US-Arbeitsmarkt belastet |
28.07.2022 17:52:00
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FMC- und Fresnius-Aktien kräftig abgestraft: Fresenius senkt Ausblick nach Gewinnwarnung von FMC
Ursprünglich wollte die größte Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius in diesem Jahr zu Gewinnwachstum zurückzukehren und sowohl Umsatz als auch Konzernergebnis im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich steigern.
Darüber hinaus zog Fresenius Medical Care angesichts der Ungewissheiten über die weitere Entwicklung des US-Arbeitsmarktes und des inflationären Umfelds sein Mittelfrist-Ziel bis 2025 zurück. Dieses sah eine durchschnittlichen jährlichen Umsatzsteigerung im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine durchschnittlichen jährlichen Steigerung des Konzernergebnisses im hohen einstelligen Prozentbereich vor.
"Am Ende des ersten Quartals haben wir mit einem länger anhaltenden Arbeitskräftemangel gerechnet. Eine so deutliche und schnelle Verschärfung konnten wir damals aber noch nicht absehen", sagte CFO Helen Giza. FMC prüft nach ihren Worten weiterhin Möglichkeiten, das Transformationsprogramm FME25, das sich mit in der ersten Jahreshälfte erzielten Einsparungen von 26 Millionen Euro auf Kurs befinde, zu beschleunigen und auszuweiten.
Im zweiten Quartal legte der Umsatz den weiteren Angaben zufolge um 10 (währungsbereinigt 1) Prozent auf 4,757 Milliarden Euro zu. Operativ verdiente die Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA mit 341 Millionen Euro 20 (währungsbereinigt 27) Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das Konzernergebnis sank um 33 (währungsbereinigt 39) Prozent auf 147 Millionen Euro.
Wie FMC weiter mitteilte, wurde der Start von Carla Kriwet als neue Vorstandsvorsitzende auf den 1. Oktober 2022 vorverlegt. Ursprünglich hätte sie den Posten vom amtierenden CEO Rice Powell erst zum 1. Januar 2023 übernehmen sollen.
Fresenius senkt nach FMC-Gewinnwarnung Ausblick für 2022
Der Gesundheitskonzern Fresenius hat seine Jahresprognose im Zuge der Gewinnwarnung der Dialyse-Tochter FMC gesenkt. Wie der Bad Homburger DAX-Konzern mitteilte, rechnet er im laufenden Jahr nun nur noch mit einem währungsbereinigten Konzernumsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich und einem Rückgang des währungsbereinigten Konzernergebnisses im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.
Bislang hatte die Fresenius SE & Co. KGaA für dieses Jahr mit einem währungsbereinigten Anstieg des Konzernumsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich und einem währungsbereinigten Anstieg des Konzernergebnisses im niedrigen einstelligen Prozentbereich geplant. Rund ein Drittel des FMC-Ergebnisses fließt in das Konzernergebnis der Fresenius SE ein. Bei der ebenfalls im DAX notierten Dialyse-Tochter schlagen die Verschärfung des Arbeitskräftemangels in den USA und die damit einhergehend stark gestiegenen Personalkosten heftig ins Kontor.
Die Umsatz- und Ergebnisprognosen der übrigen Fresenius-Unternehmensbereiche haben für dieses Jahr unverändert Bestand.
Die Fresenius SE geht den weiteren Angaben zufolge zudem davon aus, ihr mittelfristiges Konzernergebnisziel nicht mehr erreichen zu können. Dieses hatte für den Zeitraum 2020 bis 2023 auf einen organischen durchschnittlichen jährlichen Konzernergebnisanstieg am unteren Ende der Bandbreite von 5 Prozent bis 9 Prozent gelautet. Gleichzeitig präzisierte Fresenius das mittelfristige Konzernumsatzziel für den Zeitraum 2020 bis 2023 auf ein organisches durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum am unteren Ende der bisher erwarteten Bandbreite von 4 Prozent bis 7 Prozent.
Im zweiten Quartal setzte Fresenius den weiteren Angaben zufolge mit 10,02 Milliarden Euro 8 (währungsbereinigt 3) Prozent mehr um als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das bereinigte EBIT ging um 3 Prozent bzw währungsbereinigt um 9 Prozent auf rund 1 Milliarde Euro zurück. Der bereinigte Gewinn nach Steuern und Dritten verringerte sich um 5 (währungsbereinigt 9) Prozent auf 450 Millionen Euro.
"Als weltweit tätiger Gesundheitskonzern können auch wir uns den teils massiven Kostensteigerungen, zunehmenden Problemen in den globalen Lieferketten und Personalengpässen nicht entziehen", sagte Konzernchef Stephan Sturm. "Und im Gegensatz zu anderen Branchen können wir die damit verbundenen wirtschaftlichen Belastungen nicht kurzfristig über Preiserhöhungen weitergeben."
FMC stürzen ab nach Prognosesenkung - Fresenius unter Druck
Für die Aktionäre von Fresenius und deren Dialyse-Tochter FMC ist weiterhin kein Land in Sicht. Dieses Mal sorgte eine Senkung der Unternehmensziele für die nächste schwere Enttäuschung. Die Aktien gingen am Donnerstag auf Talfahrt. Börsianern zufolge überraschte mit Blick auf 2022 weniger die Prognosesenkung an sich als deren Ausmaß. Derweil fielen die vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal laut einem Marktbeobachter bei FMC ein wenig besser als erwartet aus, beim Mutterkonzern hingegen durchwachsen.
Die Fresenius-Titel büßten im XETRA-Handel letztlich 8,15 Prozent auf 25,02 Euro ein und waren damit so billig zu haben wie zum Corona-Crash im März 2020. Sie rutschten damit zudem weiter unter die 200-Tage-Linie, die als wichtiger Indikator für die langfristige Kurstendenz gilt. Noch schlimmer erging es den Papieren von FMC: Auch sie setzen sich von der 200-Tage-Linie weiter nach unten ab und verloren bis zum Handelsende 14,41 Prozent auf 37,43 Euro, was den niedrigsten Stand seit über zwölf Jahren bedeutete. Abzuwarten bleibt nun, ob sie sich über der Unterstützungszone knapp unter 40 Euro aus dem Jahr 2007 halten können.
Auch der Blick auf die Kursentwicklung seit Jahresbeginn dürfte den Aktionären wenig Freude bereiten: Bei Fresenius steht bislang ein Minus von 29 Prozent zu Buche, während FMC knapp ein Drittel an Wert verloren haben. Der deutsche Leitindex DAX hat in diesem Zeitraum um etwa 17 Prozent nachgegeben.
Eine Warnung von FMC sei naheliegend gewesen, kommentierte ein Händler. Dass aber auch der mittelfristige Ausblick zurückgenommen worden sei, dürfte nicht wirklich helfen. Die Prognosekürzung für das laufende Jahr selbst sei keine Überraschung, wohl aber ihr Ausmaß, ergänzte Analyst Tom Jones von der Privatbank Berenberg. David Adlington von der US-Bank JPMorgan geht davon aus, dass die "substanzielle Gewinnwarnung" des Dialyseanbieters und die gestrichenen Mittelfrist-Ziele die Konsensschätzungen für den bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) um rund 20 Prozent sinken lassen dürften.
Dagegen wurden die Prognosen für die übrigen Fresenius-Konzernteile - die Infusionstochter Kabi, den Krankenhausbetreiber Helios und den Dienstleister Vamed - bekräftigt. Die Geschäfte von Kabi und Helios hätten sich im zweiten Quartal zudem gut entwickelt, betonte Christian Ehmann vom Analysehaus Warburg Research.
Von Britta Becks
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)
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