Bärenmarkt abgewendet? |
21.03.2019 20:03:00
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Finanzexperten prognostizieren weitere Aufwärtsbewegung in Europa
Abschwung in Europa
In den letzten Wochen und Monaten häuften sich Meldungen, nach denen sich die Weltwirtschaft merklich abgekühlt hätte. Auch an den europäischen Märkten war der Abschwung deutlich spürbar. So ging es mit einigen Aufs und Abs mit dem EURO Stoxx 50 bis zum Jahresende 2018 kontinuierlich bergab. Insgesamt verlor der europäische Index im vergangenen Jahr 14,01 Prozent, wobei das 52-Wochen-Tief bei 2.908,70 Zählern Ende Dezember erreicht wurde. Die Abwärtsbewegung hat längst dazu geführt, dass sich führende Forschungs- und Kreditinstitute gezwungen sahen, ihre Prognosen für 2019 nach unten zu korrigieren. So gab EZB-Chef Mario Draghi nach dem jüngsten Zinsentscheid bekannt, dass der volkswirtschaftliche Stab der EZB für dieses Jahr lediglich mit einem BIP-Wachstum von 1,1 Prozent rechne, statt wie bisher 1,7 Prozent.
Konjunktursorgen in Deutschland
Auch Europas größte Volkswirtschaft, Deutschland, sah sich in den vergangenen Wochen mit mehreren gesenkten Wachstumsprognosen konfrontiert. So korrigierten die Forschungsinstitute ifo und DIW unabhängig voneinander ihre Ausblicke nach unten. Und auch die OECD senkte die Wachstumsprognose von 1,6 auf 0,7 Prozent.
Abflauendes Wirtschaftswachstum in China
Angetrieben wurden die weltweiten Wirtschaftssorgen insbesondere durch ein abflauendes Wachstum in China. So stellte der chinesische Premier Li Keqiang während des Volkskongresses Anfang März für das Jahr 2019 ein Wachstum von 6 bis 6,5 Prozent in Aussicht. Wie die dpa berichtet, wäre dies der niedrigste Anstieg seit fast 30 Jahren. Und auch das chinesische Haushaltsdefizit soll weiter steigen - auf 2,8 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Auswirkungen auf Europa
Europa ist durch über Jahre gewachsene Wirtschaftsbeziehungen eng mit dem Land der Mitte verbunden. Folglich ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Abschwung in Asien auch hierzulande deutlich zu spüren ist und den europäischen Markt beeinflusst. "Ein nicht zu verachtender Teil von Europas Abschwung im vergangenen Jahr war China geschuldet. Der tiefe Wachstumseinschnitt dort hat Europa, angesichts der Sensibilität Europas gegenüber Handel und Export, stark in Mitleidenschaft gezogen", so der Spezialist für europäische Aktien von Morgan Stanley, Graham Secker. Hinzu kommt der US-chinesische Handelsstreit, der sich schon über Monate hinzieht und weltweit für Unsicherheit sorgt.
Aufschwung in Sicht?
Jedoch ist noch nicht aller Tage Abend. Die Zeichen mehren sich, dass der Abschwung vielleicht doch nur von vorübergehender Natur ist. So konnte der EURO Stoxx 50 seit Beginn dieses Jahres schon 12,82 Prozent zulegen (Stand: Schlusskurs vom 15.03.2019). Und auch die Finanzexperten von Goldman Sachs und Morgan Stanley gaben sich jüngst wieder zuversichtlich gegenüber Europa, wie Bloomberg berichtet.
Goldman Sachs zuversichtlich
Für Goldman Sachs sind hierbei die kürzlich veröffentlichten Industriedaten der Eurozone ein wichtiger Indikator. So sei die Produktion mit einem Anstieg von 1,4 Prozent deutlicher gewachsen als erwartet. Insbesondere Frankreich, Italien und Spanien konnten Bloomberg zufolge mit starken Industriedaten überzeugen. Ein positives Zeichen, meint Jari Stehn von Goldman Sachs: "Es gibt einige vorsichtige Anzeichen dafür, dass der schlimmste Abschwung hinter uns liegt". Dementsprechend sagte der Marktexperte für das zweite Halbjahr 2019 ein Eurozonen-Wachstum von 1,4 Prozent voraus. Günstige Impulse könnten des Weiteren durch Steuererleichterungen, sinkende Ölpreise und einem zunehmenden Lohnwachstum geschaffen werden.
Auch Morgan Stanley bullish
Auch Morgan Stanley-Analyst Secker gibt sich zuversichtlich. So seien die spezifischen Probleme der einzelnen europäischen Länder, die in 2018 an Bedeutung gewannen, rückläufig. Als Beispiel führt Secker die deutsche Autoindustrie an. Tatsächlich sind die Neuzulassungen im Februar 2019 zum ersten Mal seit fünf Monaten wieder gewachsen, um 2,7 Prozent. Des Weiteren könnte sich, Secker zufolge, der Anstieg von Exportaufträgen im chinesischen Einkaufsmanagerindex positiv auf die europäische Wirtschaft auswirken. So verlautet Secker bei Bloomberg: "Wir glauben, dass der Trübsinn übertrieben ist und dass es in Europa so aussieht, als könne es bald positiv überraschen".
Redaktion finanzen.at
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