19.10.2023 16:31:00
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Gasselsberger - Lieber Fürst in Linz als Satrap des Perserkönigs
Oberbank-Chef Franz Gasselsberger hält die Unabhängigkeit seines Hauses von der UniCredit Bank Austria sehr hoch. Am Donnerstag gab er ein emotionales Bekenntnis dazu ab, dass sein Institut seit 40 Jahren eigenständig sei - davor war es Teil der Creditanstalt (CA), die in der Bank Austria aufging. "Lieber der kleine Fürst in Linz als der Satrap des Perserkönigs im fernen Ägypten, das ist meine Devise", so Gasselsberger bei der Gewinn-Messe in Wien.
Hintergrund ist ein langjähriger Rechtsstreit zwischen der Drei-Banken-Gruppe und der UniCredit, mit dem die Großbank mehr Einfluss auf ihre früheren Tochterbanken Oberbank, BTV und BKS gewinnen will. Gasselsberger verwies auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofs (OGH). Dieses habe bestätigt, dass die Gruppenkonstruktion grundsätzlich zulässig sei, dass Kapitalerhöhungen der drei Banken rechtens waren und dass sie trotz Kapitalverflechtungen eigenständige Unternehmen sind. Der OGH habe den drei Banken in 22 Punkten recht gegeben, "es ist 22:0 ausgegangen", so der Oberbank-Chef heute. Wobei er womöglich nicht mehr Bank-Chef wäre, wenn es das seit fünf laufende Verfahren nicht gäbe. Der Wunsch, dieses Verfahren gut zu Ende zu bringen "ist auch einer der Gründe, warum ich noch hier sitze", sonst wäre ein anderer der Interviewpartner auf der Gewinn-Messe, so Gasselsberger.
Nun sei noch eine Entscheidung der Übernahmekommission offen. Die mündliche Verhandlung dazu sei vor drei Jahren über die Bühne gegangen. Von der Entscheidung werde auch die weitere Vorgangsweise in der Auseinandersetzung mit der UniCredit abhängen. Die UniCredit verfolgt aber auch noch andere Verfahren gegen die Drei-Banken-Gruppe.
Gasselsberger sprach sich auf der Gewinn-Messe auch für Einschränkungen bei der Vergabe von Wohnkrediten (KIM-Verordnung) aus. Schuld am Rückgang der Nachfrage nach Wohnungen seien die gestiegenen Preise bei gleichzeitig hohen Zinsen. Die Finanzmarktaufsicht habe aber recht, wenn sie vorschreibe, dass die Rückzahlungen für einen Kredit maximal 40 Prozent des Einkommens ausmachen dürfen. Solche Überlegungen würden von der Oberbank seit jeher gelebt, so Gasselsberger. Daher habe die Bank die Einschränkungen auch nicht gespürt.
"Wenn Leute 50 Prozent des Einkommens für die Kreditrate aufwenden, dann sind sie ja nur noch Sklaven der Bank. Das sehe ich nicht ein", so der langjährige Bankchef. Alle anderen würden die KIM-Verordnung als "etwas Furchtbares" sehen, aber die Aufsicht habe recht, "weil wir auch das Wohlergehen der Kunden im Auge haben müssen". Er sei gegen eine Aufweichung der Bedingungen.
tsk/cgh
ISIN AT0000625108 WEB http://www.oberbank.at
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