Operativ schwächer 31.07.2013 18:00:31

Energiewende trifft Verbund AG hart

Unter anderem angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Strom aus Solar- und Windkraftanlagen hat das Unternehmen im ersten Halbjahr einen Milliardenbetrag abschreiben müssen. Die Wertberichtigung drückte das operative Ergebnis des Konzerns in die Verlustzone. Ein Einmalertrag durch den Asset-Tausch mit dem Konkurrenten E.ON verdoppelte allerdings den Nettogewinn.

   Operativ verlor die Verbund AG zwischen Januar und Juni 89,3 Millionen Euro und damit etwas weniger als von Analysten erwartet. In der ersten Hälfte des Vorjahres hatte das operative Geschäft der Verbund AG noch einen Gewinn von 471,5 Millionen Euro eingebracht. Angesichts der Abschreibungen von mehr als einer Milliarde Euro, über die das Unternehmen schon im Juni informiert hatte, hätte der Verlust aber noch höher ausfallen können: Der Asset-Tausch mit E.ON milderte den Effekt. Mit dem Geschäft gab der österreichische Konzern im April eine 50-Prozent-Beteiligung an dem türkischen Energiekonzern Enerjisa an E.ON ab und erhielt im Gegenzug acht deutsche Wasserkraftwerke.

   Noch größeren Einfluss hatte der Asset-Tausch allerdings auf den Nettogewinn. Das Ergebnis nach Steuern und Dritten stieg im ersten Halbjahr trotz der Abschreibungen um 109,3 Prozent auf 448,2 Millionen Euro. Analysten waren nach den von Dow Jones Newswires zusammengetragenen Schätzungen im Durchschnitt von einem Anstieg auf 461 Millionen Euro ausgegangen.

   Im laufenden Geschäft leidet die Verbund AG aber unter den historisch niedrigen Großhandelsstrompreisen. Wie andere europäische Versorger kann der Konzern Strom nur zu sinkenden Preisen am Markt absetzen, weil Elektrizität aus Solar- und Windkraftanlagen zeitweise im Überfluss zur Verfügung steht. Die Entwicklung setzt vor allem das Ergebnis von Gaskraftwerken unter Druck. Die Wettbewerbsfähigkeit der vergleichsweise sauberen Kraftwerke leidet zusätzlich, weil CO2-Zertifikate derzeit ausgesprochen billig sind und die Versorger Gas wegen lang laufender Verträge vergleichsweise teuer einkaufen müssen.

   Die Verbund AG produziert allerdings nur rund 20 Prozent des selbst erzeugten Stroms in thermischen Kraftwerken, etwa 80 Prozent stammen aus Wasserkraft. Die etwa am Inn und an der Donau gelegenen Laufwasserkraftwerke sind zwar auch von niedrigen Absatzpreisen betroffen, im ersten Halbjahr konnten sie wegen des günstigen Wasserstands aber vergleichsweise viel Strom produzieren. Der Umsatz des Konzerns stieg im ersten Halbjahr auch deshalb auf 1,65 Milliarden von 1,56 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

   Angesichts der Abschreibungen hat die Verbund AG gleichwohl schon Mitte Juni die frühere Prognose für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) nach unten korrigiert. Der Konzern geht seitdem davon aus, dass die Kennzahl im Jahr 2013 rund 1,15 Milliarden Euro erreichen wird. Das wäre ein Rückgang um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Das Konzernergebnis soll unter anderem dank des Geschäfts mit E.ON bei mindestens 600 Millionen Euro liegen, nach 389 Millionen Euro im Vorjahr. Dies bekräftigte die Verbund AG nun.

   Wegen des ungünstigen Marktumfelds haben die Österreicher im Juni auch ihr Investitionsbudget zusammengestrichen. Bis 2017 will die Verbund AG nur noch 1,2 Milliarden Euro für Projekte aufwenden, 300 Millionen Euro weniger als zuvor geplant. Zudem strebt das Unternehmen Kostensenkungen in kumulierter Höhe von 130 Millionen Euro für die Jahre 2013 bis 2015 an.

   Auch andere europäische Versorger sparen angesichts der Verwerfungen auf dem Strommarkt: E.ON etwa verkauft Beteiligungen und legt unprofitable Gaskraftwerke still. Der Konzern erwägt sogar, Anlagen zu zerlegen und zum Beispiel in die Türkei zu transportieren. RWE hat Kraftwerke unter Beobachtung gestellt. Auch EnBW will Erzeugungsanlagen vom Netz nehmen. Die Karlsruher planen zudem eine Neuausrichtung auf Erneuerbare Energien.

   DJG/hev/brb

   Dow Jones Newswires

Von Hendrik Varnholt

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