funktion der Zuflüsse in ESG-Fonds sein, die auf Diversity-Kennzahlen abzielen, anstatt dass mehr Frauen bessere Ergebnisse oder geringere Risiken erzielen", zitiert Bloomberg die Strategen. "Aber selbst wenn dies der Fall wäre, glauben wir weiterhin, dass Investoren höhere Sozial- und Governance-Werte für Unternehmen schätzen werden. Unternehmen, die diese Kennzahlen gut erfüllen, sollten daher weiterhin sowohl Ströme als auch eine Prämie anziehen."
Europa schlägt die USA
Im Bestreben, Frauen zu einem gleichberechtigten Teil der Belegschaft zu machen, schlage Europa die USA. Wie Bloomberg berichtet, sei das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in Europa den Strategen von Goldman Sachs zufolge zwar nach wie vor groß, dennoch aber geringer als in den USA, Kanada und Japan. Während die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den USA seit Ende der neunziger Jahre unverändert geblieben sei, sei sie in Europa gestiegen.
In der aktuellen Corona-Pandemie sieht man bei Goldman Sachs Chancen für die Arbeitswelt. Langfristige soziale Veränderungen könnten auch Frauen zugutekommen. "Es wird wahrscheinlich weniger Pendler geben, mehr Online-Arbeit und Arbeit von zu Hause aus, und dies sollte die Flexibilität für Männer und Frauen verbessern", gibt Bloomberg die Analysten wieder. "Es ist die Flexibilität von Frauen und Männern, die unserer Meinung nach entscheidend dazu beigetragen hat, die Beteiligung von Frauen an der Belegschaft in den letzten Jahren zu erhöhen."
Redaktion finanzen.at
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