13.11.2013 15:36:31
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EZB-Chefvolkswirt Praet hält Wertpapierkäufe für möglich
Von Brian Blackstone
FRANKFURT--Eine Woche nach der unerwarteten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat ein Mitglied der EZB-Führungsriege Wertpapierkäufe der Zentralbank nicht ausgeschlossen. "Wenn unser (Preisstabilitäts-) Mandat in Gefahr gerät werden wir alle Maßnahmen ergreifen, die wir für notwendig halten, um das Mandat zu erfüllen", sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet dem Wall Street Journal. "Auch die Bilanz der Zentralbank kann eingesetzt werden. Das schließt auch die Möglichkeit unmittelbarer Käufe ein, die jede Zentralbank hat", fügte er hinzu.
Praet spielte dabei auf die Möglichkeit an, den Banken Wertpapiere, zum Beispiel Staatsanleihen, abzukaufen und dafür "frisch gedrucktes" Zentralbankgeld einzusetzen. Werden solche Käufe nicht durch Gegengeschäfte am Terminmarkt neutralisiert, steigen die Geldmenge und die Bilanzsumme der EZB. Eine höhere Geldmenge verringert nach gängiger Meinung das Risiko einer Deflation, also sinkender Preise.
Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im Oktober nur noch mit einer Jahresrate von 0,7 Prozent gestiegen. Das Mandat der EZB besteht darin, für eine Inflation von knapp 2 Prozent zu sorgen. Nach den Worten ihres Präsidenten Mario Draghi rechnet sie damit, dass die Teuerung diesen Zielwert für längere Zeit unterschreiten wird. Deshalb hatte die EZB den Hauptrefinanzierungssatz um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent reduziert.
Peter Praet schloss sich Draghis Aussage an, dass die Inflationsrisiken nach der Leitzinssenkung ausgewogen sind, dass also das Risiko sinkender Inflationsraten also nicht höher als das steigender Inflationsraten ist.
Manche Beobachter sehen aber nach wie vor die Gefahr, dass sich die Inflation zu stark der Nulllinie annähert. Sie fordern daher, dass die EZB dem Vorbild der Fed folgt und ihre Geldmenge über den Ankauf von Wertpapieren ausweitet. Peter Praet hat jetzt als erstes EZB-Direktoriumsmitglied explizit gesagt, dass die EZB hierzu im Notfall bereit wäre.
Praet bekräftigte außerdem den Willen der EZB, im Notfall erneut die Zinsen zu senken und auch einen negativen Einlagensatz für Bankeinlagen bei der EZB einzuführen. Eine weitere Möglichkeit sei die Versorgung der Banken mit langfristiger, billiger Liquidität.
Der Belgier stellte in den Interview heraus, dass der EZB-Rat die Zinssenkung in der vergangenen Woche zwar nicht einstimmig beschlossen, sich aber als handlungsfähig erwiesen habe. Er sagte: "Eines ist klar: Der Rat war entscheidungsfähig. Und das ist die Nachricht."
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November 13, 2013 09:33 ET (14:33 GMT)
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