10.07.2015 11:17:00

Ex-Lotterien-Chef rät von Börsengang ab

Für Ex-Lotterien-Chef Friedrich Stickler passen Glücksspielkonzerne nicht an die Börse. "Was die Lotterien betrifft, kann ich von einem Börsengang nur abraten", sagte er laut aktuellem Wochenmagazin "Format". Bei einem börsennotierten Glücksspielunternehmen gebe es immer Konflikte zwischen Regulator und Spielerschutz auf der einen Seite und dem Wunsch der Aktionäre nach Gewinnmaximierung.

Der österreichische Staat ist derzeit bestrebt, seine Anteile an den teilverstaatlichten Casinos Austria, denen die Lotterien zu 68 Prozent gehören, aufzustocken - ein späterer Börsengang steht im Raum. Derzeit befinden sich die Casinos zu 33 Prozent in staatlicher Hand.

"Gewinnmaximierung passt mit Glücksspiel nicht wirklich zusammen", meint Stickler, der fast 30 Jahre lang Chef der Österreichischen Lotterien war und heuer per Ende Juni in Pension ging. Der Versuch, möglichst hohe Gewinne und Umsätze zu erzielen, sei mit gesellschaftlicher Verantwortung und Spielerschutz nicht vereinbar, betonte er im Gespräch mit dem "Format".

Allgemein erwartet der Branchenkenner eine weitere Konzentration für den Glücksspielbereich. "Die Großen fressen die Kleinen." Für Glücksspiel im Internet ortet er in einigen Ländern Europas zumindest eine partielle Liberalisierung. "Wir werden aber keine vollständige Liberalisierung sehen, sondern jedes Land wird den Sektor so regulieren, wie es für richtig hält." Das sei auch gut so. Denn Glücksspiel sei ein sensibler Sektor mit ganz unterschiedlichen Kulturen und Strukturen in den Ländern.

Eine Reihe von Ländern blockiere IP-Adressen von illegalen Anbietern, so etwa Belgien, Italien oder Frankreich. Es gebe auch die Möglichkeit, Zahlungen an illegale Anbieter zu verhindern, sodass Überweisungen an und von solchen Unternehmen verboten sind - so werde das beispielsweise in Israel und den USA gehandhabt. In Österreich gibt es keine so strengen Maßnahmen gegen illegale Internet-Anbieter. Stickler schätzt den Steuerausfall dadurch auf rund 100 Mio. Euro.

Generell nehme Wettbetrug weltweit weiter zu. "Das hängt auch damit zusammen, dass die organisierte Kriminalität Internet-Sportwetten für sich entdeckt hat, um Geld zu waschen und mit Manipulationen viel Geld zu verdienen", erklärte Stickler. Die wichtigste Initiative der EU dagegen ist dem ehemaligen Lotterien-Geschäftsführer zufolge die Konvention des Europarats gegen Wettbetrug, die mittlerweile von 18 Staaten unterschrieben worden sei - Österreich ist nicht darunter. "Ich hoffe, dass es auch bei uns bald eine Koordinationsstelle für den Kampf gegen Wettbetrug gibt." Die Materie betreffe verschiedene Ministerien, Instanzen und Sportorganisationen, die man koordinieren müsse.

(Schluss) kre/itz

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