25.03.2015 14:27:00

Gemeinnützige zentrale Player im Wohnbau - Hälfte des Mehrgeschoßbaus

Mit einem Drittel der gesamten Neubauleistung bleibt die gemeinnützige Wohnungswirtschaft auch ohne das neue Wohnbaupaket der Regierung der zentrale Player im heimischen Neubaubereich. Im Mehrgeschoßwohnbau bestreitet sie sogar mehr als die Hälfte. In ihren 575.000 eigenen Miet- und Genossenschafts- sowie 253.000 Eigentumswohnungen lebt ein Fünftel der Menschen in Österreich.

Das Leistungshoch der 189 gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) von im Vorjahr 16.900 fertiggestellten Wohnungen (um 11 Prozent mehr als 2013) soll sich heuer fortsetzen, sagte GBV-Obmann Karl Wurm am Mittwoch bei der Bilanzpräsentation. Heuer rechnet der Verband mit 17.200 Fertigstellungen, ein kleines Plus von 2 Prozent. In den Jahren 2013 bis 2015 werden die GBV dann im Schnitt jährlich rund 16.400 Neubauwohnungen übergeben haben, eine deutliche Steigerung um 12 Prozent oder rund 1.500 Einheiten pro Jahr gegenüber dem vorhergehenden Jahrzehnt.

Ohne das neue Wohnbaupaket der Regierung würde die Bauleistung der Gemeinnützigen in den nächsten Jahren Richtung 16.000 und 15.000 jährlich sinken. Rechne man - "vorsichtig geschätzt" - rund 3.000 Stück jährlich aus dem Wohnbaupaket (also die Hälfte daraus) zu den sonst nur 90.000 der GBV in der Zeit hinzu, kämen die gemeinnützigen Bauträger binnen sechs Jahren doch auf "deutlich über 100.000 neue Wohnungen", so der Verbandsobmann. Das Wohnpaket sei also momentan "sehr gut platziert".

Mit über 30.000 in Bau befindlichen Wohnungen war 2013 ein seit dem Boom der zweiten Hälfte der 1990er Jahre nicht erreichtes Volumen erreicht worden - auch dank Großprojekten, die auch noch 2014 nachwirkten. Anfang 2015 standen jedoch nur noch 26.300 Einheiten in Bau, um 13 Prozent weniger als 2014, aber noch immer deutlich über dem langjährigen Schnitt. Von 24.300 Wohnungen, die voraussichtlich Anfang 2016 in Bau sein werden, sollten kommendes Jahr 14.000 fertig werden, 19 Prozent weniger als 2015.

Die Wohnbauförderungsleistung insgesamt ist in Österreich nicht mehr bedarfsdeckend, beklagte der GBV-Obmann. 2013 kam es noch zu knapp 27.000 Förderzusicherungen, 2014 konnte dieses Niveau mit 24.600 Zusagen nicht mehr gehalten werden (-9 Prozent). Das Förderjahr 2014 lag nur noch knapp über der Talsohle der Jahre 2011/12 von je rund 23.000 Zusicherungen. Das Gewicht bei den Förderungen hat sich mittlerweile vom Eigenheimsektor weg bewegt Richtung Geschoßwohnbau; dort lagen 2014 die 19.300 geförderten Einheiten zwar um 8 Prozent unter dem Jahr davor, aber deutlich über der "Flaute"-Zeit 2010-12.

Speziell in den Städten und Ballungsräumen sei der Nachfragedruck nach Wohnraum "enorm angestiegen", berichtete Wurm, vor allem nach günstigen Mietwohnungen. Speziell einkommensschwächere Menschen könnten sich am freien Markt nicht bedienen. Das würden auch die immer länger werdenden Vormerklisten bei den Gemeinnützigen belegen. Von 2009 bis 2014 hätten diese um über 60 Prozent zugelegt.

Der gestiegenen Wohnungsnachfrage stehe kein ausreichendes Angebot günstiger Mietwohnungen gegenüber - vor allem wegen der Reduktion des geförderten Geschoßwohnungsbaus in den letzten Jahren. Zwischen 2010 und 2013 hätten sich hier die geförderten Fertigstellungen um 30 Prozent auf einen Tiefststand von knapp 15.000 jährlich verringert. 2014 habe der geförderte Neubau mit 16.500 Wohnungen wieder etwas angezogen. Auch wenn nun wieder ein Anziehen auf 18.600 geförderte Geschoßwohnungen zu erwarten sei, könne dies den entstandenen Fehlbestand bei geförderten Einheiten nicht kompensieren. Auch habe sich das Kräfteverhältnis deutlich verschoben zwischen geförderten und freifinanzierten Neubauleistungen von 85 zu 15 im letzten Jahrzehnt auf zuletzt 55 zu 45, beklagte Wurm.

Unbedingt gedämpft werden müssten die Baukosten, verlangte der GBV-Obmann. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe es hier einen Anstieg um ein Drittel auf 1.800 Euro pro m2 gegeben - noch ohne Grundkosten, sonst wäre das Plus noch stärker. "Diese Dynamik muss eingegrenzt werden, sonst wird der Wohnbau unleistbar und wir brauchen bald die nächsten Wohnpakete." Die Grundpreise seien am explodieren, in Wien hätten sie sich pro m2 Wohnnutzfläche seit Anfang der 1990er Jahre fast verdreifacht.

Zudem plädierte Wurm einmal mehr für "ein Ende des Qualitäts-Hypes" im geförderten Wohnbau und für eine Rückkehr zu den kosteneffizienten energetischen Standards der "Wohnbauförderung 2010", die als Standardbauweise ein Niedrigenergiehaus vorgesehen haben, aber nicht noch mehr in Richtung Passivhaus, das aber ohnedies nicht mehr angestrebt werde. "Jede zusätzliche theoretisch eingesparte Kilowattstunde wird nämlich immer teurer", warnte Eva Bauer, die wohnwirtschaftliche Referentin des GBV.

(Schluss) sp/tsk

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