Letzte Chance 05.08.2013 14:52:31

Gläubiger stimmen Rettungsplan von SolarWorld zu

Das teilte das Unternehmen nach der Gläubigerversammlung in Bonn mit. Die Anleger verzichten damit auf 55 Prozent ihrer Forderungen im Tausch gegen Aktien, die derzeit aber kaum Geld wert sind. Eine weitere Gläubigerversammlung folgt am Dienstag, am Mittwoch stimmen die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung über das Rettungspaket ab.

Firmengründer Frank Asbeck zeigte sich hoch zufrieden mit dem Ergebnis: "Mit 99,9 Prozent Zustimmung haben die Gläubiger gezeigt, dass sie an SolarWorld glauben", sagte er. Dies sei auch ein gutes Zeichen für die zweite Versammlung am Dienstag.

SolarWorld ist mit über 900 Millionen Euro verschuldet. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro. Das Unternehmen musste bereits zahlreiche Arbeitsplätze abbauen und Kurzarbeit an seinem Hauptstandort im sächsischen Freiberg anmelden. Deutschlands größter Solarmodulhersteller beschäftigt noch rund 2600 Menschen.

Das hoch verschuldete Unternehmen plant einen scharfen Schulden- und Kapitalschnitt. Die Investoren müssen auf 55 Prozent ihres Geldes verzichten. Sie erhalten dafür neue Aktien des Unternehmens mit allerdings ungewissen Aussichten. Die bisherigen Aktien sollen um 95 Prozent abgewertet werden. Lehnen die Gläubiger einer Anleihe oder die Aktionäre ab, dürfte die Insolvenz nach eigener Einschätzung von SolarWorld kaum zu vermeiden sein. Die betroffenen Banken hatten dem Rettungsplan bereits zugestimmt.

Asbeck will auch in seine eigene Tasche greifen und aus seinem eigenen Vermögen für rund 10 Millionen Euro nachkaufen. Ein Großinvestor aus Katar will mit 35 Millionen Euro einsteigen und gibt außerdem ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen Euro. SolarWorld leidet trotz des jahrelangen Solarbooms in Deutschland unter Umsatzeinbrüchen, da große Teile des Geschäfts an günstigere Produkte aus China geht. Die europäische Industrie wirft China marktverzerrende Subventionen für ihre Industrie vor. Eine Einigung auf EU-Ebene auf Preisuntergrenzen von 56 Cent pro Modul wird nach Einschätzung des europäischen Industrieverbandes "EU ProSun" kaum Abhilfe schaffen. 56 Cent liege immer noch unter den realen Produktionskosten auch für chinesische Markenhersteller, sagte der Verbandssprecher Milan Nitzschke, der zugleich SolarWorld-Sprecher ist.

Gleichzeitig muss SolarWorld kontinuierliche Verringerungen der einheimischen Solarförderung über die EEG-Umlage hinnehmen. "Man hat vor allem eines unterschätzt und das war die asiatische, insbesondere die chinesische Konkurrenz", sagte Wolfgang Hummel vom Zentrum für Solarmarktforschung am Montag dem Fernsehsender "n-tv". "Man hat geglaubt, hier ein Ingenieur-Produkt zu haben und musste feststellen: Das Ingenieur-Produkt war am Ende ein Massenprodukt, ähnlich wie CD-Roms, ähnlich wie USB-Sticks."

Trotz aller Kritik ist SolarWorld-Chef Asbeck überzeugt davon, nach dem Schulden- und Kapitalschnitt die Wende hinzubekommen. Schon im nächsten oder übernächsten Jahr seien wieder Gewinne möglich, hatte er vor kurzem versprochen.

Markus Gentner mit Material von dpa-AFX

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