11.07.2015 23:04:47

EU-Kreise bestätigen Berlins Idee eines Grexits auf Zeit

   BRüSSEL (AFP)--Das Bundesfinanzministerium erwägt offenbar bei einem Scheitern der Griechenland-Verhandlungen, einen vorübergehenden Austritt Athens aus der Währungsunion vorzuschlagen. In einem Vorbereitungspapier für das Sondertreffen der Finanzminister der Eurozone am Samstag in Brüssel sei als eine Option ein sogenannter Grexit für mindestens fünf Jahre genannt. Ein entspechender Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wurde nun von EU-Kreisen bestätigt. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wollte die Angaben nicht kommentieren. Griechische Regierungskreise wiesen ihrerseits jedoch am Abend zurück, dass bislang in Brüssel über die Möglichkeit eines Austritts aus der Währungsunion gesprochen worden sei.

   Das Ministerium stufte in dem Papier die griechischen Reformvorschläge für ein weiteres Hilfspaket als unzureichend ein. "In diesen Vorschlägen fehlen zentral wichtige Reformbereiche, um das Land zu modernisieren und um über lange Sicht Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung voranzubringen", hieß es laut "FAS" in dem einseitigen Positionspapier. Deshalb könnten sie "nicht die Grundlage für ein komplett neues, auf drei Jahre angelegtes" Programm des Euro-Rettungsfonds ESM bilden.

   Damit blieben zwei Alternativen: Entweder Griechenland verbessere seine Vorschläge rasch, umfassend und mit voller Unterstützung des Parlaments, hieß es in dem "FAS"-Bericht, wonach dabei auch Vermögenswerte Griechenlands in Höhe von 50 Milliarden Euro an einen Treuhandfonds übertragen werden sollten. Oder mit Athen werde über eine "Auszeit" verhandelt: Griechenland müsse dann die Eurozone für mindestens fünf Jahre verlassen und seine Schulden restrukturieren. Das Land bleibe aber EU-Mitglied und erhalte weiter "wachstumsstärkende, humanitäre und technische Unterstützung".

   Griechenland droht ohne weitere finanzielle Unterstützung der wirtschaftliche Kollaps. Die griechische Regierung hatte Ende Juni nach monatelangem Streit über Spar- und Reformmaßnahmen die Verhandlungen über die Verlängerung ihres zweiten Hilfsprogramms abgebrochen. Nun beantragte Athen ein drittes Hilfsprogramm über drei Jahre, das nach Angaben aus Kreisen der Geldgeber einen Umfang von bis zu 82 Milliarden Euro haben könnte. Doch bisherige Spar- und Reformvorschläge für das Paket stießen am Samstag bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und anderen seiner Kollegen auf große Skepsis.

   Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   July 11, 2015 13:47 ET (17:47 GMT)- - 01 47 PM EDT 07-11-15

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