30.08.2017 14:58:41

Ex-STADA-Chef wehrt sich gegen Vorwürfe der Pflichtverletzung

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der frühere Chef des Arzneimittelherstellers STADA, Matthias Wiedenfels, hat sich gegen schwere Vorwürfe des Aufsichtsrates gewehrt und diese zurückgewiesen. Der scheidende Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker hatte am Mittwoch zuvor auf der Hauptversammlung in Frankfurt überraschend erklärt, eine laufende Ermittlung habe "belastbare Erkenntnisse für schwerwiegende Pflichtverletzungen von Vorstandsmitgliedern im Geschäftsjahr 2016 ergeben". Das Kontrollgremium will daher auf dem Aktionärstreffen Wiedenfels, sowie dessen Vorgänger Hartmut Retzlaff und dem ebenfalls ausgeschiedenen Finanzchef Helmut Kraft die Entlastung verweigern.

Wiedenfels Anwältin argumentierte, die von Oetker in seiner Rede benannten geschäftlichen Themen seien bereits lange bekannt gewesen und böten "nach gründlicher Prüfung keinen Anhaltspunkt für Pflichtverletzungen" durch Wiedenfels. "Und solche hat der Aufsichtsrat uns auch bis heute nicht bezeichnet." Der plötzliche Schwenk, ihrem Mandanten die Entlastung zu verweigern, sei daher nicht nachvollziehbar.

Oetker hatte in seiner Rede unter anderem auf Unklarheiten im Asiengeschäft verwiesen. Auch gehe es um den Abschluss von Beraterverträgen, ohne dass eine konkrete Leistung erbracht worden sei. Mit diesen Hinweisen sei die Grundlage für eine Zusammenarbeit mit Wiedenfels und Kraft zerstört gewesen. Daher seien sie im Juli zurückgetreten. Wiedenfels war fristlos gekündigt worden, es wurde aber weiter über einen Auflösungsvertrag gesprochen. Seine Anwältin schrieb nun, bis vor wenigen Tagen habe der Aufsichtsrat noch Vorschläge zur Beendigung seiner Tätigkeit unterbreitet, welche die positive Beschlussempfehlung an die Hauptversammlung zu seiner Entlastung ausdrücklich beinhaltete.

Wiedenfels und Oetker galten im Übernahmeprozess um Stada als Gegner. Oetker soll hinter den Kulissen gegen den Verkauf des Pharmaherstellers gewesen sein, den Wiedenfels befürwortete. Der Aufsichtsratschef selbst ist nur noch wenige Wochen im Unternehmen, das kürzlich von den Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven übernommen wurde: Er räumt zum 25. September seinen Stuhl. Mit ihm gehen vier weitere Vertreter der Kapitalseite im Aufsichtsrat./tav/mne/edh

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