Prognosen bestätigt |
13.07.2022 16:06:41
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Gerresheimer-Aktie legt zu: Gerresheimer verbucht Umsatzplus
Im Zeitraum März bis Mai steigerte Gerresheimer laut Mitteilung den bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) auf 90,1 Millionen von 81,9 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Nach Steuern betrug der bereinigte Gewinn 43,4 (Vorjahr 40,8) Millionen Euro bzw. 1,34 (Vorjahr 1,28) Euro je Aktie. Nach Steuern und Dritten betrug der den Aktionären zuzurechnende berichtete Gewinn 25,2 (Vj 28,1) Millionen Euro bzw. 0,80 (Vj 0,90) Euro je Aktie. Der Umsatz stieg auf 444,6 Millionen Euro von 377 Millionen.
Gerresheimer-CFO: 3Q ist "wie geplant" angelaufen
Beim Verpackungshersteller Gerresheimer ist das dritte Geschäftsquartal CFO Bernd Metzner zufolge "ordentlich" und "wie geplant" angelaufen. Die Auftragsbücher seien stark gefüllt, der MDAX Konzern werde "wie im Plan" herauskommen, sagte Metzner im Interview mit Dow Jones Newswires. Gerresheimer hatte am Mittwochmorgen die Prognose für das Gesamtjahr und die Mittelfristziele bestätigt. Der Konzern werde im Oktober ein Update über den Geschäftsverlauf auch in Bezug auf den Jahresausblick geben, "aber aus heutiger Sicht gucken wir ganz optimistisch in die Zukunft".
Es seien rechtzeitig umfassende Maßnahmen ergriffen worden, um die Auswirkungen der Inflation zu begrenzen und die Versorgungssicherheit zu garantieren, der Konzern könne aufgrund seiner Marktposition die Preissteigerungen an die Kunden weitergeben, so Metzner. Zudem seien viele der Herausforderungen schon länger bekannt - unter anderem hohe Gaspreise seit einem Dreivierteljahr, Lieferkettenprobleme sowie hohe Inflation seit praktisch einem Jahr, das Unternehmen habe früh Maßnahmen ergriffen, so Metzner. Dass diese sich auszahlten, sei am Gewinnwachstum ablesbar. Auch das Erreichen der Mittelfristziele ist "aus unserer Sicht sehr sehr realistisch", sagte Metzner.
Gerresheimer will mittelfristig eine bereinigte EBITDA-Marge von 23 bis 25 Prozent erreichen. Der Umsatz soll organisch hoch prozentual einstellig wachsen pro Jahr, der bereinigte Gewinn je Aktie mindestens 10 Prozent pro Jahr. Im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 per Ende November soll das organische Umsatzwachstum weiterhin mindestens 10 Prozent zum währungsbereinigten Vergleichswert betragen; bereinigtes EBITDA sowie bereinigter Gewinn je Aktie sollen im hohen einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum währungsbereinigten Vorjahreswert wachsen.
Gerresheimer-CFO: Gasversorgung gesichert - Produkte systemrelevant
Der Verpackungshersteller Gerresheimer sieht seine Gasversorgung trotz aktuellen Stillstands bei der Gaspipeline Nord Stream 1 zu einem guten Preis gesichert.
"Wir haben uns rechtzeitig letztes Jahr langfristig mit den Energielieferverträgen abgesichert, um uns vor den höheren Energiekosten zu schützen, und die haben wir auf einem Niveau abgeschlossen, das deutlich unter den heutigen Preisen liegt", sagte Finanzvorstand Bernd Metzner im Interview mit Dow Jones Newswires. "Unsere Gasversorgung ist gesichert."
Der MDAX-Konzern habe Lieferverträge mit den größten europäischen Gasherstellern, aber auch mit lokalen Gasversorgern.
Sollte Nord Stream 1 abgeschaltet werden, müsse der Gasversorger woanders zukaufen, so Metzner. "Er hat nicht das Problem, dass er kein Gas bekommt, er muss sich das dann woanders dazukaufen, er muss ja seine Lieferverpflichtungen erfüllen."
