Düstere Prognosen 19.02.2016 07:30:00

Credit Suisse, OECD und das Crash-Gespenst: Drohen zehn magere Börsenjahre?

Der DAX hat seit Anfang des Jahres zweistellige Verluste hinnehmen müssen und steht damit beispielhaft für die weltweiten Leitindizes. Kaum ein wichtiger Aktienindex entkam den Kurseinbrüchen in den ersten Wochen des neuen Jahres.

Nun scheinen sich die Kurse zu stabilisieren: Seit seinem Jahrestief am 11. Februar kletterte der deutsche Leitindex acht Prozent nach oben und machte damit einen Großteil seiner Jahresverluste wieder wett. Die Anleger haben den Mut zu einem Börseninvestment offenbar wieder gefunden - auch dank eines festeren Ölpreises. Dieser ist und bleibt 2016 der Gradmesser für DAX, Dow Jones und Co.

OECD senkt Wirtschaftsprognosen in aller Welt

In dieser Erholungsphase lassen plötzlich OECD und Credit Suisse zwei Bomben platzen: Sowohl die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als auch die Schweizer Großbank warnen vor schweren Zeiten für Investoren.

Laut OECD dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,0 Prozent und im kommenden Jahr um 3,3 Prozent wachsen - das sind je 0,3 Prozent weniger als noch im November prognostiziert. Besonders stark reduzierte die Organisation die Erwartungen für Brasilien, aber auch die Aussichten für die USA, den Euroraum, Großbritannien und Japan sind ungünstiger. Erwartet uns eine neue Weltwirtschaftskrise?

Fakt ist: In vielen Schwellenländern verlangsamt sich der OECD zufolge das Wachstum, die Erholung in den Industrieländern verlaufe "sehr bescheiden". Und es könnte noch schlimmer kommen: Wegen der starken Börsenturbulenzen zu Jahresbeginn warnt die OECD vor erheblichen Risiken für die Finanzstabilität. Die Organisation fordert nun dringend Investitionen - notfalls auch über neue Schulden.

Folgen nach sieben fetten Jahren nun zehn magere Jahre?

Kaum besser fällt der Blick in die Zukunft von der Credit Suisse und der London Business School aus. Die Veranlagungsexperten vergleichen in einer Studie die aktuellen Vorgänge an den Finanzmärkten mit den Jahren nach großen Finanz- und Wirtschaftskrisen. Im Zentrum der Untersuchungen stehen die drei großen Weltwirtschaftskrisen: Die lateinamerikanische Schuldenkrise der 1890er, die "Große Depression" in den 1930ern und die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008/09. Ergebnis: Im kommenden Jahrzehnt ist mit niedrigen Renditen zu rechnen, es dürften nach den sieben fetten Jahren nun also wieder zehn magere Jahre folgen.

Die Studie der Credit Suisse stellt außerdem eine Normalisierung der Geldpolitik in Frage. Die US-Notenbank Fed habe zwar vor Kurzem die Leitzinsen erhöht, seitdem seien die Finanzmärkte aber von Kurseinbußen und hoher Volatilität geprägt, heißt es in der Studie. Auch die Fed selbst sorgt sich um globale Unsicherheiten, wie aus dem jüngsten Sitzungsprotokoll der Notenbank hervorgeht. Vor allem globale Risiken für die US-Wirtschaft, fallende Ölpreise und das schwache Wachstum in vielen Schwellenländern bereiten der Fed und ihrer Chefin Janet Yellen Kopfzerbrechen. Es gilt deshalb als sicher, dass eine weitere Erhöhung der Zinssätze in den USA nicht sehr schnell erfolgt.

OECD-Prognose und Credit Suisse-Studie hängen eng zusammen

Die düsteren Prognosen von OECD und Credit Suisse hängen also enger zusammen, als auf den ersten Blick zu erahnen ist. Kommt die Wirtschaft in Schwung, dürften wohl auch keine zehn mageren Börsenjahre folgen.

Ralf Zimmermann, Anlagestratege beim Bankhaus Lampe, bringt es auf den Punkt: "Die entscheidende Frage ist, ob die Weltwirtschaft in eine ­Rezession rutscht. Sollte das nicht geschehen, sind beim DAX Kurse in der Region von 8.500 Punkten Kaufkurse."

Anleger sollten vorsichtig bleiben

Klar ist: Trotz der Kursgewinne der vergangenen Tage ist noch keine Bodenbildung in Sicht, sagt Marcella Chow, Anlagestrategin von JP Morgan Asset Management. Anleger sollten sich vom jüngsten Erholungstrend an den internationalen Aktienmärkten nicht täuschen lassen.

Auch Chow zeichnet ein eher düsteres Bild: In einem Interview mit dem "Handelsblatt" spricht sie von wackligen Märkten und von panischen Investoren. Erst wenn die Wirtschaft in China wieder anziehe und die Notenbanken rund um den Globus das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen würden, dann könnten die Aussichten wieder rosiger werden. Und erst dann könnte das Crash-Gespenst auch endgültig vertrieben werden.



Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at

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