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Ökostrom-Förderung belastet 14.05.2014 14:08:31

Gewinn von RWE bricht weiter ein

Der Energiekonzern hat vor allem angesichts der Verwerfungen auf dem Elektrizitätsmarkt im ersten Quartal gemessen an seinem nachhaltigen Nettoergebnis 36 Prozent weniger verdient. Die Energiewende hat damit immer größere Auswirkungen auf RWE. Zwischen Januar und März machte sich bei dem Versorger allerdings auch das milde Winterwetter bemerkbar. Wegen der Wärme schrumpfte der Gasabsatz an Privatkunden. Mit Hinweis auf den vorgesehenen Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea senkte RWE am Mittwoch zudem die Gewinnprognose für das Gesamtjahr.

Den Angaben zufolge rechnet der Energiekonzern für das angefangene Jahr nun mit einem nachhaltigen Nettogewinn zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro. Bislang galt bei RWE für die Kennzahl ein Ziel von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte das nachhaltige Nettoergebnis 2,31 Milliarden Euro betragen. Für das Betriebsergebnis erwartet der Versorger nun einen Wert von 3,9 bis 4,3 Milliarden Euro. Zuvor hatte der Konzern in Aussicht gestellt, operativ 4,5 bis 4,9 Milliarden Euro zu verdienen. Schon das wäre bis zu 23 Prozent weniger als im Vorjahr gewesen. Die neuen Schätzungen enthalten nicht mehr das operative Ergebnis von Dea, wohl aber Zinsen auf den Verkaufspreis, "die für die Zeit seit Anfang Januar bis zum Abschluss der Transaktion gezahlt werden".

Nicht jeder Beobachter allerdings ließ das am Mittwochmorgen als einzige Begründung für die Prognosesenkung gelten. Es gebe unterschiedliche Auffassungen darüber, ob die Veränderung allein der Dekonsolidierung geschuldet sei, sagte ein Börsenhändler. Jedenfalls sei an den Nachrichten von RWE "nichts zu entdecken, was als positiver Kurstreiber dienen könnte". Zum Börsenstart verliert die Aktie des Versorgers rund 1,5 Prozent an Wert.

Auch die Ergebnisse des ersten Quartals dürften eher als Belastung für den Aktienkurs wirken: Angesichts der schwierigen Bedingungen erwirtschaftete RWE zwischen Januar und März nur noch ein nachhaltiges Nettoergebnis von 838 Millionen Euro, nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Der drastische Einbruch der Kennzahl, an der RWE die Dividende bemisst, kommt allerdings nicht völlig überraschend: Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang um 34 Prozent auf 852 Millionen Euro gerechnet.

RWE sprach denn auch von "erwartungsgemäßen" Ertragseinbußen. Angesichts der staatlich forcierten Energiewende fließt immer mehr Strom aus Solar- und Windkraftanlagen in die Netze. Die Eigentümer konventioneller Kraftwerke können die selbst erzeugte Elektrizität deshalb nur zu sinkenden Preisen vermarkten. Bei RWE sank zum Jahresanfang zudem der Stromabsatz um 6 Prozent auf 67 Milliarden Kilowattstunden. Mit seinen konventionellen Kraftwerken verdiente der Versorger vor dem Hintergrund operativ rund ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Effekte ließen im ersten Quartal auch das Betriebsergebnis des Gesamtkonzerns einbrechen: Die operative Kennzahl verringerte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18,4 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro. Die Entwicklung fiel damit etwas drastischer aus als von Analysten erwartet. Die Branchenexperten waren im Durchschnitt von einem Minus um 17 Prozent ausgegangen. Der Umsatz von RWE verringerte sich im ersten Quartal um 8,6 Prozent auf 14,66 Milliarden Euro. Unter dem Strich - also nach Berücksichtigung aller Sonderfaktoren - schrumpfte der Konzerngewinn von 1,37 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 995 Millionen Euro.

RWE-Konzernchef Peter Terium sprach laut einer Unternehmensmitteilung gleichwohl von einer "insgesamt positiven" Zwischenbilanz. Erfreulich sei der schon früher bekannt gegebene Erfolg in den Verhandlungen mit dem Gaslieferanten Gazprom. "Wir haben eine Lösung gefunden, die sicherstellt, dass bis zum nächsten Revisionstermin im Juni 2016 keine weiteren Ergebniseinbußen aus dem Vertrag entstehen", zitierte RWE seinen Vorstandschef. Zudem habe das Unternehmen bei den Verkaufsbemühungen um Dea "mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags einen großen Etappenerfolg erreicht". Der Versorger will das Tochterunternehmen zum Preis von 5,1 Milliarden Euro an den russischen Milliardär Michail Fridman abgeben. Noch stehen allerdings nötige Genehmigungen von Behörden aus.

Auf die schwierige Lage im Stromgeschäft reagiert RWE darüber hinaus mit Kraftwerksstilllegungen. Erst Anfang März hatte der Versorger in Aussicht gestellt, das Gaskraftwerk Claus C einzumotten und Stromlieferverträge zu kündigen. Das soll die Erzeugungskapazität insgesamt um 2,3 Gigawatt verringern. Schon im vergangenen Jahr hatte RWE angekündigt, rund 4,3 Gigawatt Erzeugungskapazität abzubauen. Andere Versorger reagieren ähnlich. Am Mittwoch kündigte etwa der österreichische Stromkonzern Verbund an, Gas-, Öl- und Kohlekraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von zusammen rund 2,5 Gigawatt zumindest vorübergehend zu schließen.

   DJG/hev/kla

 Dow Jones Newswires

Von Hendrik Varnholt

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