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Sonderkosten belasten 21.09.2015 17:32:40

ElringKlinger-Aktie bricht ein nach erneuter Gewinnwarnung

Die bereits zweite Gewinnwarnung von ElringKlinger in diesem Jahr hat Anleger am Montag schwer verärgert. Der Aktienkurs des Autozulieferers fiel mit 16,555 Euro auf den tiefsten Stand seit November 2011. Zu Handelsschluss büßte der Titel am MDAX-Ende 14,78 Prozent auf 17,875 Euro ein. Und die Probleme dürften dem schwäbischen Unternehmen noch eine Weile erhalten bleiben: Erst für das erste Quartal 2016 rechnet Vorstandschef Stefan Wolf damit, dass sich das Knäuel aus Produktions- und Lieferproblemen vollständig löst.

Am Freitagabend hatte der Spezialist für Hitzeschilde und Abgasdichtungen die Katze aus dem Sack gelassen: Die starke Nachfrage der Autobauer überfordert den Zulieferer. Wegen Überstundenzuschlägen und Sonderfrachten fielen im ersten Halbjahr 9 Millionen Euro Sonderkosten an. Und die zusätzlichen Ausgaben bleiben dem Unternehmen wegen der angespannten Situation erhalten. Im zweiten Halbjahr dürften noch einmal 20 bis 30 Millionen Euro anfallen - die Prognose beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) war deshalb nicht mehr zu halten.

Nun stehen vor Sonderkosten für Zukäufe noch 135 bis 145 Millionen Euro operativer Gewinn für dieses Jahr im Plan von Finanzchef Thomas Jessulat, nach bisher 165 Millionen Euro. Bereits Ende April hatte das Management die Ziele zusammenstreichen müssen. Erst im zweiten Quartal 2016 sei nicht mehr mit zusätzlichen Belastungen zu rechnen, sagte Konzernchef Wolf am Montag in einer Telefonkonferenz. Für das erste Vierteljahr 2016 riet er den Analysten, nochmal rund 10 Millionen Euro Sonderkosten einzukalkulieren.

Um die gestiegenen Kosten in den Griff zu bekommen, seien bereits erste Schritte eingeleitet worden. Die dürften aber erst Ende des Jahres greifen. Probleme gibt es derzeit vor allem in der Produktion von Hitzeschilden in der Schweiz. Ab November sei ein neues Management-Team vor Ort am Start, sagte Wolf. Man habe bei dem erfahrenen bisher zuständigen Manager lange nicht gemerkt, dass ihm die Kontrolle über das Geschäft entglitten sei. Neu investieren will ElringKlinger in der Schweiz nun nicht mehr, zusätzlich gefertigt werden soll künftig in Osteuropa und Frankreich.

Nun hat das Unternehmen aber mit den Folgewirkungen zu kämpfen: Weil viele Bestellungen nicht bedient werden konnten, schickt die besorgte Autoindustrie nun externe Berater ins Haus, die Produktion und Logistik überwachen. Die hohen Kosten dafür müsse das Unternehmen tragen, sagte Wolf. Zudem müssten neue Lagerhäuser angemietet und externe Logistikfirmen beauftragt werden. Die veranschlagten Sonderkosten umfassen auch Schadenersatzforderungen von Kunden, mit denen ElringKlinger wegen Lieferverzögerungen rechnet.

Die logistischen Anforderungen an Zulieferer hätten sich in den vergangenen Jahren wegen der Produktionsbedingungen bei den Autobauern spürbar verschärft, sagte Wolf. In der vergangenen Woche hatte auch der auf Lampen spezialisierte Autozulieferer Hella nach dem Ausfall eines Lieferanten die Gewinnprognose kräftig gestutzt - um die eigenen Kunden in der Autoindustrie nicht zu vergrätzen wollen die Lippstädter ebenfalls hohe Kosten in Kauf nehmen.

Immerhin: Die brummenden Geschäfte bei ElringKlinger schlagen sich zumindest im Wachstum nieder. In den zwei Monaten von Juli bis August kletterte der Umsatz nach vorläufigen Zahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13,6 Prozent auf 240,1 Millionen Euro. Bereinigt um Sondereffekte wie den schwachen Euro und Zukäufe blieb noch ein Zuwachs von 5,3 Prozent. Das um Einmaleffekte bereinigte Ergebnis (Ebit) lag hingegen bei 22,7 Millionen Euro, in den beiden Monaten des Vorjahres waren es noch 24,9 Millionen Euro gewesen.

DETTINGEN/ERMS (dpa-AFX)

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