Aussage vor Kongress |
27.02.2019 20:18:41
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Ex-Anwalt packt aus und nennt Trump einen Rassisten und Betrüger
Cohen, der mehr als ein Jahrzehnt für Trump gearbeitet hat, ist eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Präsidenten. Der 52-Jährige wurde oft als Trumps "Ausputzer" beschrieben. Er hat sich von seinem Ex-Boss abgewendet und ihn mehr als einmal in Bedrängnis gebracht.
Bei seiner Aussage vor dem Kongress-Ausschuss zeichnete Cohen ein desaströses Bild Trumps und stellte diesen als unaufrichtigen Egoisten dar, dem es nie um das Wohl des Landes, sondern immer nur um seine eigene Bereicherung gegangen sei. "Ich bereue all die Hilfe und Unterstützung, die ich ihm die ganze Zeit gewährt habe." Er bereue auch, dass er der Öffentlichkeit die Wahrheit über Trump so lange vorenthalten habe. Und er bereue, dass er für Trump gelogen habe.
Im August hatte sich Cohen vor Gericht wegen Verstößen gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung und anderer Anklagepunkte schuldig bekannt. Cohen sagt, er habe im Auftrag Trumps Schweigegeld an den Pornostar Stormy Daniels sowie an das ehemalige Playmate Karen McDougal gezahlt, um im Wahlkampf Schaden von Trump abzuwenden. Daniels sagt, sie habe 2006 Sex mit Trump gehabt. McDougal behauptet, sie habe eine Affäre mit ihm gehabt. Trump räumte nach mehreren Dementis eine Zahlung ein, bestreitet aber, etwas mit den Frauen gehabt zu haben.
Zu den Schweigegeldzahlungen an Daniels sagte Cohen nun mit Blick auf Trump: "Er bat mich, einen Pornostar zu bezahlen, mit der er eine Affäre hatte, und seine Frau darüber zu belügen, was ich getan habe." Trump habe die Rückzahlung dieser Ausgaben an Cohen persönlich angewiesen, als er bereits Präsident gewesen sei.
Im November hatte sich Cohen außerdem schuldig bekannt, den Kongress belogen zu haben. Dabei ging es um den geplanten Bau eines Trump-Towers in Moskau, der letztlich nicht zustande kam. Cohen hatte zunächst vor dem Kongress erklärt, die Pläne seien im Januar 2016 aufgegeben worden. Später räumte er ein, noch bis ungefähr Juni 2016 versucht zu haben, eine Genehmigung der russischen Behörden für das Projekt zu erhalten - also noch inmitten von Trumps Wahlkampf.
Cohen erklärte nun, der Präsident habe ihn nicht direkt zur Lüge vor dem Kongress angewiesen, so arbeite Trump nicht. Trumps persönliche Anwälte hätten seine Erklärung vor dem Kongress aber überprüft und geändert, bevor er sie abgegeben habe. Und er habe sich indirekt zu einer Falschaussage gedrängt gefühlt, sagte Cohen. Es sei generell Trumps Art, gewisse Dinge nicht direkt auszusprechen, sondern in einer Art "Code" auszudrücken. Durch die lange Zusammenarbeit habe er selbst diesen Trump-"Code" gut verstanden und mitunter gehandelt "auf der Basis meines Wissens dessen, was er will".
Cohen war im Dezember wegen seiner Falschaussagen zu drei Jahren Haft verurteilt worden und soll seine Strafe im Mai antreten.
Unbequem für Trump ist auch Cohens Aussage zum Wahlkampf 2016: Trump habe gewusst, dass dessen langjähriger Vertrauter Roger Stone mit Wikileaks-Gründer Julian Assange über die Veröffentlichung von E-Mails der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gesprochen habe. Cohen erklärte, er selbst sei bei einem Telefonat zwischen Trump und Stone anwesend gewesen, in dem Stone Trump darüber informiert habe, dass Wikileaks innerhalb weniger Tage E-Mails publik machen werde, die Clinton schaden würden.
Cohen sagte, er zwar habe keine direkten Beweise dafür, dass Trump oder sein Wahlkampfteam 2016 Geheimabsprachen mit Russland getroffen hätten. Er habe aber den Verdacht, dass Trump von einem Treffen von Vertretern des Wahlkampfteams mit Russen im Juni 2016 gewusst habe. FBI-Sonderermittler Robert Mueller untersucht, ob es solche Geheimabsprachen gegeben hat. Cohen kooperiert mit Mueller.
Auf Nachfrage eines Abgeordneten behauptete er, es gebe weitere Verfehlungen oder illegale Handlungen Trumps, von denen er wisse, die er aber nicht erwähnt habe. Diese seien aber Gegenstand laufender Ermittlungen, daher könne er sich dazu nicht äußern.
Cohen beschrieb ausführlich seine Arbeit für Trump in den vergangenen Jahren. Auf Anweisung seines Ex-Chefs habe er etwa Trumps Schulen mit Klagen gedroht, für den Fall, dass sie dessen Noten veröffentlichten. Trump habe auch übertriebene Angaben zu seinem Vermögen gemacht, wenn es seinen Zielen zugute gekommen sei - zum Beispiel bei der Platzierung auf der "Forbes"-Reichenliste. Auf der anderen Seite habe Trump sein Vermögen kleingerechnet, um Steuern zu sparen.
Der Ex-Anwalt legte dem Kongress nach eigenen Angaben mehrere Dokumente vor, um seine Vorwürfe zu untermauern. Dazu gehören demnach auch Kopien von Trumps Vermögensbilanzen von 2011 bis 2013.
Mit Blick auf seinen Rassismus-Vorwurf sagte Cohen, Trump habe ihm etwa gesagt, dass Schwarze ihn nie wählen würden, weil sie "zu dumm" seien. Trump habe ihn außerdem gefragt, ob er ein Land kenne, das von einem Schwarzen regiert werde und das kein "Drecksloch" sei. Zu dem Zeitpunkt sei Barack Obama US-Präsident gewesen.
Trump und das Weiße Haus bemühen sich seit Monaten, Cohen als Lügner darzustellen. Republikanische Mitglieder in dem Kongress-Ausschuss versuchten bei der Anhörung, Cohen als unglaubwürdigen und windigen Zeugen zu diskreditieren, ihm eigene Verfehlungen vorzuhalten und seine Aussage als gänzlich unbrauchbar darzustellen. Auch Trump selbst griff Cohen am Mittwoch erneut an: "Er lügt, um seine Gefängniszeit zu verringern", schrieb Trump auf Twitter.
Der US-Präsident ist derzeit für ein Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Hanoi. Cohen sprach von einer gewissen Ironie, dass Trump nun ausgerechnet in Vietnam sei. Er vermittelte bei der Anhörung den Eindruck, Trump habe sich während des Vietnam-Krieges vor dem Militärdienst gedrückt. Trump soll damals wegen eines Fersensporns ausgemustert worden sein, also wegen eines schmerzhaften Auswuchses am Fußknochen. Cohen sagte, Trump habe ihn im Wahlkampf 2016 damit beauftragt, sich um die schlechte Berichterstattung in den Medien wegen der Ausmusterung zu kümmern. Trump habe ihm auf seine Bitten hin aber keine Belege für einen Fersensporn vorgelegt. Er habe ihm stattdessen gesagt: "Denkst du, ich bin blöd, ich wäre doch nicht nach Vietnam gegangen."
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WASHINGTON/HANOI (dpa-AFX)
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