07.10.2021 16:26:41
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EZB/Schnabel: Vollkommener Inflationsrückgang 2022 nicht sicher
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die derzeit erhöhte Inflation im Euroraum beruht nach Aussage von EZB-Direktorin Isabel Schnabel zu einem großen Teil auf vorübergehenden Faktoren, die mit der Öffnung der Wirtschaft nach den pandemiebedingten Lockdowns zu tun haben. Schnabel sagt bei einer Konferenz der Cleveland Fed laut veröffentlichtem Redetext, bisher gebe es keine Anzeichen, dass sich diese erhöhte Inflation über Zweitrundeneffekte verfestige. Sie sagte aber auch: "Es wäre jedoch verfrüht zu behaupten, dass die derzeitige Preisdynamik im nächsten Jahr vollständig nachlassen wird."
Wie lange der Inflationsdruck anhalten wird, hängt Schnabel zufolge davon ab, ob sich der durch die Pandemie aufgewirbelte Staub im Zuge der wirtschaftlichen Erholung weiter legen wird. "Es gibt mehrere Unsicherheitsfaktoren, die zu einem anhaltenden Inflationsdruck führen könnten", sagte sie. Als eine von ihnen identifizierte Schnabel die Inflationserwartungen.
Sowohl die umfrage- als auch die marktbasierten Inflationserwartungen sind nach ihrer Aussage deutlich gestiegen, sie liegen aber unterhalb des Inflationsziels von 2 Prozent. Aber wie verlässlich sind diese Indikatoren? Schnabel verwies auf Forschungsergebnisse, denen zufolge die Inflationsprognosen so genannter Professional Forecasters zu wenig von öffentlich verfügbaren Preisinformationen und zu stark von privaten Preisinformationen beeinflusst sind.
Nächster Kritikpunkt: Aus Finanzmarktgrößen abgeleitete "Punktprognosen" der Inflation liefern keine Informationen über die Verteilung der Erwartungen. Aber die haben sich laut Schnabel in den vergangenen Monaten verschoben. "Nachdem die marktbasierten Verteilungen der Inflationserwartungen über einen langen Zeitraum hinweg anhaltend abwärts gerichtet waren, hat die Wahrscheinlichkeit optionsimplizierter Inflationsraten von über 2,0 Prozent in den nächsten fünf Jahren kürzlich mit 40 Prozent den höchsten Stand seit 2012 erreicht", merkte sie an.
Als weiteren Unsichereitsfaktor nannte die EZB-Direktorin Verhaltensänderungen, die den Zusammenhang zwischen Arbeitsmarkt und Inflation beeinflussen könnten, die so genannte Phillips-Kurve.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/kla
(END) Dow Jones Newswires
October 07, 2021 10:27 ET (14:27 GMT)
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