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Euro am Sonntag-Einschätzung 11.12.2016 05:32:54

Die Trump-Profiteure: Diese Aktien steigen weiter

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Während des Wahlkampfs hat der nun gewählte US-­Präsident Donald Trump seine Konkurrentin Hillary Clinton mehrfach für ihre Nähe zur Wall Street kritisiert. Wie nahe er selbst dran ist, zeigt die Besetzung des künftigen Kabinetts. Trump hat den ehemaligen Goldman-Sachs-Banker und Hedgefondsmanager Steven Mnuchin als Finanzminister nominiert.


Der ist nicht der Einzige aus der Finanz­elite: Trumps Chefberater Steve Bannon hat Anfang der 90er-Jahre ebenfalls bei Goldman Sachs gearbeitet. Und das Handelsministerium leitet nach dem Amtswechsel am 20. Januar der Milliardär Wilbur Ross, der dadurch bekannt wurde, dass er insolvente Firmen kaufte und erfolgreich wiederbelebte.

Trump umgibt sich also mit Leuten aus der ­Finanzelite des Landes. Die Besetzungen kommen einem politischen Zeitenwechsel gleich. Denn mit den neuen Protagonisten auf der politischen Bühne in Washington steigt der Einfluss der Wall Street auf die Politik wieder beträchtlich an. Die Ära einer intensiven Regulierung des Finanzsystems könnte - wie auch die Zeiten dauerhaft niedriger Zinsen - bald vorüber sein.

Den frischen Wind spüren auch Börsianer. Die Aktien der großen nordamerikanischen Geldhäuser haussieren seit der Wahl am 8. November. Für viele Analysten kam das überraschend, schließlich galten die Ankündigungen des politischen Newcomers Trump als unkalkulierbares Risiko für die Finanzmärkte. Nun sind neben Titeln der Bauindustrie und der Pharmabranche ausgerechnet die der Investmentbanken Goldman Sachs und JP Morgan die Zug­pferde einer Rally der Leitindizes Dow Jones und S & P 500 mit neuen Allzeithochs.

Spielraum für Banken

Der Startschuss für die Erholung fiel, als Trump kurz nach der Wahl sein Vorhaben bekräftigte, die Regulierung der Banken zu lockern. Mit dem Dodd-Frank Act legte die Regierung des demokratischen Amtsinhabers Barack Obama nach der ­Finanzkrise 2010 die Branche an die Leine: Seither überwacht eine Kommission den US-­Finanzmarkt, zudem können Banken in finanziellen Nöten zwangsverwaltet werden. Um das Geld der Kunden abzusichern, dürfen die Geldhäuser nur eingeschränkt mit eigenem Geld spekulieren. Auch der ­Derivatehandel ist kontrolliert.


Eben dieses komplexe Gesetzespaket will sich Trump vorknöpfen. "Die Dodd-Frank-Wirtschaft hilft der arbeitenden ­Bevölkerung nicht", schrieb er unlängst im Internet. Er wolle Jobs schaffen, das Wachstum fördern und den Finanzhäusern die dafür notwendigen Freiheiten, etwa bei der Kreditvergabe, einräumen.

Eine Lockerung des Dodd-Frank Acts könnte die US-Großbanken außerdem in eine noch günstigere Wettbewerbssituation gegenüber europäischen Häusern bringen. Während die europäischen Kontrahenten auch acht Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise noch unter faulen Krediten in Milliardenhöhe ächzen und - wie die Deutsche Bank - zahlreichen rechtlichen Risiken und Strafzahlungen ­entgegenblicken, bauten die US-Banken Risiken ab. Manche konnten sogar Rückstellungen auflösen und so freie Mittel bereitstellen. Mindert Trump nun die ebenfalls im Dodd-Frank Act definierten Eigenkapitalanforderungen, haben vor allem die führenden Investmentbanken wie Goldman Sachs, JP Morgan oder Morgan Stanley noch größeren Spielraum, um ihre Marktanteile zu vergrößern.

Durch die Berufung von Steven Mnuchin hat Trump einen loyalen Mitstreiter an Bord. Mit dem 53-Jährigen, der die Wahlkampffinanzen managte, verbindet Trump eine lange Freundschaft. Der bisherige Leiter des Dune Capital Hedgefonds - der auch Filme wie "X-Men" produzierte - dürfte die Deregulierung im Finanzsektor, die geplante Steuerreform, die Finanzierung der angedachten Infrastrukturmaßnahmen in Höhe von rund einer Billion Dollar sowie die Außenhandelsbeziehungen maßgeblich mitbestimmen.

