Wegen Corona-Krise |
18.08.2020 17:35:38
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Flughafen Wien rutscht im zweiten Quartal in die Verlustzone - Aktie gibt ab
Der Flughafen erwartet heuer - die Kurzarbeit mitgerechnet - über hundert Millionen Euro an Coronahilfen von der Regierung, stellt sich aber auf eine längere Durststrecke ein. Bei der Entscheidung zum Bau der dritten Piste will der Vorstand die nächsten Jahre abwarten. Den Airlines und den Shopbetreibern in den Terminals kommt der Flughafen finanziell entgegen.
Der Flughafen Wien ist wegen der Coronavirus-Pandemie im zweiten Quartal in die Verlustzone gerutscht. Stand Ende März noch ein Gewinn von 16,1 Mio. Euro zu Buche, beträgt der Verlust zum Halbjahr nun 18,2 Mio. Euro. Der Umsatz brach in der ersten Jahreshälfte um mehr als 50 Prozent auf 195,8 Mio. Euro ein. Der Flughafen, der auch die Airports auf Malta und in Kosice betreibt, war vor der Krise von guten Ergebnissen verwöhnt. Im ersten Halbjahr 2019 schrieb das Unternehmen noch einen Nettogewinn von 82,9 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis - mit minus 16,2 Mio. Euro nun ebenfalls negativ - lag im Vorjahreszeitraum noch bei 117,2 Mio. Euro.
"Vom zweiten Quartal ausgehend, kann es eigentlich nur leicht und schrittweise besser werden, wobei es natürlich sehr davon abhängen wird, wann gibt es eine Impfung oder ein wirksamen Medikament gibt", sagte Ofner. Das bedeute aber nicht notwendigerweise, dass man wieder auf dem Niveau von 2019 landet. Auch sein Vorstandskollege Julian Jäger dämpft die Erwartungen, auch weil Unternehmen in der Krise ihre Reisebudgets kürzen und ein Teil der Flüge durch Videokonferenz ersetzt werden wird. "Was mir vernünftig und realistisch erscheint, ist, dass zu einer Erholung auf das Niveau von 2019 zwischen 2024 und 2027 kommt", so Jäger mit Blick auf Prognose des Airlineverbands IATA. "Wobei man in unserem Fall dazu sagen muss, dass 2019 ein absolutes Rekordjahr war. Wir sind binnen 24 Monaten von 24 auf 31 Millionen Passagiere gewachsen, was eine Rückkehr auf dieses Niveau nochmals ein bisschen erschwert."
Die Frage der dritten Piste stellt sich für den Flughafen-Vorstand vorerst nicht, "Abwarten" heißt hier die Devise. "Ich glaube, dass es jetzt nicht unmittelbar eine Entscheidungsnotwendigkeit gibt, weil wir ja auch im anderen Szenario nicht wirklich vor 2024 beginnen hätten können. Und insofern können wir jetzt einfach abwarten, wie die Dinge sich weiterentwickeln", sagte Ofner. Allerdings: "Ich würde das Projekt jetzt deswegen nicht als unnötig oder als überholt ansehen, weil grundsätzlich glaube ich, wenn eben die Gründe, die heute zu den Restriktionen im Reiseverhalten führen, weggefallen sind, dass es wieder Normalität geben wird. Dann wird es wieder Wachstum geben. Es kann schon sein, dass der Bedarf weiter nach hinten rückt, aber das heißt nicht, dass man heute sagen könnte, sie wird nicht gebraucht", sagte Ofner. Eine Frist für den Baubeginn gibt es laut dem Vorstand nicht. Auch Jäger meint, es wäre völlig falsch, jetzt zu entscheiden und das Projekt zu verwerfen. "Wir haben zum Glück noch die Zeit abzuwarten."
Die Kurzarbeit für die rund 6.000 Mitarbeiter, die der Flughafen Wien AG heuer rund 80 bis 90 Mio. Euro an Lohnkosten erspart, wird der Flughafen wohl noch länger brauchen. Ofner erwartet, dass es die Möglichkeit der Kurzarbeit für besondere betroffene Branchen auch nächstes Jahr noch geben wird. Längerfristig wollte sich der Manager nicht festlegen: "Wir müssen einfach auf Sicht fahren". Der Flughafen, an dem Wien und Niederösterreich je 20 Prozent halten, schnürte bereits ein 220 Mio. Euro schweres Sparprogramm und kürzte die Investitionen um 100 Mio. Euro.
Den Geschäftsinhabern in den Terminals und den Airlines kommt der Airport finanziell entgegen. Die Geschäftsmieten, deren Höhe an den Umsatz gekoppelt ist, seien bis Ende August gestundet, man komme den Mietern auch bei den Mindestmieten und den Vertragslaufzeiten entgegen und setzte auf langfristige Partnerschaften, so Jäger. Den Fluggesellschaften wiederum erlässt der Flughafen seit April bis Jahresende die Landegebühren, die rund 20 Prozent der Gebühren ausmachen. Und Airlines die 2021 65 Prozent der Kapazität von 2020 anbieten, erhalten zwischen zwei und vier Euro pro Passagier rückvergütet. Die Rabatte liegen, wie der Vorstand sagte, derzeit im Verkehrsministerium zur Genehmigung. Das bisherige Incentiveprogramm wurde mit 29. März 2020 wegen der Pandemie ausgesetzt.
Die Aktie des Flughafen Wien verlor im Wiener Handel letztlich 0,79 Prozentauf 25 Euro.(Schluss) pro/bel
APA
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