Ausblick "noch erreichbar" |
02.03.2020 17:55:00
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Flughafen Wien schnürt "vorsorglich" Sparpaket wegen Coronavirus - Aktie verliert deutlich
Ein Update will das börsennotierte Unternehmen in vier bis acht Wochen geben. Bis Ende April werde man mehr wissen, erst dann sei eine seriöse Einschätzung möglich, so Jäger. Vorstandskollege Günther Ofner erklärte, noch sei es möglich, dass es zwar ein heftiger, aber kurzfristiger Einbruch sei. Die positive Prognose für das heurige Geschäftsjahr habe man noch nicht aufgegeben, sie sei aber nun mit "großer Unsicherheit" behaftet. Ofner sagte, dass die langfristige Entwicklung auch von anderen Krisen wie der SARS-Epidemie, der Aschewolke in Island oder der Finanzkrise vor zehn Jahren nicht gebremst worden sei. "Derartige Schocks hat es immer wieder gegeben", so Ofner. "So mild" wie bei SARS werde der Flughafen zwar nicht davonkommen, ergänzte Jäger. Er wäre aber überrascht, wenn es 2021 noch drastische Auswirkungen gebe.
Das Coronavirus trifft die Luftfahrtbranche aktuell mit voller Wucht. Zwischen Wien und China gibt es mittlerweile gar keine Flüge mehr. Nach dem Ausbruch in Italien ist die Nachfrage auch dorthin eingebrochen - Mailand sei, so Jäger, in den letzten Tagen ein "absolutes Desaster" gewesen. Die AUA, Wizz Air und andere Airlines haben ihre Flüge nach Italien schon reduziert. Dazu kommen abgesagte Großveranstaltungen in ganz Europa, zuletzt der Genfer Autosalon und die Reisemesse ITB in Berlin.
Seit einer Woche sieht der Wiener Flughafen die Krise auch an stark rückläufigen Passagierzahlen in Schwechat: Gab es am Montag, dem 24. Februar, gegenüber dem Vorjahrestag noch ein Passagierplus von 6,2 Prozent, ging es am Dienstag im Jahresabstand um 2,1 Prozent nach unten, am Mittwoch um 9,3 Prozent, am Donnerstag um 9,1 Prozent, am Freitag um 10,2 Prozent und am Samstag um 13,7 Prozent. Auch am Sonntag sei das Minus in der Größenordnung von zehn Prozent gelegen.
Noch immer Jänner hatte es geheißen, die Slots für Starts und Landungen würden heuer im Sommer zu den Stoßzeiten knapp. "Die Probleme, die wir vor einer Woche noch hatten, lösen sich mehr oder weniger in Luft auf", sagte Jäger. Wie sich die Krise auf den Preiskampf zwischen Lauda, Wizz Air und Level auswirken wird? "Da, glaube ich, werden die nächsten Wochen sicherlich sehr spannend zu beobachten sein", so Jäger.
Derzeit spielt der Flughafen alle Szenarien durch. Wesentlich sei, ob die Krise vor dem Sommer vorbei ist oder ob sie anhält, sagte Jäger. Laut Ofner bereitet man verschiedene Sparmaßnahmen vor, die je nach Entwicklung in Kraft treten sollen. Nicht notwendige Aufwendungen würden zurückgestellt oder gestrichen, eine Höhe für die Sachkostenreduktion nannte der Vorstand jedoch nicht. Auch Urlaube und Überstunden sollen nun abgebaut werden. Für die Hauptreisezeit im Sommer hätten eigentlich hunderte neue Mitarbeiter aufgenommen werden sollen. Ob es einen Einstellungsstopp oder gar einen Stellenabbau geben wird, hänge ebenfalls davon ab, wie sich die Krise entwickelt. Es liefen jedenfalls auch Vorbereitungen für ein Sozialpaket, um in "Ultima Ratio" Mitarbeiter abzubauen. Klarheit soll es bis Ende April geben.
Der Flughafen berichtete am Montag eigentlich über seine Rekordzahlen des Vorjahres. Der Umsatz stieg wegen des Billigflieger-Booms um 7,2 Prozent auf 858 Mio. Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 14,3 Prozent auf 252 Mio. Euro und der Nettogewinn um 15,7 Prozent auf 175,7 Mio. Euro. "Selten liegen Freud und Leid so nahe beisammen", meinte Ofner. Auch die Aktionäre dürfen sich freuen, sie erhalten heuer eine um ein Viertel höhere Dividende. Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung eine Ausschüttung von 1,13 Euro je Aktie vor. Kopfzerbrechen dürfte den Börsianer derzeit aber mehr der Kurs bereiten: Die Aktien des Flughafens verloren am Montag bis Mittag - nach dem Absturz in der Vorwoche - weitere 2,8 Prozent. Ofner hält die momentane Börsenreaktion für "etwas übertrieben". Er meinte, für mutige Anleger wäre dies ein günstiger Einstiegszeitpunkt.
Der Flughafen betonte angesichts der Krise seine Finanzkraft. Die Nettoverschuldung sei 2019 von 198 auf 81 Mio. Euro gesenkt worden. "Wir stehen daher sehr krisenfest dar", sagte Ofner. Das Unternehmen sei in hohem Maße liquide. "Wir könnten bis zu 1,5 Mrd. Euro locker finanzieren." An langfristigen Investitionsvorhaben wie der Erweiterung der Terminals hält der Vorstand fest. Auch am Zeitplan für den Bau der dritten Piste ändere sich durch die Corona-Epidemie nichts.
Im heimischen Handel verlor die Aktie schließlich 2,48 Prozent auf 29,49 Euro. APA
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