Erstkurs bei 37,30 Euro 07.10.2016 18:00:00

innogy-Aktie: RWE-Tochter nach Börsengang nun Deutschlands wertvollster Energiekonzern

Kurz nach Handelsstart am Freitag war es soweit, der Erstkurs der innogy-Aktie leuchtete auf der großen Anzeigetafel im Handelssaal der Frankfurter Börse auf: 37,30 Euro - gegenüber dem Emissionspreis von 36,00 Euro ist das ein kräftiger Aufschlag von 3,6 Prozent. In den ersten Handelsminuten legte die innogy-Aktie weiter zu und machte Investoren Hoffnung auf mehr. Für Oliver Roth, Kapitalmarktstratege der Oddo Seydler Bank, hat die Aktie Potenzial, "denn Erneuerbare Energien sind in jedem Fall die Zukunft". Am ersten Handelstag konnte die innogy-Aktie ihr Potenzial noch nicht ganz unter Beweis stellen. In einem schwachen Gesamtmarkt schloss sie exakt auf Niveau ihres Emissionspreises bei 36,00 Euro.

innogy-Börsengang ist größtes IPO seit 16 Jahren

Bereits am Mittwoch war klar, dass der innogy-Börsengang die Anleger elektrisiert, das Interesse an der RWE-Ökostromtochter war groß: Die beteiligten Banken hatten den Preis für die angebotenen innogy-Aktien am oberen Ende der ursprünglichen Spanne eingeengt. Die Anteilsscheine sollten zuletzt 35 bis 36 Euro kosten, die Aktien kamen letztlich zum Maximalpreis von 36 Euro auf den Markt. Der Konzern wurde sämtliche angebotenen Aktien los, hieß es von Seiten RWEs. Ursprünglich hatte die Preisvorstellung pro innogy-Aktie bei 32 bis 36 Euro gelegen.

Seit dem Infineon-IPO im Jahr 2000 war kein Sprung auf das Frankfurter Börsenparkett erfolgreicher und größer: Der maximal angepeilte Bruttoemissionserlös inklusive Mehrzuteilungsoption von fünf Milliarden Euro wurde quasi spielend erreicht, der innogy-Börsengang ist somit der größte Börsengang seit 16 Jahren. Doch damit nicht genug: Die RWE-Tochter ist auf einen Schlag Deutschlands wertvollster Energiekonzern. Der Börsenwert von innogy liegt nun bei etwa 20 Milliarden Euro, die Mutter RWE hat derzeit "nur" einen Börsenwert von annähernd 8,5 Milliarden Euro.

RWE-Ökostromtochter innogy "Blaupause für Energieunternehmen der Zukunft"

In der Tochter innogy bündelt RWE sein Zukunftsgeschäft mit Ökostrom, Netzen und Vertrieb. Nach Abschluss der Umstrukturierung werden voraussichtlich 40.000 der insgesamt 60.000 Mitarbeiter des RWE-Konzerns bei innogy beschäftigt sein. Der ehemalige RWE-Chef Peter Terium, der nun an der Spitze von innogy steht, ist überzeugt von "seinem" neuen Unternehmen. "innogy ist die Blaupause für das Energieunternehmen der Zukunft", verspricht Terium.

Mit innogy will RWE laut Terium Vorreiter für eine nachhaltige und moderne Energieversorgung sein. Die RWE-Marketingabteilung bezeichnet innogy als "bunt, fröhlich und innovativ". Die Werbestrategen geben sich alle Mühe, das innogy-Image deutlich vom angekratzten Image der klassichen Energiekonzerne abzugrenzen. innogy erfindet Energie neu, innogy ist die Zukunft - so ist die Botschaft. Doch diese Vorschusslorbeeren könnten auf Dauer auch eine Bürde für das neue Unternehmen sein - und die innogy-Aktie.

Ist "buntes" Image des Börsendebütanten Bürde für die innogy-Aktie?

innogy will bunt und fröhlich sein, doch die Realität ist eine andere: innogy ist vor allem dazu verdammt, innovativ zu sein. Weil "innogy" eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen "Innovation", "Energy" und "Technology" ist? Nein, weil innogy sich der Herausforderung und dem Zukunftsmarkt Erneuerbare Energien stellen muss. Zu viele Unternehmen mussten bereits den Kampf um Marktanteile aufgeben, zu viele Konzerne mussten Insolvenz anmelden, zu viele Wettbewerber kämpfen ums Überleben - tragisch für Investoren und Aktionäre.

Damit innogy-Aktionäre nicht ein ähnliches Schicksal ereilt, rät Kapitalmarktstratege Roth in einem Interview mit dem Nachrichtensender n-tv zu Geduld. Auch wenn die Story von innogy "sexy" sei, sei die innogy-Aktie zum Handelsstart möglicherweise noch etwas zu teuer. Privatanleger müssten den richtigen Zeitpunkt abwarten, so Roth.

innogy-Aktie: Es gibt deutlich schlechtere Investments

Positiv für Anleger: innogy kommt ohne Altlasten aus Atom- und Kohlekraftwerken auf den Markt. Mit dem Vermögensverwalter BlackRock haben die mit dem Börsengang betrauten Banken einen Großanleger an Bord geholt. innogy hat mehr als 23 Millionen Strom- und Gaskunden in elf Ländern und gehört bei der Windenergie weltweit zu den größten drei Konzernen. Im nächsten Jahr soll Innogy 4,3 bis 4,7 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verdienen.

Laut Platow Börse beträgt das innogy-KGV für das nächste Jahr 9, womit der Titel fundamental attraktiv sei. Vom - um Sondereffekten bereinigten - Nettoergebnis sollen "70 bis 80 Prozent an die Anteilseigner ausgeschüttet werden". Bereits für 2016 soll es eine erste Gewinnausschüttung geben. Und: Dem Börsenneuling winkt der schnelle Aufstieg in den Nebenwerteindex MDAX, das bringt noch mehr Aufmerksamkeit.

Fazit: Es gibt deutlich schlechtere Investments als die innogy-Aktie, auch und vor allem weil RWE großes Interesse am Erfolg des Börsendebütanten hat. Schließlich hält die innogy-Mutter auch nach dem Börsengang noch drei Viertel der innogy-Anteile. Die Kehrseite der Medaille: innogy muss möglicherweise weiterhin viel Rücksicht auf die angeschlagene Mutter RWE nehmen.



Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at

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