Skandal 03.07.2020 17:50:00

Wirecard-Aktie steigt: Ermittlungen gegen Manager wohl auch wegen Untreueverdachts - Singapur weitet Ermittlungen aus

Wirecard-Aktie steigt: Ermittlungen gegen Manager wohl auch wegen Untreueverdachts - Singapur weitet Ermittlungen aus

Dabei geht es um den Vorwurf, dass dreistellige Millionensummen von Wirecard-Konten an Firmen in Asien und auf Mauritius flossen. Außerdem gehen die Ermittler laut dem "SZ"-Bericht von Freitag davon aus, dass die mutmaßlichen Manipulationen bei Wirecard spätestens 2014 begannen. Die Zeitung stützt sich dabei auf "Erkenntnisse von Ermittlern" und "Ermittlungsunterlagen". Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie könne den Bericht nicht bestätigen. "Wir ermitteln weiterhin gegen Herrn Braun und mögliche Mittäter wegen aller in Betracht kommenden Straftaten".

Wirecard hatte im Juni eingeräumt, dass 1,9 Milliarden Euro auf asiatischen Treuhandkonten verbuchte Firmengelder sehr wahrscheinlich nicht existieren. Dass die mutmaßliche Manipulationen eine viele Jahre zurückreichende Vorgeschichte haben, war bekannt, bisher aber kein konkretes Startdatum, von dem die Ermittler ausgehen. Eine Schlüsselfigur ist neben Braun der früher im Wirecard-Vorstand für das Tagesgeschäft zuständige Manager Jan Marsalek. Seine Spur verlor sich vor gut zehn Tagen auf den Philippinen. Öffentlich gemacht hat die Staatsanwaltschaft, dass gegen Braun, Marsalek und andere wegen Verdachts unrichtiger Angaben und Marktmanipulation ermittelt wird.

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans forderte im "Handelsblatt" (Freitag) eine Reform der Finanzaufsicht, diese müsse "innovativer und schlagkräftiger" werden. Konsequenzen forderte der SPD-Chef auch für die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften: "Wir benötigen eine von den Big Four tatsächlich unabhängige Kontrolle." Big Four sind die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, KPMG, EY und PwC. Bei Wirecard hatte EY die Bilanzen geprüft. Das Unternehmen ist nun mit Klagen und Klagedrohungen wütender Aktionäre konfrontiert, weil die mutmaßlichen Manipulationen nicht früher auffielen.

Deutschlands Rang als "Geldwäsche-Paradies und Tummelplatz für Finanzakrobaten" schade nicht nur dem Image als Finanzplatz, sagte Borjans der Zeitung. "Er verursacht auch Schaden in Milliardenhöhe."

Singapur weitet Ermittlungen im Wirecard-Skandal aus

Die Behörden in Singapur weiten ihre Ermittlungen im Wirecard-Skandal aus.

Auch die Firmen Citadelle Corporate Services und Senjo Group seien nun im Visier, teilten die Zentralbank und die Polizei des Stadtstaats am Freitag mit. Es gehe um mutmaßliche Bilanzfälschung und die Tätigkeit als Treuhänder, ohne die dafür nötige Lizenz zu besitzen. Von den beiden Firmen war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Behörden hatten bereits in der vergangenen Woche erklärt, die lokale Tätigkeit von Wirecard unter die Lupe zu nehmen.

Die Wirecard-Aktie stieg im XETRA-Handel am Donnerstag um 4,08 Prozent auf 3,23 Euro.

(dpa-AFX / Reuters)

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Bildquelle: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images,Wirecard AG

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