Erste Zwischenbilanz |
28.01.2016 14:30:00
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Telekom Austria-Aktie fällt trotz neuem Chef Plater weiter kräftig
Entsandt wurde der gebürtige Argentinier vom Mehrheitseigentümer, dem mexikanischen Telekommunikationskonzern America Movil. An dessen Spitze steht Carlos Slim, der mit einem Vermögen von 77,1 Mrd. Dollar laut der Zeitschrift "Forbes" der zweitreichste Mann der Welt ist. Slim begründete den Einstieg bei der börsenotierten Telekom Austria mit dem Wachstumspotenzial in Europa, vor allem in Südosteuropa, wo die Telekom in sieben Ländern vertreten ist.
Plater sieht sich hier gut unterwegs. "Wir hatten im zweiten Halbjahr 2015 drei große Akquisitionen - Bulgarien, Slowenien/Kroatien, Mazedonien. Diese Akquisitionen zeigen wo unser M&A Fokus liegt, nämlich auf der Stärkung des bestehenden Geschäfts. Im Konkreten: Konvergenz und Marktkonsolidierung. Betreffend weiterer Schritte wird der Markt laufend analysiert."
Noch vor 15 Jahren gehörte die Telekom zu drei Viertel den Österreichern, nunmehr sind es 28 Prozent. Das Sagen haben die Mexikaner, ihnen gehören 60 Prozent, sie stellen den Chef und haben die Mehrheit im Aufsichtsrat. Der Chefposten des wichtigsten Teils der Telekom Austria Group, das Heimatgeschäft über die A1 Telekom, ist seit dem Abgang von Konzernchef Hannes Ametsreiter unbesetzt. Das sorgt für wenig Freude bei den Belegschaftsvertretern. Und auch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) soll Medienberichten zufolge diesbezüglich mehrmals bei den Mexikanern vorstellig geworden sein.
Doch nun scheint Bewegung in die Personalia zu kommen. "Wir haben den Markt einige Zeit gescreent, haben mit interessanten Experten gesprochen, und sind zuversichtlich, dass wir bald eine Entscheidung treffen werden", so Plater.
Der Verkauf eines Großteils des Marktführers an die Mexikaner hatte für Kritik von Gewerkschaften, SPÖ und Opposition gesorgt, die von einer Verscherbelung der heimischen Infrastruktur sprachen. Diese Kritiker sehen sich durch die jetzige Entwicklung bestätigt und warnen im Zuge der aktuellen Diskussion um die Zukunft des teilstaatlichen Mineralölkonzerns OMV vor einer Entwicklung wie bei der Telekom. Ein möglicher Teilverkauf der OMV an die russische Gazprom lasse "Erinnerungen an die katastrophalen Auswirkungen des Besitzerwechsels bei der Telekom aufkommen", meinte am Mittwoch der Grüne Abgeordnete Werner Kogler. Und der SPÖ-Industriesprecher Rainer Wimmer hielt fest: "Dinge, wie sie etwa bei der Telekom geschehen sind, dürfen nicht mehr passieren."
Wie es mit der Telekom weitergehen soll ist Teil intensiver Spekulationen. Das Gerücht einer Kapitalerhöhung im Vorjahr hat sich aber ebensowenig erfüllt wie ein Abgang von der Wiener Börse. Zu den Spekulationen hielt Plater nun gegenüber der APA fest: "Eine Kapitalerhöhung ist derzeit kein Thema, da wir für das operative Geschäft kein Kapital benötigen. Die solide Kapitalausstattung wird auch durch Baa2/BBB Ratings von Moody's und S&P bestätigt. Darüber hinaus investieren wir jährlich hunderte Millionen in den Standort und die Infrastruktur der Zukunft."
Fix ist hingegen, dass die Mexikaner auf Grund des Syndikatsvertrages - den übrigens beim Inkrafttreten nicht einmal der damalige Chef Ametsreiter vorliegen hatte - ihren Anteil heuer von 60 auf 50 Prozent reduzieren müssen. Nach derzeitigem Aktienkurs wäre das ein erhebliches Verlustgeschäft, da die Mexikaner die Aktien zu einem höheren Kurs gekauft haben.
In den ersten neun Monaten des Vorjahres - die Jahresbilanz 2015 wird am 9. Februar präsentiert - erzielte die Telekom einen Gewinn von 308,4 Mio. Euro Gewinn. Im gleichen Zeitraum 2014 wurde noch ein Verlust von 136,5 Mio. Euro eingefahren. Getragen wurde der Erfolg vom Heimatmarkt, wo die Telekom unangefochtener Marktführer ist. 8.628 Mitarbeiter hatte die Telekom im 3. Quartal 2015 in Österreich, 7.441 Personen sind im Ausland beschäftigt.
stf/tsk
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