30.12.2019 16:01:55
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EnBW will Atommeiler Philippsburg 2 am Silvesterabend abschalten
Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)--Der Stromversorger EnBW will sein Kernkraftwerk Philippsburg nach 40 Betriebsjahren am Silvesterabend endgültig abschalten und damit den Atomausstieg in Deutschland weiter vorantreiben. Gegen 19 Uhr soll Block 2 planmäßig vom Netz gehen. Block 1 des Kraftwerks war bereits 2011 stillgelegt worden.
"Auch nach der Abschaltung der Kernkraftwerke ist die Versorgung unserer Kunden sichergestellt", betonte Unternehmenssprecherin Ramona Sallein am Montag. Dies geschehe über den vorhandenen EnBW-Kraftwerkspark, die Beschaffung am Markt und den weiteren konsequenten Zubau Erneuerbarer Energien. Philippsburg 2 deckt in Baden-Württemberg derzeit etwa ein Sechstel des gesamten Strombedarfs und etwa zwei Drittel des Strombedarfs der privaten Haushalte.
Die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), nannte die geplante Abschaltung einen "Grund zum Feiern". "In diesen Tagen erhöht sich die Sicherheit der Menschen in und um Süddeutschland deutlich", erklärte sie am Montag in Berlin. Zuvor sei bereits der Schweizer Altmeiler Mühleberg planmäßig vom Netz gegangen, in wenigen Monaten folgten in Fessenheim die beiden ältesten Reaktoren Frankreichs.
Eine Laufzeitverlängerung lehnte Kotting-Uhl ab. Diese verunsichere nur die Märkte und schade der Energiewende. "Die Energiewirtschaft ist längst weiter. Die Bundesregierung darf sie nicht länger ausbremsen, und politische Brandstifter sind völlig fehl am Platz", so die Grünen-Abgeordnete.
Zuvor hatten sich Unionspolitiker offen für einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken gezeigt. Der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), hatte im Spiegel erklärt, an ihm werde dies nicht scheitern. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) die Reihenfolge des Atom-Endes bis 2022 und des Kohleausstiegs bis 2038 in Frage gestellt. Die Bundesregierung betonte jedoch, am Atomausstieg festzuhalten. Der Atomkonsens stehe "felsenfest", so Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). "Er ist auch die Grundlage, um zu einer tragfähigen Lösung der Endlagerfrage zu kommen", betonte Schulze in einer Stellungnahme vor Weihnachten. Der Atomausstieg vermeide radioaktive Abfälle in einer Größenordnung von rund 500 Castor-Behältern.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärte, mit Philippsburg gehe eines der störanfälligsten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz, das gegen geltende Sicherheitsanforderungen verstoßen habe. Die Stilllegung sei aber "nur ein Etappenziel", so BUND-Vorsitzender Olaf Bandt. "Wir fordern die Bundesregierung auf, komplett aus der Atomenergie auszusteigen, inklusive der aktuell noch unbefristet laufenden Brennelementefabrik Lingen und der Urananreichungsanlage Gronau."
Der endgültige Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie war mit der Änderung des Atomgesetzes 2011 festgelegt worden. Die verbliebenen Kraftwerke Grohnde, Gundremmingen C und Brokdorf müssen demnach spätestens am 31. Dezember 2021 vom Netz gehen. Für Isar 2, Emsland und Neckarwestheim II erlischt am 31. Dezember 2022 die Betriebsberechtigung.
Der Druckwasserreaktor Philippsburg 2 wurde mit einer elektrischen Leistung von 1.468 Megawatt installiert und ging 1984 ans Netz. Bis zur endgültigen Abschaltung der Anlage wird Block 2 laut EnBW über 375 Milliarden Kilowattstunden geliefert haben.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/cln
(END) Dow Jones Newswires
December 30, 2019 10:02 ET (15:02 GMT)
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