Pressekonferenz der EZB 06.11.2014 16:57:00

EZB-Chef Mario Draghi sorgt für Kauflaune an den europäischen Börsen

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich hinter das Ziel von Präsident Mario Draghi gestellt, die Bilanz wieder auf die Größe von Anfang 2012 zu bringen. Draghi sagt in seiner monatlichen Pressekonferenz wörtlich: "Diese Wertpapierankäufe werden zusammen mit der Serie längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte, die bis Juni 2016 geplant sind, einen erheblichen Einfluss auf unsere Bilanz haben. Es ist zu erwarten, dass sich (die Bilanz) in Richtung der Größe bewegt, die sie Anfang 2012 hatte."

Auf Nachfrage bestätigte Draghi: "Wir haben jetzt ein Bilanzziel." Das habe der gesamte EZB-Rat unterschrieben. Auf nochmalige Nachfrage sagte der EZB-Präsident, zwar erwarte der EZB-Rat, dass die bereits beschlossenen Maßnahmen ausreichen würden, um die Bilanz auf das Volumen von März 2012 zu bekommen, doch sollte sich diese Erwartung nicht erfüllen, dann sei sie bereit, mehr zu tun.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann und andere Ratsmitglieder hatten die Erwähnung eines Bilanzziels durch Draghi zunächst deutlich kritisiert. Dahinter steckte die Befürchtung, dass sich die EZB in einer Weise festlegen könnte, die sie am Ende doch zu den sehr umstrittenen Staatsanleihekäufen treiben würde. Dieser Widerstand ist nun offenbar beseitigt. "Draghi ist der Boss", konstatierte Conmmerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Die Erwartung, dass die EZB Staatsanleihen kaufen wird, dürften nach dem aktuellen Beschluss zunehmen, denn im nun explizit erwähnten "Zielmonat" März 2012 hatte die EZB-Bilanz ein Volumen von knapp 3 Billionen Euro. Derzeit sind es gut 2 Billionen. Kaum ein Experte rechnet damit, dass es der EZB gelingen wird, 1 Billion Euro über die jetzt schon beschlossenen Maßnahmen in das Finanzsystem zu pressen.

"Mit der heutigen Entscheidung und Kommunikation der EZB ist die Wahrscheinlichkeit für ein Ankaufprogramm von Unternehmensanleihen und auch Staatsanleihen weiter gestiegen", urteilte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher. Zusätzlich befeuert wurden diese Erwartungen dadurch, dass der EZB-Rat die eigenen Gremien und die der anderen Zentralbanken der Euro-Länder beauftragt hat, diese Maßnahmen vorzubereiten. "Das ist eine klare Botschaft", stellte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski fest.

Draghi betonte allerdings auch, dass die Zeit für ABS-Käufe noch nicht gekommen sei. Nach dem Start rechnet er mit einem Zeitraum von zwei Jahren. Bezüglich der Konjunktur machen sich die Währungshüter weiter Sorgen. Aktuelle Daten würden auf eine Abkühlung hindeuten und die Risiken für den wirtschaftlichen Ausblick seien abwärtsgerichtet, so Draghi. Es sei daher möglich, dass die EZB ihre Prognosen noch weiter senken könnte.

Die europäischen Börsen ziehen in Folge der Draghi-Aussagen teils deutlich an.

Claudia Stephan mit Material von Dow Jones Newswires

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