27.08.2023 15:51:38

GESAMT-ROUNDUP: Russische Behörden bestätigen Prigoschins Tod - Luftangriffe

KIEW/MOSKAU (dpa-AFX) - Nach einem rätselhaften Flugzeugabsturz und Nachrichten vom mutmaßlichen Tod des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin ist es seit Sonntag offiziell: Die russischen Behörden bestätigten, dass der Chef der Wagner-Gruppe am Mittwoch ums Leben gekommen ist. Dies meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Staatliche Ermittlungskomitee. Fragen zur Absturzursache, zu Hintergründen sowie zu möglichen Tätern und Strippenziehern bleiben dagegen weiter unbeantwortet. Auch am Wochenende meldeten Moskau und Kiew wieder Luftangriffe.

Russische Behörden bestätigen Prigoschins Tod

Nach dem Absturz eines Privatjets zwischen Moskau und St. Petersburg hieß es schon am Mittwoch, dass Prigoschin auf der Passagierliste gestanden habe. "Im Rahmen der Aufklärung des Flugzeugabsturzes im Gebiet Twer wurde eine molekular-genetisch Expertise durchgeführt", teilte das Ermittlungskomitee laut Tass-Bericht mit. "Ihren Ergebnissen zufolge wurde die Identität aller zehn Toten festgestellt. Sie entspricht der veröffentlichten Passagierliste."

Auch der militärische Anführer der Söldnertruppe, der Ex-Geheimdienstoffizier Dmitri Utkin, und andere Führungsfiguren der als brutal geltenden Wagner-Gruppe starben demnach.

Moskau dementiert Verwicklung in Absturz

Die Ursache des Absturzes ist offiziell nicht geklärt. Allerdings gehen weite Teile der russischen Öffentlichkeit und westliche Regierungen davon aus, dass der Privatjet gezielt zum Absturz gebracht wurde. Priogoschin hatte im Juni einen Aufstand gegen die russische Militär- und Staatsführung angeführt. Präsident Wladimir Putin nannte ihn damals einen Verräter.

Nach den ersten Nachrichten über Prigoschins Tod sprach Putin am Donnerstag von einem talentierten Menschen, der aber schwere Fehler gemacht habe. Eine Verwicklung des Kremls in den Absturz wurde mehrfach zurückgewiesen.

Ukraine und Moskau melden Angriffe

Mehrere Regionen in der Ukraine gerieten Berichten zufolge am Sonntagmorgen unter Beschuss russischer Marschflugkörper. Unter anderem wurde in den Außenbezirken von Kiew die Luftabwehr aktiviert, wie die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt bei Telegram mitteilte. Im Umland von Kiew wurden demnach zehn Häuser, zwei Autos und eine Halle mit landwirtschaftlichen Maschinen durch herabstürzende Raketenteile beschädigt. Zwei Menschen seien leicht verletzt worden.

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, die Marschflugkörper seien von russischen Kampfflugzeugen bei der Stadt Engels an der Wolga gestartet worden. Es seien acht Flugkörper beobachtet worden, aber keine Einschläge bekannt geworden.

Aus Moskau gab es Berichte über ukrainische Drohnenangriffe über den Regionen Brjansk und Kursk. Die unbemannten Luftfahrzeuge seien über den Grenzregionen im Südwesten des Landes zerstört worden, teilte das Ministerium in seinem Telegram-Kanal mit.

Die Verwaltung des Gebiets Kursk teilte indes mit, eine Drohne sei in der Stadt in einem Hochhaus eingeschlagen. Niemand sei verletzt worden. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zu den Angriffen nicht.

Botschafter Makeiev: Russland hatte Zeit, sich zu verbarrikadieren

Obwohl Experten zuletzt Fortschritte sahen, kommt die Gegenoffensive der Ukrainer nur langsam voran. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, führt eine zögerliche militärische Unterstützung der westlichen Partner als einen Grund für die Schwierigkeiten an. "Russland hatte Zeit, um sich einzubarrikadieren", sagte Makeiev im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks.

"Man hat sehr lange gebraucht, um die ukrainischen Brigaden, Brigaden des Angriffes vorzubereiten und auszustatten." Diese Brigaden seien nun voll mit westlichen Waffen und Munition. Die Ukraine habe keine Lufthoheit über ihr Territorium, sagte Makeiev. Daher sei die Lieferung der F-16-Kampfflugzeuge so wichtig - Dänemark, die Niederlande und Norwegen haben F-16 zugesagt.

Russische Paramilitärs drohen mit Befehlsverweigerung

Derweil drohte eine Truppe rechtsgerichteter russischer Paramilitärs angeblich mit Befehlsverweigerung im seit 18 Monaten andauernden Ukraine-Krieg, weil einer ihrer Anführer in Finnland inhaftiert ist. Die russische Regierung solle dessen Ausreise nach Russland durchsetzen, fordert die Miliz Rusitsch. "Wenn ein Land seine Bürger nicht schützt, warum sollen die Bürger dann das Land schützen?", hieß es auf einem Rusitsch-Kanal auf Telegram.

Der Russe wird verdächtigt, 2014 und 2015 bei Kämpfen in der Ostukraine Gräueltaten gegen ukrainische Soldaten begangen zu haben. Die Ukraine verlangt deshalb seine Auslieferung. Das Bezirksgericht von Vantaa bei Helsinki verlängerte am Freitag den Gewahrsam gegen den Mann, wie der finnische Rundfunk Yle berichtete.

Großbritannien: Auseinandersetzungen um Plattformen im Schwarzen Meer

Das britische Verteidigungsministerium berichtete unterdessen über Kämpfe um strategisch wichtige Öl- und Gasplattformen im Schwarzen Meer. Ein russischer Kampfjet habe vergangene Woche auf ein kleines ukrainisches Marineboot geschossen, das in der Nähe einer Plattform im Nordwesten des Meeres unterwegs gewesen sei, schrieben die Briten beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter).

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Jahr 2022 habe die Ukraine mehrere von Russland kontrollierte Plattformen angegriffen. "Sowohl Russland als auch die Ukraine haben zeitweise auch Truppen dort stationiert."/vrb/DP/he

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!