Diese Vorhaben dürften das US-Wirtschaftswachstum ankurbeln. Angesichts des inzwischen steigenden Ölpreises und der fiskal­politischen Pläne der Trump-Regierung haben etwa die Volkswirte der Deutschen Bank ihre Prognose für das Wachstum des US-amerikanischen Brutto­inlandsprodukts 2017 bereits von 1,7 auf 2,3 Prozent angehoben.

Zinsschritt belebt Handel

Unter Experten gilt eine Anhebung der US-Leitzinsen im Dezember durch die US-Notenbank Fed trotz moderater Inflationserwartungen als beinahe sicher. Weitere Schritte im kommenden Jahr sind möglich, auch wenn Notenbankchefin Janet Yellen Vorsicht walten lassen dürfte, um das Wachstum nicht zu gefährden. Steigende Zinsen aber werden die Erträge der US-Banken weiter verbessern. Die Institute überraschten bereits nach dem dritten Quartal mit guten Zahlen, da im Sommer der Anleihehandel zugelegt hatte. Zudem stiegen nach der US-Wahl die Renditen für Staatsanleihen, was den Handel zusätzlich belebte.

Das kommt auch Häusern wie der Bank of America oder Wells Fargo zugute, die vornehmlich Privatkunden betreuen. Zins­anhebungen wirken sich auch hier in aller Regel positiv auf die Erträge aus.

Chefberater kritisiert Banken

Ganz sicher können sich Anleger jedoch nicht sein, dass die Deregulierung wirklich kommt. Der sogenannte "Baseler Ausschuss" berät etwa über eine weitere Stufe internationaler Regulierungsvorschriften, bekannt unter dem Stichwort "Basel IV". Bis zum 10. Januar will man eine Einigung erzielen. Vor allem die Europäer würden es ungern sehen, würde die USA nicht mitziehen. Der zuständige Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret warnte die Vereinigten Staaten bereits davor, die Vorteile globaler Standards zu ignorieren.

Zudem ist Trumps Chefstratege Steve Bannon als Bankenkritiker bekannt. Der 63-jährige Ex-Mitarbeiter von Goldman Sachs verbreitete über die rechtspopulistische Nachrichtenseite "Breitbart News", deren Kopf er lange war, die Auffassung, dass die verantwortlichen Institute nach der Krise nicht hart genug bestraft worden seien. Zudem befürwortet Bannon die Trennung von Investmentbanking und Kundengeschäft, damit Erspartes nicht durch Spekulationen gefährdet wird und die Bankgeschäfte besser überwacht werden können.

Viele Beobachter an der Wall Street misstrauen wegen dieser Risiken noch dem Aufwärtstrend der Bankaktien, zumal bis vor Kurzem Kursgewinne regelmäßig binnen weniger Wochen wieder verloren gingen. Doch die Chancen, die die mögliche Deregulierung sowie die steigenden Zinsen bieten, dürften der Branche einen Aufschwung bescheren.

Investor-Info

Bank of America
Auf steigende Zinsen setzen

Mit 439 Milliarden Dollar hat die Bank of America die höchste Summe an Kundeneinlagen der US-Großbanken in den Büchern. Steigen die Zinsen, steigt auch der Zinsüberschuss und damit der Gewinn des Unternehmens. Dass die US-Notenbank im Dezember einen ersten Zinsschritt gehen wird, gilt als nahezu sicher. Zudem würde die Bank von einer ­steigenden Darlehensnachfrage profitieren. Der Aktienkurs ist seit der US-Wahl weiter gestiegen. Günstig und kaufenswert.

Goldman Sachs
Auf Ertragspotenzial setzen

Seit die Investmentbank Goldman Sachs Anfang Oktober gute Quartalszahlen präsentiert hat, steigt der Kurs. Die US-Wahl gab der Notierung weiteren Schwung. Noch ist die Aktie moderat bewertet. Deutsche-Bank-Analyst Matt O’Connor verweist auf das Ertrags­potenzial, die gute Kostenkontrolle und zu erwartende Renditen aus Aktien- und Anleihehandel nach der nächsten Zinsanhebung. Rückschläge sind wegen des raschen Kurs­anstiegs nicht ausgeschlossen. Spekulativ.

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16.04.24 Bank of America Outperform RBC Capital Markets
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Aktien in diesem Artikel

Bank of America Corp. 45,63 0,24% Bank of America Corp.
Deutsche Bank AG 15,41 -0,81% Deutsche Bank AG
Goldman Sachs 576,10 -0,16% Goldman Sachs
JPMorgan Chase & Co. 237,45 -0,63% JPMorgan Chase & Co.
Morgan Stanley 124,82 -0,37% Morgan Stanley
Wells Fargo & Co. 73,57 -0,33% Wells Fargo & Co.