Startup unter der Lupe 16.05.2020 21:02:00

Experte bullish für Uber-Aktie: Warum das WeWork-Chaos hilfreich gewesen sein könnte

Experte bullish für Uber-Aktie: Warum das WeWork-Chaos hilfreich gewesen sein könnte

• Uber ist gezwungen, schneller erwachsen zu werden
• Verschiedene Geschäftsbereiche mit unterschiedlichen Aussichten
• Uber-Zukunft abhängig von den Segmenten


2,9 Milliarden Dollar Verlust: Die Bilanz des Fahrdienst-Vermittlers Uber für das erste Geschäftsquartal war desaströs. Die Folgen der Corona-Pandemie und der Shutdown, der in zahlreichen Ländern angeordnet wurde, hatten das Uber-Geschäft massiv belastet. Doch die Erlöse stiegen im Vorjahresvergleich: Um 14 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar. Denn Uber ist mehr als ein Taxi-Konkurrent - nur einer der Gründe, warum Investmentmanager Vitaliy Katsenelson die Uber-Aktie weiterhin bullish bewertet.

We Work-Drama war gut für Uber

Uber habe im Gegensatz zu herkömmlichen Transportunternehmen keine Vermögenswerte, stellt der Investor in einem Meinungspiece bei MarketWatch fest. Stattdessen ist das ehemalige Startup im Kern ein Digitalunternehmen, das eine Software anbietet, die Fahrgäste und Fahrer miteinander vernetzt, was das Unternehmen in die Nähe zu anderen Techfirmen wie Facebook, Alphabet, eBay und Booking.com rückt. Doch im Unterschied zu Facebook & Co. sind die Gewinnmargen von Uber nicht mit steigenden Umsätzen explodiert - stattdessen hat der Fahrdienstvermittler mit zunehmendem Wachstum immer mehr Geld verbrannt.

Diese Entwicklung ist bei einigen Startups aus dem Techbereich zu sehen, auch der Workspace-Anbieter WeWork hat sein hohes Wachstum durch massive Verluste finanziert - und bekam jüngst die Quittung dafür. Der geplante Börsengang wurde abgesagt, zu weit lagen die Bewertungserwartungen von Unternehmen und potenziellen Investoren auseinander. Als dann noch Großinvestor Softbank die geplante Anteilsaufstockung bei WeWork absagte, sah sich das Unternehmen zum Handeln gezwungen und verfolgt seitdem eine strikte Kostendisziplin.

Die Ereignisse um WeWork seien für Uber ein Glücksfall gewesen, schreibt Katsenelson weiter. "Tatsächlich ist die WeWork-Explosion das Beste, was Uber jemals passiert ist. Die Ära des unbegrenzten Kapitals ist vorbei (zumindest vorerst). Risikokapitalgeber haben ihren Unternehmen eine klare Botschaft übermittelt: Ihr Unternehmen muss sich selbst tragen". Uber und auch Hauptkonkurrent Lyft hätten daraufhin die Preise erhöht und begonnen, wirtschaftlicher zu arbeiten - mit dem Fokus darauf, unnötige Kosten zu sparen, so der Investor weiter.

Uber wird erwachsen - unterschiedlich schnell

Anders als traditionelle Unternehmen, die solche Entwicklungen Schritt für Schritt durchlaufen, hätte Uber quasi schneller erwachsen werden müssen - und innerhalb des Unternehmens sei der Reifeprozess in unterschiedlichen Stadien, schreibt Katsenelson.

Im Kerngeschäft, der Vermittlung von Fahrdienstleistungen, generiert Uber einen Cashflow von rund zwei Milliarden US-Dollar. In den Modellrechnung geht die Investmentgesellschaft von Katsenelson inzwischen davon aus, dass das Segment jedes Jahr um 15 Prozent steigen und ein Margenwachstum von 50 Prozent erreichen könnte. In fünf Jahren soll hier also ein Umsatz von 20 Milliarden Dollar generiert werden.

Uber Eats, der Essenslieferdienst von Uber, sei hingegen noch immer im Kleinkind-Alter und kämpfe in diesem Segment mit anderen Kindern ums Überleben. In den zwei Jahren seiner Existenz hat der Geschäftsbereich 2019 Umsätze von 1,3 Milliarden Dollar erzielt und zeitgleich Verluste in gleicher Höhe gemacht.
Katsenelson erwartet, dass die Entwicklung von Uber Eats von Markt zu Markt unterschiedlich sein werde. Auf dem Heimatmarkt gibt es starke Konkurrenz, dort ist Uber Eats die Nummer 2 der Branche. Die Uber-Tochter sei finanziell dabei am besten ausgestattet, was in einem Bereich, in dem fast jedes Unternehmen Geld verbrennt, von elementarer Bedeutung sei. Daher sei in diesem Bereich mit einer Konsolidierung zu rechnen.
Was die Zukunft von Uber Eats und die wirtschaftlichen Aussichten der Uber-Tochter angeht, traut sich der Investor keine konkrete Aussage zu. Entweder erreiche das Geschäft die Gewinnschwelle oder Uber mache das Segment dicht. Sollte Uber Eats rentabel werden, sei "dies nur das i-Tüpfchelchen", schreibt Katsenelson.

Mit Ubers On-Demand-Logistikplattform Uber Freight will das Unternehmen eine Branche digitalisieren, die bislang "noch immer über Telefon und Faxgerät betrieben wird", schreibt der Investor weiter. Hier könne Uber seine Stärke ausspielen, denn nur wenige Unternehmen würden die Echtzeitlogistik so gut verstehen, wie Uber. Der Markt sei allerdings stark fragmentiert: Die Top-50-Player machen nur 38 Prozent des Marktes aus. Auch hier gehe es darum, Leidensfähigkeit zu beweisen: Es sei wohl zunächst von einer Reihe von unprofitablen Jahren auszugehen, bis in diesem Bereich Gewinne erzielt werden.

Ein Uber-Geschäft, das sich Katsenelson zufolge noch im Embryonalstadium befindet, sei das mit selbstfahrenden, fliegenden Autos. Wenn hier in den nächsten fünf Jahren kein Breakeven erreicht wird, werde Uber die Entwicklung wohl einstellen. "Höchstwahrscheinlich wird es verkauft oder mit einem anderen Unternehmen fusioniert", so seine Einschätzung.

Das sind die Aussichten für die Uber-Aktie

Untersucht man alle Geschäftsbereiche von Uber, ergäben die Worst-Case-Schätzungen von Katsenelson einen möglichen Gewinn von 2,50 bis 3 US-Dollar je Aktie. Investoren würden dann zwar Geld verdienen, einen Kauf der Aktie würde dies aber nicht rechtfertigen.

Sollte sich die Wachstumsrate von Uber aber beschleunigen und damit die Gewinnmarge steigen, wenn Uber Eats und Uber Freight beginnen, Geld zu verdienen, könnte der Unternehmenswert in fünf Jahren noch deutlich höher liegen als heute.

Das größte Risiko für Uber seien unterdessen Fortschritte im Bereich autonomes Fahren. Katsenelson nennt das autonome Auto "die ultimative Bedrohung" für Uber. Allzu große Sorgen macht er sich darüber allerdings nicht, die erforderliche Technologie sei einfach noch nicht vorhanden, weder auf Hard- noch auf Softwareseite.

Redaktion finanzen.at

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