Unter Beobachtung 10.08.2018 10:50:41

EZB sorgt sich anscheinend um Banken mit starkem Türkei-Engagement - Banken-Aktien unter Druck

EZB sorgt sich anscheinend um Banken mit starkem Türkei-Engagement - Banken-Aktien unter Druck

Vor allem die Großbanken BBVA, BNP Paribas und UniCredit stünden deshalb unter besonderer Beobachtung, berichtete die "Financial Times" (FT) am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Situation sei aber noch nicht kritisch.

Die Folgen des starken Kursrückgangs der türkischen Lira sollen dem Bericht zufolge sehr genau beobachtet werden. So könnten sich viele türkische Kreditnehmer nicht ausreichend gegen den Kursverfall der heimischen Währung abgesichert haben und so bei den auf Euro oder Dollar laufenden Krediten Zahlungsprobleme kommen.

Derzeit haben Banken in der Türkei einer aktuellen Aufstellung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Kredite in Höhe von 148 Milliarden Dollar und von 110 Milliarden Euro vergeben - der Großteil davon kommt aus dem Ausland.

Das höchste Risiko tragen den BIZ-Daten zufolge derzeit die spanischen Großbanken, die Kredite über rund 83 Milliarden Dollar vergeben haben - aus Frankreich und Italien kommen 38 Milliarden Dollar beziehungsweise 17 Milliarden Dollar. Vertreter der Banken und der EZB wollten die Informationen der Zeitung nicht kommentieren, hieß es in dem Bericht.

Banken-Aktien unter Druck

Angesichts der Marktturbulenzen in der Türkei sind am Freitag die Aktien europäischer Banken besonders stark unter Druck geraten. Der Verfall der türkischen Lira und hohe Kursverluste türkischer Staatsanleihen lasteten auf dem europäischen Bankensektor, dessen Branchenindex um 1,4 Prozent nachgab. Auch die Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank ließen Federn.

Die türkische Lira geriet am Morgen in einen Abwärtsstrudel. Die Investoren hätten im großen Stil türkische Aktien und Anleihen verkauft und sorgten damit für immer mehr Abwertungsdruck, hieß es in einer Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg. "Mittlerweile spielen die Märkte durchaus einen Default der Türkei durch, die Prämien der Kreditausfallversicherungen (CDS) kletterten auf mehrjährige Höchststände." Mit Default wird der Ausfall eines Schuldners bezeichnet.

Aktien der spanischen BBVA büßten in Madrid 3,6 Prozent ein auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2016. Sie waren größter Kursverlierer im Leitindex IBEX-35. Ähnlich das Bild an der Mailänder Börse, wo die Anteile von Unicredit 3,4 Prozent verloren und damit ebenfalls das Schlusslicht im Leitindex FTSE-MIB waren. In Paris zählten die Aktien der Großbank BNP Paribas mit einem Abschlag von 3,3 Prozent ebenfalls zu den größten Verlierern.

Wie zu Zeiten der Griechenland-Krise fürchten Investoren, dass die sich zuspitzende Krise in der Türkei auf das europäische Bankensystem übergreifen könnte. Dieses auch Ansteckungsgefahr genannte Szenario ließ am Freitag auch die Papiere der Commerzbank um 2,3 Prozent nachgeben und die der Deutschen Bank um 3,3 Prozent. Auf den Aktien der Deutschen Bank lastete allerdings auch noch ein negativer Kommentar von Morgan Stanley.

Allerdings dürften die deutschen Banken nach Ansicht von Experte Carsten Hesse von der Berenberg Bank nicht zu den am stärksten von der Türkei-Krise betroffenen Geldhäusern zählen. Am meisten seien die Banken Spaniens, Frankreichs und Italiens in türkischen Staatspapieren engagiert, insgesamt mit 135 Milliarden Euro. "Alles in allem scheint die Belastung des Bankensystems der Eurozone zu gering zu sein, um eine größere Krise auszulösen", schrieb der Ökonom in einem Marktkommentar.

LONDON (dpa-AFX)

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Bildquelle: A.Hesse,Faraways / Shutterstock.com

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