16.10.2014 17:52:33

Europas Banken hecheln US-Konkurrenz hinterher

   Von Madeleine Nissen

   Goldman Sachs, J.P. Morgan und Citigroup - bei den US-amerikanischen Großbanken brummt das Handelsgeschäft wieder. Das dürfte auch den europäischen Instituten mit einem starken Investmentbanking, die ab der kommenden Woche ihre Zahlen vorlegen, Rückenwind gegeben haben. Doch so stark wie die US-Wettbewerber werden die Europäer im dritten Quartal nicht abschließen. Denn während in den USA die Aussicht auf eine Erholung der amerikanischen Wirtschaft dem Geschäft kräftig Auftrieb gibt, kursiert in Europa die Angst vor einer konjunkturellen Eintrübung.

   Keine Frage: Wenn das Geschäft der Banken in den USA gut läuft, dann ist das auch für Institute wie die Deutsche Bank eine gute Nachricht. Denn nach wie vor ist das Geschäft in Amerika, dem größten Finanzmarkt der Welt, für die Frankfurter sehr wichtig und trotz aller rechtlichen Schwierigkeiten weiterhin lukrativ. Allerdings ist die Messlatte, die die US-Konkurrenten aufgelegt haben, sehr hoch.

   Allen voran Goldman Sachs: Im Geschäft mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen (FICC) kletterten die Einnahmen um 74 Prozent auf 2,17 Milliarden Dollar. Das Investmentbanking steigerte die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Viertel auf 1,46 Milliarden Dollar. Auch J.P. Morgan und die Citigroup hatten nach dem kräftigen Einbruch im zweiten Quartal die wieder anziehenden Handelsaktivitäten an den Kapitalmärkten der Welt dazu nutzen können, im dritten Quartal die Gewinne kräftig auszuweiten. Bei der Bank of America legten die Handelseinnahmen zwar ebenfalls deutlich zu, eine Rekordstrafe im Hypothekengeschäft fraß die Gewinne des Instituts aber weitgehend auf. Im August hatte Amerikas zweitgrößte Bank einer Rekordstrafe von fast 17 Milliarden US-Dollar zugestimmt, um den Vorwurf des Hypothekenbetrugs aus der Welt zu räumen.

   Die amerikanischen Banken haben also, genau wie ihre europäischen Wettbewerber, auch hausgemachte Probleme. Doch sie haben zwei entscheidende Vorteile.

   Erstens: Sie haben gleich zu Beginn der Finanzkrise staatliche Unterstützung in Anspruch genommen und konnten sich daher schneller erholen als europäische Banken, die solche Staatshilfen teilweise als Makel sahen und sich zierten. Legendär ist in diesem Zusammenhang der Ausspruch des ehemaligen Vorstandschefs der Deutschen Bank. Josef Ackermann sagte damals, er würde sich schämen, wenn er in der Krise Staatsgeld annehmen würde.

   Zweitens: Die US-Banken verspüren konjunkturellen Rückenwind. Im Gegensatz zu den Europäern.

   Die Experten der Credit Suisse rechnen daher für die europäischen Banken mit einer vergleichsweisen bescheidenen Entwicklung im Investmentbanking. Dort profitieren die Banken unter anderem davon, dass bei einer guten wirtschaftlichen Entwicklung wieder verstärkt über Fusionen und Übernahmen gesprochen wird. Die Erträge der Europäer werden im Jahresvergleich zwar durchschnittlich um fünf Prozent steigen, wie es in einer Studie der Schweizer Bank heißt. Damit hinken die Europäer den amerikanischen Konkurrenten aber weit hinterher. Die gute Entwicklung im US-Handelsgeschäft bewerten die Analysten zwar als gutes Zeichen, doch für Euphorie gibt es ihrer Einschätzung nach keinen Grund. Die entscheidende Frage lautet aus ihrer Sicht: Wie nachhaltig ist diese Entwicklung?

   Auch unter den global aufgestellten europäischen Banken selbst wird es Unterschiede bei den Zahlen für das dritte Quartal geben. Die Deutsche Bank wird von einem stärkeren Handel mit Devisen und Rohstoffen im September profitieren, während Barclays und RBS von anhaltenden Umstrukturierungsmaßnahmen gebremst sind", erwarten die Analysten der Credit Suisse. Unterm Strich dürfte die Kluft zwischen den amerikanischen und europäischen Banken im Investmentbanking eher größer als kleiner werden: Die Aussichten für Europa und die Schwellenländer bleiben unsicher", erklären die Analysten.

   Denn die Eintrübung der wirtschaftlichen Lage in den Schwellenländern nagt an der Qualität der Bankenkredite. Das lässt alte Ängste wieder aufflackern, als die Banken zu Beginn der Finanzkrise hohe Beträge abschreiben mussten. Diese Sorge scheint aktueller denn je zu sein: Die Entwicklung vor allem an den Aktienmärkten Südeuropas zeigt, dass viele Marktteilnehmer damit rechnen, dass sich die Lage wieder verschlimmern könnte. Die Sorge, dass die Konjunkturschwäche in Europa eine erneute Finanzkrise auslösen könnte, greift laut Börsianern immer mehr um sich.

   Eine weitere Bremse für Europas Banken sind die noch anstehenden Strafen für die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor sowie für Manipulationen am Devisenmarkt. Die Behörden in den USA und Großbritannien etwa wollen der Deutschen Bank in den kommenden Monaten hohe Strafen wegen der Manipulation des Libor-Satzes auferlegen, wie Insider sagen. Mit der EU hatte sich die Bank wegen Zinsmanipulationen bereits im Dezember letzten Jahres geeinigt. Sie zahlte 725 Millionen Euro. Zwar ist die Aktie der Deutschen Bank wegen der Rechtsstreitigkeiten und Aussichten auf weitere Strafen bereits stark gesunken, doch die Amerikaner sind bei der Höhe des Strafmaßes immer für Überraschungen gut. Sprich: Es muss nicht, aber es kann schlimmer als erwartet kommen.

   (Mitarbeit: Saabira Chaudhuri und Thomas Leppert)

Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com DJG/mln/kgb (MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires

   October 16, 2014 11:22 ET (15:22 GMT)

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