Ungewissheiten bleiben 15.05.2023 14:30:00

EVOTEC-Aktie deutlich fester: EVOTEC hält bekräftigt Jahresprognose - Trotz Cyberangriffs

EVOTEC-Aktie deutlich fester: EVOTEC hält bekräftigt Jahresprognose - Trotz Cyberangriffs

Auswirkungen der Attacke auf die Prognosen könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden, teilten die Hamburger in der Nacht zum Samstag mit. Der Betriebsgewinn soll weiterhin deutlich zulegen, nachdem 2022 hohe Kosten belastet hatten. Zum Start ins neue Jahr hieß es lediglich, dass dieser stark verlaufen sei. Details soll es dann mit den Halbjahreszahlen Anfang August geben. EVOTEC hatte wegen der durch den Cyber-Angriff verzögerten Veröffentlichung des testierten Geschäftsberichts für 2022 jüngst den MDAX verlassen müssen, dürfte nun aber zeitnah zurückkehren in den Index der mittelgroßen Werte. EVOTEC erwartet dies für den 19. Juni im Zuge eines sogenannten Fast Entry. Am Aktienmarkt kamen die Neuigkeiten gut an.

Seit dem Jahreswechsel summiert sich das Kursplus damit auf fast ein Drittel. Die im April nach Bekanntwerden des Cyber-Angriffs aufgerissene Kurslücke ist damit geschlossen. Wenngleich der bestätigte Jahresausblick von einigen Anleger als etwas vorsichtiger als bislang aufgefasst werden könnte, stehen die zuletzt verbesserten Fundamentaldaten rund um Forschungskooperationen im Fokus, erklärte ein Händler.

"Als Reaktion auf den kriminellen Cyber-Angriff hat EVOTEC sofortige Maßnahmen ergriffen, um den Angriff einzudämmen und zu beheben, indem das Unternehmen seine nach außen gerichteten Systeme vom Netz nahm", hieß es am Wochenende weiter. Nun werde aber eine schnelle Rückkehr zu voller Produktivität und Geschäftserholung erwartet.

Mit Blick auf das erste Quartal hob EVOTEC mehrere Verlängerungen und Erweiterungen von Entwicklungspartnerschaften hervor, wie im Bereich Neurologie mit dem Pharmakonzern Bristol Myers Squibb und bei immunbasierten Therapien mit Janssen. Mit solchen gewichtigen Kooperationen im Rücken hofft das Unternehmen auf einen wieder besseren Lauf.

Konkret kalkuliert das Management für 2023 bei einem erwarteten Umsatzwachstum auf 820 bis 840 Millionen Euro mit einem bereinigten operativen Ergebnisanstieg um bis zu 28 Prozent auf 115 bis 130 Millionen Euro.

Untermauert werden die Aussichten von einer weiteren Kooperation, die Mai bekannt gegeben wurde. So vereinbarten die US-Tochter Just - EVOTEC Biologics und die amerikanische Tochter des schweizerischen Pharmakonzerns Novartis, Sandoz, eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung und anschließende Herstellung mehrerer Nachahmermedikamente. EVOTEC erhält eine Vorabzahlung in zweistelliger Millionenhöhe. Je nach Erfolg kann noch viel mehr Geld fließen.

Für den Wirkstoffforscher ist das ein wichtiger Schritt, denn der Konzern hat viel Geld in den Bau eines hochmodernen Produktionsstandorts seiner Tochter Just - EVOTEC Biologics in Redmond im US-Bundesstaat Washington gesteckt. Eine weitere sogenannte Jpod-Anlage entsteht im französischen Toulouse.

Konzernchef Werner Lanthaler hatte denn auch damit geworben, die Herstellung der Biologika dank der Technologie seiner 2019 übernommenen US-Tochter auf ein neues Niveau heben und äußerst schnell und kostengünstig produzieren zu können. Doch der Anlauf in den USA gestaltete sich zunächst zäh - EVOTEC verfügte über mehr Kapazitäten als Kunden. Lahntaler hatte sich aber überzeugt gezeigt, dass sich dies in diesem Jahr ändern dürfte - auch darauf fußt der Jahresausblick.

Und auch die mittelfristigen Ziele sieht Lanthaler durch die Sandoz-Kooperation untermauert. Gemeint ist ein Umsatzwachstum auf mehr als eine Milliarde Euro sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis von mehr als 300 Millionen Euro im Jahr 2025.

EVOTEC-Aktie reagiert positiv

Die von EVOTEC trotz einer Cyberattacke bekräftigten Ziele für 2023 haben den Aktien am Montag weiter Auftrieb beschert. Sie sprangen zeitweise bis auf 20,15 Euro hoch und erreichten den höchsten Stand seit dem 5. April.

Am frühen Nachmittag lagen die Papiere des Pharma-Wirkstoffforschers noch 4,4 Prozent vorn bei 19,76 Euro, und hielten sich so auch über der 200-Tage-Linie bei 18,75 Euro. Diese signalisiert den längerfristigen Trend. Seit dem Zwischentief der Aktie am 5. Mai steht nun in nicht einmal sieben vollen Handelstagen bereits wieder ein Plus von aktuell 28,5 Prozent zu Buche.

Noch scheint allerdings offen, ob der Aktie der nachhaltige Sprung über die 200-Tage-Linie gelingen wird. So sind die Handelsumsätze aktuell eher dünn. Sollte sie sich allerdings über dem Trendindikator festsetzen, könnte das neuen Schwung bedeuten, erklärte ein Händler.

Am 4. Mai hatte die Deutsche Börse die Herausnahme von Evotec aus dem MDAX zum 9. Mai bekannt gegeben. Grund dafür war, dass der Wirkstoffforscher wegen des Cyberangriffs seinen testierten Jahresbericht für 2022 nicht rechtzeitig veröffentlichten konnte. Seither gehört das Papier vorerst nicht mehr zur Dax (DAX 40)-Familie.

In der Nacht zum Samstag legte Evotec den Bericht nun vor und wird daher zur anstehenden Index-Neuverkettung am Montag, 19. Juni, im Index der mittelgroßen Werte zurückerwartet.

/mis/tav

HAMBURG (dpa-AFX)

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