Führender Parlamentarier gibt IWF-Chefin Lagarde Rückendeckung

PARIS (dpa-AFX) - IWF-Chefin Christine Lagarde hat in ihrem Prozess Rückendeckung von einem führenden französischen Parlamentarier erhalten. "Frau Lagarde war eine gewissenhafte Ministerin und ging den Sachen auf den Grund", sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses der französischen Nationalversammlung, Gilles Carrez, am Donnerstag in Paris.

Der zur bürgerlichen Rechten gehörende Carrez wurde auf Initiative von Lagardes Verteidigung vom Gerichtshof der Republik angehört. Der früheren Wirtschafts- und Finanzministerin Lagarde wird vorgeworfen, durch fahrlässiges Handeln die Veruntreuung öffentlicher Gelder ermöglicht zu haben. Sie gab 2007 grünes Licht für ein Schiedsverfahren, das dem Geschäftsmann Bernard Tapie mehr als 400 Millionen Euro Entschädigung zusprach.

"Das Schiedsverfahren schien nicht unangemessen zu sein", resümierte Carrez. Es wies dabei sehr detailliert auf hohe Risiken beim Tapie-Rechtsstreit hin. Dieser war Anfang der 1990er Jahre ins Rollen gekommen. Tapie sah sich beim Verkauf seiner Anteile am deutschen Sportartikelherstellers adidas von der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais geprellt und forderte einen Ausgleich. Die Lösung war dann das Schiedsverfahren - der Schiedsspruch wurde aber inzwischen von Gerichten aufgehoben. Die Justiz ermittelt wegen Betrugsverdachts, es soll Verbindungen zwischen Tapie und einem der Schiedsmänner gegeben haben.

Lagarde, die inzwischen den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington leitet, hatte den Vorwurf der Nachlässigkeit zum Prozessauftakt am Montag zurückgewiesen. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu ein Jahr Haft und 15 000 Euro Strafe. Das Urteil wird am Dienstag (20. Dezember) erwartet./cb/DP/stk