Nicht nur Anleger enttäuscht 14.01.2016 15:01:46

EZB-Protokoll - Einige Ratsmitglieder wollten mehr

Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervor und deutet darauf hin, dass die an den Finanzmärkten als sehr enttäuschend wahrgenommene geldpolitische Lockerung nicht nach dem Geschmack aller Ratsmitglieder war.

   Laut Protokoll plädierten einige Mitglieder des Rats für eine stärkere Senkung des Einlagenzinses als die beschlossene. Andere dagegen warnten vor den Nebenwirkungen eines solchen Schritts, der aus ihrer Sicht sogar zu einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen hätte führen können.

   Der EZB-Rat hatte am 3. Dezember beschlossen, den Satz für Bankeinlagen um 10 Basispunkte auf minus 0,30 Prozent zu senken. Er verlängerte außerdem das Wertpapierankaufprogramm im Monatsvolumen von 60 Milliarden Euro um sechs Monate, beschloss die Wiederanlage von Mitteln aus fällig werdenden Papieren und erlaubte den Ankauf bestimmter Anleihen bestimmter Gebietskörperschaften. Zudem wurde die Liquiditätszuteilung nach Wunsch der Banken bis Ende 2017 verlängert.

   Laut Gesprächsprotokoll gab es für dieses Gesamtpaket eine breite Unterstützung im Rat. Nach dem Meeting hatten mit den Gesprächen vertraute Personen gesagt, der EZB-Rat habe mehrheitlich exakt den Vorschlägen Draghis entsprochen.

   Gleichwohl enttäuschte die EZB die Anleger. Einige Marktteilnehmer hatten eine noch stärkere Senkung des Einlagenzinses erwartet, andere eine Erhöhung des monatlichen Ankaufvolumens. Das lag vor allem an der Kommunikation von EZB-Präsident Mario Draghi und an der Wahrnehmung an den Märkten, dass Draghi stets versuche, positive Überraschungen zu liefern. Infolge der Enttäuschung wertete der Euro massiv auf und der Bund-Future verzeichnete einen der größten Verluste seiner Geschichte.

   Im Sitzungsprotokoll heißt es dazu: "Das Ergreifen geldpolitischer Maßnahmen sollte nicht als Ergebnis einer ungemessenen Beeinflussung durch Markterwartungen missverstanden werden." Vielmehr stehe es im Einklang mit der jüngsten Kommunikation des Rats und mit seiner Reaktionsfunktion im Bezug auf den Inflationsausblick.

   Zudem bezeichneten Mitglieder des EZB-Direktoriums die im Vorfeld der Ratssitzung entstandenen Erwartungen als "stark übertrieben".

  FRANKFURT (Dow Jones)

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