Inflationsanstieg |
03.06.2015 16:20:45
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Draghi: EZB plant für 2015 mit etwas höherer Inflation
Laut Draghi rechnen der volkswirtschaftliche Stab der EZB und die Volkswirte der nationalen Zentralbanken für 2015 nun mit 0,3 Prozent Inflation. Im März hatte der EZB-Stab noch Nullinflation prognostiziert. Die Prognosen für 2016 und 2017 wurden mit 1,5 und 1,8 Prozent bestätigt. Gleichwohl wurde die EZB nach Aussage ihres Präsidenten nicht von der Inflationsentwicklung überrascht. "Die Inflation war höher als die Markterwartungen, aber nicht höher als unsere eigenen", sagte Draghi. Es sei in Sachen Inflation noch ein weiter Weg zu gehen.
Draghi sagte in seinen Einleitenden Bemerkungen, die nächsten Monate sei mit weiter sehr niedrigen Inflationsraten zu rechnen. Die bisherige Prognose, dass die Inflationsraten in den kommenden Monaten negativ sein könnten, ließ Draghi allerdings fallen. Im Mai lag die Teuerungsrate im Euroraum bei 0,3 Prozent. Sie war damit erstmals seit November 2014 wieder positiv.
Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent an. Der EZB-Rat will sein im März begonnenes Wertpapierkaufprogramm mit einem monatlichen Volumen von 60 Milliarden Euro laut Draghi so lange fortführen, bis die Inflation nachhaltig in diesen Bereich gestiegen ist, auf jeden Fall aber bis September 2016. "Wir sind weit entfernt von Exit-Strategien", sagte der EZB-Präsident auf eine entsprechende Frage. Wenn überhaupt, werde die EZB sogar mehr tun.
Nach Einschätzung von Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, wird die Zentralbank "frühestens im nächsten Jahr über eine Änderung des Programms nachdenken". Howard Archer, Volkswirt bei IHS Global Insight, meinte: "Die laute und klare Botschaft der EZB ist, dass sie absolut entschlossen ist, ihr Programm zu Ende zu bringen." Die Nordea-Ökonomen Heidi Schaumann und Jan von Gerich wiesen darauf hin, dass auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann für eine Fortführung der Ankäufe gestimmt haben müsse, da Draghi von einem "einstimmigen Beschluss" gesprochen habe.
Der Inflationsanstieg im Mai war etwas stärker als erwartet ausgefallen, was am Dienstag zu starken Kursverlusten an den europäischen Anleihemärkten geführt hatte. Der Tagesanstieg der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen war an diesem Tag so stark wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Draghi wollte keine eigene Erklärung für den jüngsten Anstieg der Anleiherenditen geben, er sagte lediglich: "Der EZB-Rat hat einstimmig beschlossen, über diese Entwicklung hinwegzusehen und seine Politik fortzuführen." Man müsse sich an solche Phasen höherer Volatilität gewöhnen.
Ihre Wachstumsprognosen änderten die Zentralbank-Ökonomen dagegen nur marginal. Für 2015 und 2016 wurden unverändert Zuwächse des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5 und 1,9 Prozent prognostiziert. Die Prognose für 2017 wurde auf 2,0 (2,1) Prozent zurückgenommen. Laut Draghi war das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal von 0,4 Prozent für die EZB etwas enttäuschend.
"Die Erholung ist auf dem Weg und steht genau im Einklang mit den Projektionen, aber trotzdem hatten wir stärkere Zahlen erwartet", sagte er. Die Schwäche gehe derzeit von der Außenwirtschaft, vor allem von den Schwellenländern, aus. In seinen Einleitenden Bemerkungen prognostizierte der EZB-Präsident nur noch eine "breitere" Erholung, während im Gegensatz zu den Vormonaten von einer "Verstärkung" keine Rede mehr war.
Nach Draghis Aussage verhandelt die griechische Regierung momentan mit den Kreditgebern über einen Ausweg aus dem Schuldendrama. Draghi sagte, es brauche eine glaubwürdige Perspektive für eine erfolgreiche Prüfung des jetzigen Hilfsprogramms. Der EZB-Rat wolle Griechenland im Euro halten, aber das solle über ein "starkes Agreement" geschehen, das Wirtschaftswachstum, nachhaltige Finanzen und soziale Fairness ermögliche.
Über die Bewertungsabschläge auf griechische Staatsanleihen, die bei geldpolitischen Refinanzierungen eingereicht werden, will der EZB-Rat laut Draghi beim nächsten Meeting beraten. "Wir müssen sehen, wie die jüngsten Entwicklungen die Qualität der griechischen Schulden beeinflusst haben", sagte er. "Für mich ist vor allem die Aussage wichtig, dass es einen generellen Willen gibt, Griechenland im Euro zu halten", sagte Ökonom Krüger.
DJG/hab/apo
FRANKFURT (Dow Jones)
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