Krisengewinner |
08.02.2021 22:10:00
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Gefährliche Stärke: Darum könnte China zum Problem werden
• Bedeutung von China für deutsche Exporteure gestiegen
• Chinas wirtschaftliche Stärke könnte auch Probleme aufwerfen
Die Corona-Pandemie hat die Welt weiterhin fest im Griff. Doch während in den meisten Ländern die Wirtschaft aufgrund der zweiten Welle und des damit verbundenen Lockdowns erneut ins Stocken geraten ist, läuft der Wirtschaftsmotor in China, dem Ursprungsland des Virus, bereits wieder auf Hochtouren. So legte die Wirtschaft der Volksrepublik im vierten Quartal 2020 um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Im Gesamtjahr 2020 konnte China als einzige große Volkswirtschaft überhaupt ein Wirtschaftswachstum ausweisen - und lag damit sogar über den Erwartungen. So ist die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent gewachsen, während der IWF für das Reich der Mitte zuletzt nur ein Wachstum von 1,9 Prozent prognostiziert hatte. Das BIP habe dabei laut Angaben von Ning Jizhe, Chef der Nationalen Statistikbehörde in Peking, erstmals in einem Jahr die Marke von 100 Billionen Yuan überschritten.
So schaffte China 2020 ein Wirtschaftswachstum
Für chinesische Verhältnisse ist ein BIP-Wachstum von 2,3 Prozent zwar nicht gerade viel, das vergangenen Jahr war jedoch auch alles andere als normal: Auch im Reich der Mitte verbuchte die Wirtschaft im ersten Quartal einen heftigen Einbruch, als zahlreiche Betriebe aufgrund des drakonischen Lockdowns mit strengen Ausgangsbeschränkungen vorübergehend schließen mussten. Anders als in vielen anderen Ländern ist der chinesischen Wirtschaft im Anschluss jedoch dank üppiger Hilfen und Investitionen tatsächlich eine V-förmige Erholung gelungen. Denn die drastischen Maßnahmen der Regierung zeigten Erfolg: China hat das Virus seit dem Sommer größtenteils unter Kontrolle - erst in den vergangenen Wochen kam es lokal wieder zu vereinzelt größeren Ausbrüchen - und die Wirtschaft des Landes konnte sich somit schneller wieder erholen als anderswo. Das erwies sich laut "Redaktionsnetzwerk Deutschland" im weiteren Verlauf der Pandemie als Vorteil: Denn während die Wirtschaft in zahlreichen anderen Ländern aufgrund von Corona-Beschränkungen und Lockdowns noch gelähmt war, konnten chinesische Betriebe bereits wieder liefern und so laut "Reuters" Marktanteile gewinnen. Auch die Unternehmensberatung McKinsey kommt laut "Welt" zu dem Schluss, dass sich die rigorosen Maßnahmen in China wirtschaftlich gelohnt haben: "Länder, die ihre Zahl der COVID-19-Fälle erfolgreich reduziert haben, waren im Allgemeinen erfolgreicher beim Wiederankurbeln ihrer Wirtschaft", schrieb das Unternehmen in einem Briefing.
Das zeigt sich auch anhand der chinesischen Exportdaten: Im Gesamtjahr 2020 zogen die Ausfuhren um 3,6 Prozent an. Die starken Exportzahlen seien damit zu erklären, dass sich die chinesische Wirtschaft schnell auf die neue Nachfrage-Situation in anderen Staaten angepasst habe, sagte Max Zenglein vom China Institut Merics gegenüber dpa-AFX. So habe China unter anderem medizinische Ausrüstung wie Schutzmasken und technische Geräte wie Computer, Tablets und Smartphones sowie weitere Ausstattung fürs Homeoffice geliefert, die weltweit in der Corona-Krise stark nachgefragt wurden.