Zudem habe die Gerresheimer AG "financial hedges" mit den führenden Investmentbanken abgeschlossen. Der Konzern sei sehr breit und - aus Risikomanagement-Gesichtspunkten sehr klug - abgesichert. "Und das hilft natürlich jetzt."
Zudem stelle Gerresheimer in seinen sechs deutschen von insgesamt 37 Werken auch "systemkritische Produkte" für die Pharmaindustrie her. Dazu gehören Metzner zufolge beispielsweise auch Impffläschchen für COVID-19-Impfstoffe. Der Konzern produziert Verpackungen aus Spezialglas und Kunststoffen für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie.
Sollte die Gasversorgung für die Industrie in Deutschland rationiert werden - was er nicht glaube - "ziehen wir das As im Ärmel, dass wir wesentlicher Bestandteil des Gesundheitssystems sind", sagte Metzner.
Gleichwohl sei Gerresheimer dabei, die Abhängigkeit vom Gas deutlich zu reduzieren. Bis 2030 sei das Ziel, den CO2-Ausstoß zu halbieren, so Metzner. Der Düsseldorfer Konzern habe bereits begonnen, die Gasschmelzwannen - die größten Energieverbraucher - sukzessive durch Wannen zu ersetzen, die bis zu 50 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen beheizt und betrieben werden können, sagte er.
So reagiert die Gerresheimer-Aktie
Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer hat bei den Anlegern zunächst mit besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen gepunktet und die Jahresziele bestätigt. Nach einer kurzen Schwächephase steigerten dann Aussagen zur Gasversorgung erneut das Kaufinteresse.
Zeitweise steht via XETRA ein Kursplus von 3,10 Prozent auf 59,85 Euro zu Buche. Zeitweise hatte es in ersten Reaktionen sogar für einen Kurssprung um zehn Prozent bis auf 63,95 Euro gereicht. Damit hatten sie es auf das höchste Niveau sei Ende Juni geschafft und die 21-Tage-Linie angetestet, die allerdings zu einer hohen Hürde wurde.
Für die von Gerresheimer präsentierten Zahlen hatten Analysten im Schnitt weniger auf dem Zettel. Allerdings betonte ein Händler schon früh, dass vor allem das Thema Gasversorgung wichtig sei. Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte, ist man zuversichtlich, im Falle von Einschränkungen vorrangig Zugang zu Gaslieferungen zu erhalten. Nach Ansicht des Unternehmens dürfte die Glasindustrie zu den schützenswerten Branchen gehören - insbesondere Pharmaglas, dessen Produktion bei Gerresheimer viel Gas benötigt.
Konzernchef Dietmar Siemssen betonte in einer Telefonkonferenz mit Analysten zudem, dass Gerresheimer in wesentlichen Bereichen langfristige Gaslieferverträge und Absicherungsgeschäfte getätigt hat. Sollte es zu einer Gaspreisumlage kommen, dürften diese Bestand haben, was sogar ein Wettbewerbsvorteil wäre. Die zuvor ein wenig trägen Aktien zogen auf diese Äußerungen hin am Vormittag deutlich an.
Analysten werteten derweil auch die bestätigten Jahresziele des Konzerns positiv. Analyst Craig McDowell von JPMorgan etwa hob hervor, dass deren Bekräftigung etwas Erleichterung für die Anleger bringen dürfte. Er erwähnte dies auch vor dem Hintergrund dessen, dass die Aktien in den vergangenen Wochen stärker unter Druck geraten waren.
Der jüngste Rückfall bis auf 55,50 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit über vier Monaten wurde mit dem Kurssprung am Mittwoch zumindest vorerst abgehakt. Außerdem reduzierten die Papiere nun ihr Jahresminus etwas: Seit Jahresbeginn haben sie aber immer noch 28 Prozent an Wert verloren, was in etwa so viel ist wie die knapp 27 Prozent des MDax im selben Zeitraum.
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)
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