20.02.2013 17:00:30
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Eurozone-Zentralbanken haken Lehman-Pleite ab
Von Hans Bentzien
FRANKFURT--Die Zentralbanken der Eurozone haben die Insolvenz von Lehman Brothers nahezu abgehakt. Nach Mitteilung der Deutschen Bundesbank, die bis 2008 als geldpolitischer Agent des Eurosystems Kredite an Lehman vergab, hatte das Eurosystem Ende 2012 nur noch Verlustrückstellungen für geldpolitische Geschäfte von 300 Millionen Euro. Ende 2011 waren es noch 949 Milliarden gewesen und Ende 2008 rund 5,6 Milliarden.
Nach Aussage von Bundesbankvorstand Joachim Nagel hat die Bundesbank im Namen des Eurosystems derzeit nur noch Forderungen gegen Lehman aus geldpolitischen Geschäften von 1,14 Milliarden Euro. Die Verwertung der von Lehman eingereichten Sicherheiten hat nach Nagels Angaben 7,4 Milliarden Euro gebracht. "Wenn alles läuft wie geplant, werden wir unsere vollen Forderungen über 8,5 Mrd EUR erhalten", sagte Nagel. Sein Optimismus beruht darauf, dass die Bundesbank als Gläubiger auch noch an den in Deutschland und den USA laufenden Insolvenzverfahren teilnimmt.
Die Restforderung zuzüglich ausstehender Zinsen von 0,8 Milliarden Euro beläuft sich auf 1,9 Milliarden Euro. Damit belaufen sich die Gesamtforderungen des Eurosystems auf 9,3 Milliarden Euro. "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es zu einer vollständigen Bedienung unserer Forderungen kommt", bekräftigte Nagel.
Bei den von Lehman eingereichten Repo-Sicherheiten handelte es sich um 33 Papiere, darunter 30 hoch komplexe mit Vermögenswerten hinterlegte Verbriefungen, in denen, wie Nagel sagte "Lehman wiederum selbst enthalten war". Als die Bundesbank sie 2008 entgegen nahm, hatten sie ein Rating von A-, was damals de Untergrenze dessen darstellte, was das Eurosystem bei diesen Asset Backed Securities (ABS) akzeptierte.
"Ich vermute mal, dass da heute kein A-Minus-Rating mehr draufstehen würde", sagte Nagel. Er räumte ein, dass die von der Bundesbank damals vorgenommenen Berwertungsabschläge (haircuts) keine ausreichende Sicherheit geboten haben, wie die Gegenüberstellung des Verkaufserlöses von 7,4 und der Gesamtforderung von 8,5 Milliarden Euro zeige.
Allerdings steht das Eurosystem als bevorrechtigter Gläubiger bedeutend besser da als andere Lehman-Gläubiger. Das liegt einerseits daran, dass die Bundesbank über die Pfänder verfügte und andererseits, dass sie sich bei deren Verwertung Zeit nehmen konnte. "Es hat sich bewährt, dass das Eurosystem nicht auf Fire Sales gesetzt hat", sagte Nagel.
Sein Fazit fällt daher auch relativ freundlich aus: "Es war kein gutes Geschäft, aber eine lehrreiche Erfahrung mit einem guten Ende."
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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February 20, 2013 10:36 ET (15:36 GMT)
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