Deutschland profitiert von chinesischem Wachstum
Doch die Entwicklung verlief auch in umgekehrter Richtung - und wirkte sich somit zum Beispiel positiv für deutsche Unternehmen aus, die ebenfalls von der Stärke der chinesischen Wirtschaft profitieren konnten. So ist die Volksrepublik China jetzt laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) der zweitwichtigste Absatzmarkt für deutsche Exporteure - nach den USA und noch vor Frankreich. Auch der chinesische Automarkt zog zum Jahresende wieder an und half laut "Redaktionsnetzwerk Deutschland" somit der deutschen Schlüsselindustrie, die Einbußen in Europa durch hohe Verkäufe in China zumindest etwas zu kompensieren. Diese Entwicklung dürfte auch 2021 anhalten. So gab Volkswagen erst kürzlich bekannt, dass man aufgrund der Erholung der chinesischen Wirtschaft in diesem Jahr wieder mit einem "beträchtlichen Wachstum" auf dem wichtigen Absatzmarkt rechne. Laut "Redaktionsnetzwerk Deutschland" dürfen auch die deutschen Maschinenbauer und die Chemieindustrie mit mehr Aufträgen rechnen, da sie eng mit der Autoindustrie verknüpft sind.
Darum könnte Chinas neugewonnene Stärke aber auch zum Problem werden
"Egal wie oft man die chinesische Wachstumsstory hört, sie hat weiterhin das Potenzial zu schockieren und erstaunen", sagte der US-Historiker Adam Tooze gegenüber "Axios" - und das scheint nicht nur mit Blick auf das vergangene Jahr zuzutreffen, sondern auch für die nahe Zukunft. Denn wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" berichtet, erwartet der IWF, dass die chinesische Wirtschaft im aktuellen Jahr um acht Prozent zulegen wird. Zwischen 2022 bis 2025 soll sich die Wachstumsrate dann bei rund fünf Prozent einpendeln. Sollte diese Entwicklung zutreffen, könnte China bereits im Jahr 2028 zur größten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen, wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" unter Berufung auf Experten von Nomura berichtet. Bisher sei erwartet worden, dass China die USA an der Spitze der weltgrößten Volkswirtschaften frühestens 2030 ablösen würde. Nun könnte es dank der Corona-Effekte wohl zwei Jahre schneller gehen.
Doch Chinas wirtschaftliche Stärke könnte international auch zu einem Problem werden, denn das Selbstbewusstsein der Volksrepublik steigt durch die Erfolge des Landes bei der Pandemiebekämpfung und dem Wirtschaftswachstum - vor allem solange der große Rest der Welt in diesen Bereichen hinterherhinkt. Der Chef der Nationalen Statistikbehörde, Ning Jizhe, sprach bereits jetzt laut dpa-AFX bei der Veröffentlichung der Wachstumszahlen davon, dass die wirtschaftliche, wissenschaftliche und allumfassende Stärke Chinas einen weiteren großen Sprung gemacht habe. Mit dem neuen Niveau, das die nationale Stärke in den Augen Chinas erreicht hat, dürfte laut Einschätzung der "Augsburger Allgemeinen" auch der Ton im Umgang mit anderen Ländern rauer und Kompromisse noch schwieriger werden. Dabei gab es bereits im vergangenen Jahr einige politische Maßnahmen, mit denen China die Welt vor den Kopf gestoßen hat, so etwa das neue Sicherheitsgesetz für Hongkong oder die Aggressionen gegenüber Taiwan.
Doch auch wirtschaftlich könnte sich China in Zukunft selbstbewusster zeigen und sich stärker von anderen Ländern entkoppeln. So berichtet das "Redaktionsnetzwerk Deutschland", dass China in Zukunft seine Exportabhängigkeit reduzieren möchte, um unabhängiger von anderen Nationen zu sein. Dafür sollen die heimische Nachfrage gestärkt und Innovationen stärker gefördert werden. Für Unternehmen aus anderen Ländern könnte somit in Zukunft ein wichtiger Absatzmarkt zumindest teilweise wegbrechen. Die Volksrepublik mit ihren 1,4 Milliarden Einwohnern könnte laut "Welt" durch ihren riesigen Binnenmarkt jedoch wohl im Notfall auch ganz gut alleine klar kommen. Die Welt braucht China also offenbar mehr als China die Welt - auch das macht Chinas wirtschaftliche Stärke gefährlich.
Redaktion finanzen.at
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