Gefälschtes Rutschauto im Museum - Immer mehr Plagiate aus Europa

SOLINGEN (dpa-AFX) - Produktfälscher werden immer dreister - und sie kommen nicht mehr nur aus China. Nachahmerprodukte kämen zunehmend auch aus Europa, berichtete die Sprecherin der Aktion "Plagiarius", Christine Lacroix, zum Start einer neuen Ausstellung im Solinger Museum "Plagiarius". Zuwachs hat das Produktfälschungsmuseum durch die aktuellen Preisträger der Negativ-Auszeichnung "Plagiarius 2018" bekommen, die ab Freitag jeweils als Original und als Fälschung gezeigt werden.

Mit dem Spielzeugproduzenten Wibit Sports aus Bocholt und dem Kinderfahrzeughersteller Puky aus Wülfrath sind zwei NRW-Unternehmen unter den Fälschungsopfern. Das seit etwa 15 Jahren zu den Verkaufsschlagern des Wülfrather Familienunternehmens gehörende knallrote Rutschauto sei von der Konkurrenz aus China "sehr nah" kopiert worden, beklagte der Leiter des Puky-Produktmanagements, Joachim Rao.

Statt des Traditionsnamens "Puky" klebt zwar auf dem Spielzeug der Schriftzug "Qidong", doch Farbe und Design sind kaum zu unterscheiden. Bei näherem Hinschauen erkenne man jedoch, dass minderwertige Teile verbaut worden seien, sagt Rao. Alle Bauteile wackelten, und auch die gesundheitliche Unbedenklichkeit des für das Spielzeugauto verbauten Kunststoffs sei zweifelhaft.

Auf den ersten Blick zu unterscheiden ist dagegen der Preis: Während die unverbindliche Preisempfehlung für das Original bei knapp 70 Euro liegt, wurde die Fälschung für zehn Euro im Internet angeboten. Eine Handhabe gegen eine derart dreiste Produktfälschung habe ein deutsches Unternehmen in der Regel nicht. "Es ist nahezu unmöglich, Gehör zu finden", sagte der Puky-Manager.

Dass auch asiatische Hersteller ins Visier von Produktfälschern kommen können, beweist dagegen der Bad-Artikel-Hersteller Immanuel Industrial aus Taiwan. Ein Plagiat seiner Bad-Accessoire-Serie "Royal" wurde über deutsche Online-Händler angeboten.

Laut EU-Kommission haben die EU-Zollbehörden allein 2015 mehr als 40 Millionen rechtsverletzende Produkte im Wert von mehr als 650 Millionen Euro an den EU-Außengrenzen beschlagnahmt. Laut Plagiarius wurde eine Steigerung von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Die Mehrheit der festgehaltenen Waren kam 2015 wieder aus China und Hongkong./uta/DP/zb