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26.06.2017 11:49:40

Expertin zu Takata: Unternehmen haben bei Insolvenz in Japan gute Karten

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Insolvenz des wichtigen Airbag-Herstellers Takata ist der Höhepunkt einer jahrelangen Krise. Doch was bedeutet Insolvenz im japanischen Recht? Ende oder Neuanfang? Ein Gespräch mit der internationalen Insolvenzexpertin Annerose Tashiro.

Frage: Warum hat Takata so lange gewartet mit der Insolvenz? Die Probleme mit gefährlichen Airbags und kostspieligen Rückrufen sind ja seit langem bekannt.

Antwort: Ich vermute mal, dass man versucht hat, mit den Autobauern eine Lösung zu finden. Denn für die Autobauer wäre es das Schlimmste, wenn Takata als wichtiger Zulieferer ausfällt und die Bänder stillstehen. Anders als in Deutschland gibt es in Japan auch keine Pflicht für einen Insolvenzantrag in einer schwierigen Situation; das Management eines japanischen Unternehmens kann die Probleme also ein Stück weit aussitzen.

Frage: Wie funktioniert ein japanisches Insolvenzverfahren?

Antwort: Japan hat sich vor etwa 120 Jahren bei der Einführung des modernen Zivilrechts stark am Bürgerlichen Gesetzbuch aus Deutschland orientiert. In den letzten Jahrzehnten ist aber vermehrt US-Recht eingeflossen. Mittlerweile haben die Japaner ein extrem schuldnerfreundliches Insolvenzrecht. Dieses erlaubt eine schnelle Sanierung innerhalb weniger Monate. Die Geschäftsleitung bleibt dabei in der Regel an Bord. Ziel ist die Sanierung, nicht die Abwicklung. Aus Gläubigersicht ist das japanische Recht schon sehr aggressiv, sie müssen sehr viele Zugeständnisse machen.

Frage: Wie nehmen Japaner eine Insolvenz auf? Wird dies eher als Scheitern angesehen wie in Deutschland oder als Chance für einen Neuanfang wie in den USA?

Antwort: Eine Insolvenz ist in Japan sicherlich mit einem Stigma behaftet. Doch genauso wie in Deutschland wird dies heute entspannter gesehen als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Wenn man's ordentlich managt, bedeutet eine Insolvenz in der japanischen Gesellschaft nicht mehr den totalen Gesichtsverlust. Auch in Japan ist angekommen, dass es manchmal halt so kommt im Leben.

Zur Person: Annerose Tashiro leitet die Internationale Restrukturierungsberatung bei der Anwaltskanzlei Schultze & Braun. Als Spezialistin für länderübergreifende Insolvenzverfahren kennt sie sich im japanischen Recht aus. Sie hat in Tokio gelebt und gearbeitet./das/tos/fbr

--- Gespräch: Daniel Schnettler, dpa-AFX ---

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