Ende einer Ära |
23.07.2018 10:07:00
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Ferrari- und Fiat-Titel leichter: Marchionne muss Chefposten aufgeben
In "tiefer Trauer" teilte Fiat am Samstag mit, dass es im Laufe der vergangenen Woche zu unerwarteten Komplikationen gekommen sei, die sich in den letzten Stunden erheblich verschlechtert hätten. Marchionne könne seine Arbeit als Fiat-Chef sowie als Präsident und Vorstandschef von Ferrari nicht wieder aufnehmen, erklärten die Unternehmen.
Eigentlich sollte Marchionne an der Schulter operiert werden und sich davon schnell erholen. Doch seit Freitag kursierten Gerüchte, wonach Konzernspitzen auf der Suche nach einem Nachfolger seien.
"Ich bin zutiefst betrübt, von dem Gesundheitszustand von Sergio zu erfahren", erklärte Elkann. "Es ist eine Situation, die ein paar Jahre undenkbar gewesen wäre, und die uns alle mit einem Gefühl von Ungerechtigkeit zurücklässt." Der Belegschaft schrieb der Manager den "schwierigsten Brief, den ich je geschrieben habe" und schloss eine Rückkehr von Marchionne aus.
Die italienischen Zeitungen schrieben am Sonntag vom "Ende einer Epoche". Der Italo-Kanadier war 2004 an die Fiat-Spitze gerückt, als das Unternehmen kurz vor der Pleite stand. Zehn Jahre später fädelte er die Übernahme des ebenfalls schwer angeschlagenen US-Rivalen Chrysler ein.
Seit der Fusion im Herbst 2014 stieg der Wert der Aktie um fast 350 Prozent - und damit so stark wie bei keinem anderen Unternehmen aus der Branche. Als elementares Vermächtnis von Marchionne gilt auch die Fokussierung auf Nischenmarken. Ex-Ministerpräsident Paolo Gentiloni würdigte seine "extraordinäre Arbeit", seinen Mut und seine Vision.
Dass nun Manley die Führung der Automobilgruppe übernimmt, steht in Einklang mit der Strategie für die kommenden fünf Jahre, die Marchionne Anfang Juni noch vorgestellt hatte. Als Ertragsperle des Konzerns steht Jeep bei der Zukunftsplanung im Fokus, der Erfolg wird vor allem Manley zugeschrieben. Der Brite gehört seit vielen Jahren zum Top-Management des Autobauers.
Der Übergangsprozess an der Spitze des Unternehmens war bereits eingeleitet worden, da sich Marchionne 2019 von dem Posten verabschieden wollte. Rückzugspläne bei Ferrari waren hingegen nicht bekannt. Zum Ferrari-Vorstandschef ernannte der Aufsichtsrat Louis C. Camilleri, der zuvor unter anderem leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris innehatte.
In Marchionnes Zeit bei Fiat Chrysler fielen auch Vorwürfe, wonach der Autobauer ebenfalls bei Abgaswerten betrogen haben soll. Den Verdacht gab es nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Der Hersteller wies dies stets zurück.
Zum Ende seiner Karriere bei Fiat Chrysler hatte Marchionne sein letztes großes Ziel erreicht und die Schuldenfreiheit des Unternehmens für Ende Juni verkündet.
Als Ferrari-Präsident galt Marchionne in der Formel 1 als harter Verhandlungspartner. Er drohte bereits mit dem Ausstieg von Ferrari, wenn die Regeln, die ab 2021 in Kraft treten, nicht so sein sollten, wie Ferrari sich das vorstellt. Das Team von Formel-1-Pilot Sebastian Vettel hatte er öffentlich mehrmals klar kritisiert.
Der überraschend frühe Abschied von Konzernchef Sergio Marchionne hat am Montag die Aktien des Autobauers Fiat Chrysler und der Tochter Ferrari massiv belastet: Mit Kursverlusten von 2,77 beziehungsweise 3,63 Prozent gehörten sie zu den schwächsten Werten im Mailänder FTSE MIB-Index.
Marchionne werde Fiat-Chrysler an vielen Fronten fehlen, kommentierte Analyst Brian Johnson von der britischen Investmentbank Barclays. Die Marktbewertungen dürften sinken. Etwas zuversichtlicher äußerte sich Max Warburton vom US-Analysehaus Bernstein Research - zumindest zu Fiat Chrysler. Zwar sorge auch er sich, ob der Konzern ohne den Architekten, Ingenieur und Chefpilot Marchionne seine Erfolgsgeschichte fortsetzen könne. Doch ungeachtet der Fragezeichen, die hinter dessen Nachfolgern stünden, erschienen die Kursrisiken begrenzt. Dagegen bereitet Warburton bei Ferrari die hohe Bewertung an der Börse Kopfschmerzen. TURIN (dpa-AFX)
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