18.02.2016 14:00:46

EZB laut Protokoll besorgt über Zweitrundeneffekte niedriger Inflation

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bei den Beratungen am 21. Januar 2016 große Besorgnis wegen des niedrigen Inflationsdrucks geherrscht. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Sitzungsprotokoll hervorgeht, diskutierten die Mitglieder mögliche Zweitrundeneffekte der vor allem ölpreisbedingt niedrigen Teuerung. Auch für das Wachstum sahen sie vor allem Abwärtsrisiken. Die nächste Sitzung des EZB-Rats findet am 10. März statt. Beobachter rechnen überwiegend damit, dass die EZB ihre Politik weiter lockern wird. Das Sitzungsprotokoll stützt diese Sicht.

   "Die Inflationsdynamik hat sich deutlicher als erwartet abgeschwächt, was zusammen mit sinkenden Inflationserwartungen das Risiko von Zweitrundeneffekten verstärkt", heißt es im Protokoll. Es gebe verstärkte Anzeichen dafür, dass die wiederholte Abwärtsrevision von Inflationsprognosen zu sinkenden Inflationserwartungen geführt habe, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass der Euroraum für längere Zeit in einem Umfeld niedriger Inflation bleibe.

   "Der starke Rückgang der Ölpreise und Öl-Futures hat den Inflationsausblick für 2016 stark gedämpft und das Risiko von Zweitrundeneffekten wohl erhöht", heißt es im Protokoll weiter. Die Inflationsschwäche komme auch nicht alleine von den gesunkenen Ölpreisen, sondern beruhe auch auf einem schwachen grundlegenden Preisdruck. Die Inflation könne für einige Monate negative Werte annehmen.

   Es wurde zudem darauf verwiesen, dass die Erholung der Kerninflation seit Sommer 2015 zum Stillstand gekommen sei. Es wurde die Sorge geäußert, dass die schwache Lohnentwicklung bereits ein Anzeichen für beginnende Zweitrundeneffekte ist.

   Die EZB hatte ihre Geldpolitik im Januar unverändert gelassen. Nach der Ratssitzung hatte Präsident Mario Draghi gesagt, die EZB werde die Angemessenheit ihrer Politik bei der Sitzung im März prüfen. Bei seiner Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments hatte Draghi am Montag die Pläne der EZB konkretisiert.

   "Wir werden erstens prüfen, wie stark sich die niedrige importierte Inflation auf die heimische Lohn- und Preisentwicklung sowie die Inflationserwartungen auswirkt", sagte er. Zweitens werde der Rat der Frage nachgehen, wie sich die jüngsten Marktturbulenzen auf die Fähigkeit des Finanzsektors auswirkten, die geldpolitischen Signale zu übertragen. "Sollte einer dieser Faktoren ein Abwärtsrisiko für die Preisstabilität beinhalten, werden wir ohne zu zögern tätig werden", sagte Draghi.

   Angesichts des stark gefallenen Ölpreises rechnen Beobachter damit, dass die EZB ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr (derzeit: 1,0 Prozent) im März deutlich senken wird. Vorstellungen von dem möglichen Ausmaß einer solchen Senkung vermittelte in dieser Woche die Bundesbank: Sie reduzierte ihre Inflationsprognose für Deutschland 2016 von 1,1 auf 0,25 Prozent.

   Zudem wird die EZB im März erstmals auch eine Inflationsprognose für 2018 veröffentlichen. Das Eingeständnis, das Inflationsziel von knapp 2 Prozent auch in drei Jahren nicht erreichen zu können, dürfte die EZB den Finanzmärkten kaum ohne weitere Lockerungsmaßnahmen präsentieren wollen.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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   February 18, 2016 07:30 ET (12:30 GMT)

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