18.08.2016 13:40:46
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EZB sieht Banken als Risiko für geldpolitische Transmission
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)-- Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bei seinen Beratungen am 21. Juli über die Notwendigkeit diskutiert, die Übertragung seiner geldpolitischen Signale an die Realwirtschaft sicher zu stellen. Dabei betrachtet er die Banken des Euroraums als ein Risiko, wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Sitzung hervorgeht.
Im Hinblick auf die Konjunktur des Euroraum ist laut EZB vorsichtiger Optimismus angebracht. Das Basisszenario einer moderaten Konjunkturerholung bei steigenden Inflationsraten sei intakt. Gleichwohl will die EZB die ökonomischen und finanziellen Entwicklungen in den nächsten Monaten genau beobachten, um die Auswirkungen des Votums der Briten für einen EU-Austritt des Landes besser abschätzen zu können.
Wörtlich heißt es in dem Sitzungsprotokoll: "Das unsichere Umfeld macht eine genaue Beobachtung der wirtschaftlichen und Finanzmarktentwicklungen notwendig. In diesem Zusammenhang muss der geldpolitische Transmissionsprozess, der bisher gut funktioniert hat, genau beobachtet werden. Es muss sicher gestellt werden, dass die Übertragung der akkommodierenden Geldpolitik zur Realwirtschaft nicht gefährdet ist. Dabei müssen auch die Risiken für die bankbasierte Transmission und die Auswirkungen für die Kosten und die Verfügbarkeit von Krediten berücksichtigt werden."
Viele Ökonomen und Banker sehen die Gefahr, dass die negativen Einlagenzinsen der EZB die Banken so stark unter Druck setzen, dass diese die Kreditzinsen anheben oder weniger Kredite vergeben.
Der EZB-Rat sah laut Protokoll die Notwendigkeit, noch einmal die Bereitschaft und Fähigkeit zu betonen, falls erforderlich alle verfügbaren Instrumente zum Erreichen des Inflationsziels einzusetzen. Allerdings sollten dabei keine ungerechtfertigten Erwartungen hinsichtlich des künftigen geldpolitischen Kurses geweckt werden.
Angesichts der hohen Unsicherheit und der schwachen Lohn- und Preisdynamik will der EZB-Rat künftig verstärkt über Lohntrends, Inflationserwartungen, die mittelfristige Ausrichtung der Geldpolitik und den Zeithorizont diskutieren, für den eine sehr akkommodierende Geldpolitik angemessen ist.
Bei der Sitzung im Juli hatte der EZB-Rat weder am Zinsniveau noch am Zuschnitt seiner unkonventionellen Maßnahmen etwas geändert. Beobachter hatten im Vorfeld gemutmaßt, dass es bei den Anleihekaufprogrammen zu Änderungen kommen könnte, die das Volumen der ankaufbaren Papiere erhöhen würde. Zu derartigen Anpassungen kam es jedoch nicht. Im Protokoll findet dieses Thema keine Erwähnung.
Draghi hatte allerdings die Entschlossenheit des EZB-Rats unterstrichen, falls erforderlich entschlossen Maßnahmen zu ergreifen. Manche Beobachter erwarten, dass die EZB ihre Geldpolitik wegen der niedrigen Inflation und der gesunkenen Inflationserwartungen am Jahresende erneut lockern wird.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/smh
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August 18, 2016 07:30 ET (11:30 GMT)
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