14.11.2012 18:44:32

EZB/Asmussen weist Roubinis Zinssenkungsforderungen zurück

   Von Hans Bentzien

   MAINZ--EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hat weiteren Zinssenkungen eine Absage erteilt und entsprechende Forderungen des US-Ökonomen Nouriel Roubini zurückgewiesen. Bei einer Konferenz in Mainz wehrte Asmussen allzu neugierige Fragen Roubinis zu Details der geplanten EZB-Staatsanleihekäufe ab. Sowohl Asmussen als auch Roubini hatten bei der Veranstaltung eine Rede gehalten, ehe sie sich auf dem Podium der Rheingoldhalle trafen.

   Bei der Podiumsdiskussion fragte Roubini das deutsche Direktoriumsmitglied, wie denn seine Aussage gemeint sei, dass die EZB mit ihren Outright Monetary Transactions (OMT) das Risiko eines Euro-Zusammenbruchs verhindern wolle: Reicht schon der durch die Ankündigung erreichte Rückgang der spanischen Anleihezinsen oder würde die EZB eine zusätzliche Senkung anstreben?

   Asmussen ließ sich jedoch nicht in die Karten gucken: "Der Präsident hat gesagt, was die Spielregeln des OMT sind und weitere Details gibt es nicht", beschied er dem Amerikaner. In seiner Rede hatte Asmussen die EZB-Pläne als den Versuch verteidigt, die Wirksamkeit und Einheitlichkeit der Geldpolitik sicherzustellen.

   Roubini begrüßte die aktivere Rolle der EZB prinzipiell, forderte aber eine weitere geldpolitische Lockerung: "Es gibt immer noch Spielraum für Zinssenkungen - warum zögert die EZB?", fragte er und sprach sich dafür aus, den Satz für Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB unter null zu setzen.

   Niedrigere Leitzinsen haben nach Ansicht Roubinis die Nebenwirkung, dass der Wechselkurs des Euro sinkt. Denn den hält Roubini für überhöht. "Deutschland kann damit leben, aber die Peripherieländer brauchen eine Abschwächung um 20 bis 30 Prozent", sagte er.

   Aber Asmussen wies diese Idee zurück: "Die Zinsen im Euroraum sind bereits auf historischen Tiefständen", sagte er. Asmussen verwies darauf, dass die EZB nur ein Mandat zur Bewahrung der Preisstabilität habe und dieses auch erfüllen wolle. "Ich sehe nicht das Risiko, dass die Inflation steigen wird, wie manche in Deutschland das befürchten", sagte er. Sollten die Inflationsrisiken aber doch zunehmen, verfüge die EZB über die geeigneten Instrumente, fügte er hinzu.

   Roubini unterzog das Krisenmanagement der Europäer in seiner Rede einer Generalkritik: "Sparpolitik ist notwendig, aber kurzfristig schadet sie dem Wachstum", sagte der Professor der New Yorker Stern School of Business. "Ein anhaltendes Frontloading bei der Austeritätspolitik kann aus der Rezession eine Depression machen", sagte er.

   Die Wirtschaftsschwäche drohe sich von der Rändern der Eurozone auf ihren Kern auszudehnen, Frankreich steuere auf eine Rezession zu." Der US-Ökonom plädierte außerdem dafür, ein Programm für Infrastrukturinvestitionen aufzulegen.

   Roubini wurde bekannt, als er bereits 2004 die Subprime-Krise am US-Immobilienmarkt und 2006 eine Rezession in den USA voraussagte. Seine Schätzungen zu den Kosten der Finanzkrise machte sich später der Internationale Währungsfonds (IWF) zu eigen.

   Bei der Konferenz von Union Investment in Mainz wurde der in Istanbul geborene Roubini denn auch mit seinen Spitznamen "Dr. Doom" vorgestellt. EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen, der nach Roubini die Bühne betrat, reagierte zurückhaltend auf die Zinssenkungsvorschläge seines Vorredners mit den Worten: "Nouriel, das war beeindruckend - aber du hast natürlich auch mehr Freiheiten, als ich sie habe."

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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