Gefahrenzone? 09.10.2024 23:00:00

Droht eine Blase? Das sagen Experten zu der Aktien-Rally in China

Droht eine Blase? Das sagen Experten zu der Aktien-Rally in China

• Starke Rally am chinesischen Aktienmarkt
• Ähnlichkeit zu Rally und Crash aus dem Jahr 2015
• Experten überwiegend unbesorgt


Ende September kündigte China mehrere wirtschaftliche Unterstützungsmaßnahmen und Programme an, um der angeschlagenen Wirtschaft zu helfen: Die chinesische Zentralbank senkte den Leitzins und auch das Politbüro machte Hilfszusagen. Laut "CNBC" sollen diese Schritte unter anderem auch Institutionen anregen, mehr Geld in Aktien zu investieren. An den Börsen zeigten die Wirtschaftsstimuli dann auch prompt Wirkung: Allein am letzten Handelstag vor der längeren Feiertagspause aufgrund der "Goldenen Woche" ging es beim Shanghai Composite um 8,06 Prozent auf 3.336,50 Punkte nach oben. Laut "CNBC" habe es dabei Anzeichen dafür gegeben, dass aktuell sehr viele neue Anleger in China am Aktienmarkt mitmischen wollen. So habe das Handelsvolumen beispielsweise den letzten Höchststand aus Mai 2015 übertroffen.

Tatsächlich werden auch bei einigen Experten Erinnerungen an die Zeit vor rund zehn Jahren wach. Damals hatte sich der chinesische Aktienmarkt innerhalb von sechs Monaten verdoppelt und der Shanghai Composite im Juni 2015 einen Stand von 5.100 Punkten erreicht, bevor er etwas später wieder kräftig einbrach. Das damalige Niveau bleibt dabei auch heute noch in weiter Ferne. Obwohl der jüngste Anstieg der China-Aktien Ähnlichkeiten mit der damaligen Börsenrally aufweist, sehen Experten bislang jedoch keinen Grund zur Sorge.

Verschuldungsgrad gering, Unterstützungsfaktoren vorhanden: Experten sehen keine Blase

Laut Experten lässt die heutige Situation einige Unterschiede zur damaligen Blase erkennen. So sei etwa der Verschuldungsgrad am Markt heute deutlich geringer als 2015, sagte Aaron Costello, Regionalleiter für Asien bei Cambridge Associates, laut "CNBC". Während der chinesische Staat im Vorfeld der Rally aus dem Jahr 2015 Anleger durch lockere Regeln regelrecht dazu ermutigt hätte, Aktien mit geliehenem Geld zu kaufen, sei der Verschuldungsgrad am Aktienmarkt heute sowohl in Prozent als auch nach absoluten Zahlen deutlich tiefer als damals. "Wir befinden uns noch nicht in der Gefahrenzone", zeigte sich Costello mit Blick auf die weniger stark gehebelten Investitionen daher sicher.

Auch Zhu Ning, Autor des Buches "China's Guaranteed Bubble", plädierte laut "CNBC" für eine differenziertere Betrachtung der Lage. "Die Politik ist dieses Mal viel stärker und konzertierter als 2015. Allerdings hat die Wirtschaft derzeit mit stärkerem Gegenwind zu kämpfen als damals", wird er von der Nachrichtenseite zitiert. James Wang, Leiter der China-Strategie bei UBS Investment Bank Research, verwies laut "CNBC" darauf, dass neben der koordinierten Reaktion politischer Entscheidungsträger auch ein stärkerer Renminbi, niedrigere US-Zinsen und erhöhte Aktienrückkäufe zur Stützung des Marktes beitragen würden.

Auch Cambridge Associates-Experte Costello äußerte sich mit Blick auf die Wirtschaftsstimuli eher zuversichtlich. "China war billig und es fehlte der Katalysator", sagte er laut "CNBC". Mit den angekündigten Stützungsmaßnahmen sei der Katalysator jetzt jedoch aufgetreten und habe Wert freigesetzt. "Grundsätzlich müssen wir sehen, dass die Unternehmensgewinne steigen", warnte er jedoch. Falls dies nicht passiere, sei die jüngste Rally "nur ein kurzfristiger Aufschwung".

Experte sieht "animalische Instinkte" und warnt vor Enttäuschung

Andere Experten äußerten jedoch stärkere Zweifel an der Nachhaltigkeit des aktuellen Aufschwungs an den China-Börsen. Laut Peter Alexander, Gründer von Z-Ben Advisors, könnten die konkreten fiskalischen Anreize, die voraussichtlich Ende Oktober angekündigt werden, geringer ausfallen als momentan an der Börse erwartet. Die Anleger könnten sich mit dem aktuellen Run auf chinesische Aktien in der Hoffnung eines großen Konjunkturpakets "ein bisschen übernommen haben, wie die Leute gerne sagen", so der Marktprofi gegenüber "CNBC". Man habe es hier mit "rein animalischen Instinkten" zu tun und die Chinesen hätten Nachholbedarf, was eine Börsenrally angehe, so Alexander weiter. Seinen Erfahrungen aus den Jahren 2007 und 2015 nach zu urteilen, könne die Rally in China möglicherweise noch drei bis sechs Monate andauern - oder abrupt enden.

Redaktion finanzen.at

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