Erneute Finanzkrise voraus? |
13.04.2023 22:12:00
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"Dr. Doom" Nouriel Roubini warnt vor "Bermuda-Dreieck" der Risiken
• "Mutter aller Schuldenkrisen" führt aktuell zu "Lose-Lose-Situation"
• Roubini sieht "Bermuda-Dreick" aus Einkommen, Assets und Schulden, die unter Druck geraten
Der als "Dr. Doom" bekannte Wirtschaftsexperte Nouriel Roubini hat einmal mehr seinem Ruf als Schwarzseher alle Ehre gemacht. Wie er in dem Forward Thinking-Podcast des McKinsey Global Institutes offenbarte, sieht er eine schwere Rezession auf die USA zurollen - ausgelöst von der "Mutter aller Schuldenkrisen", vor der Roubini nicht müde wird zu warnen.
Die "Mutter aller Schuldenkrisen"
Die Ursache dieser Krise sieht der Ökonom in der hohen Verschuldung, die in den USA seit der Globalen Finanzkrise von 2008 vorherrsche und unter anderem durch "Niedrigzinsen, Negativzinsen, quantitative Lockerung" hervorgerufen worden sei. So hätte diese ultralockere Geldpolitik dazu geführt, dass eigentlich bankrotte Akteure wie Haushalte, Unternehmen, Finanzinstitutionen, Regierungen oder auch Länder künstlich am Leben gehalten wurden. Roubini spricht hier daher von sogenannten "Zombies".
Schwere Rezession voraus
Im Zuge der Corona-Pandemie wären solche Akteure erneut durch Hilfsmaßnahmen gerettet worden, da dieser externe Schock anfänglich durch die rasch abfallende Nachfrage zu einer Deflation geführt hätte. Die durch die Behörden eingesetzten Stimuli hätten dann jedoch eine Inflation verursacht, weshalb die Zinswende durchgeführt werden musste. Dies habe jedoch dazu geführt, dass die Zombie-Akteure nicht nur hohe Schulden, sondern nun auch hohe Schuldentilgungsdienste haben. Dieser Zustand wird nach Einschätzung Roubinis aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer "schweren Rezession" führen, "wahrscheinlich im nächsten Jahr", so der Wirtschaftskenner im Podcast.
Historischer Schuldenaufbau
Bisher hätte die nun auf uns zurollende Krise ein paar Mal verschoben werden können: "Wir haben viele Leute gerettet und aufgefangen. Aber jetzt ist das Spiel vorbei, weil es Inflation gibt und die Zinssätze erhöht werden müssen, anstatt sie auf null oder negativ zu begrenzen. Hier liegt also das Risiko der Mutter aller Schuldenkrisen. Es gibt einen historischen Schuldenaufbau der letzten 40 Jahre. Und jetzt können die Probleme nicht durch eine Lockerung der Geld- und Kreditpolitik gelöst werden. Wir müssen das Gegenteil tun, damit wir nicht in finanzielle und Schuldennot geraten", fasst Roubini zusammen.
"Lose-Lose-Situation"
Erst jüngst hat sich die US-Notenbank Fed dazu entschlossen, die Leitzinsen ein weiteres Mal anzuheben. Und das obwohl es im Bankensektor innerhalb kürzester Zeit zu einer Reihe Insolvenzen kam. Roubini sieht hier laut Fortune eine "Lose-Lose-Situation", da die steigenden Zinsen zu größerer Instabilität am Finanzmarkt führen könnten, auf der anderen Seite würde das Senken der Zinsen die Inflation, die noch immer auf einem hohen Niveau liegt, weiter befeuern. Im Interview mit Bloomberg TV meinte Roubini deshalb: "Es ist zu spät eine Lösung zu finden, die eine harte Landung und starken Druck auf das Finanzsystem verhindert."
Zahlreiche Auslöser einer Finanzkrise erkennbar
Laut Roubini gibt es derweil mehrere Auslöser, die den Startschuss einer Finanzkrise markieren könnten. So würde im Falle einer Rezession das Einkommen von Haushalten und Unternehmen abnehmen, weil die Reallöhne sinken, die Gefahr von Arbeitslosigkeit besteht oder die Gewinne von Unternehmen schmelzen. Auf der anderen Seite verlieren auch unterschiedliche Vermögenswerte wie unterschiedlichste Aktien, zum Beispiel Wachstumsaktien, Tech-Aktien, Meme-Aktien, aber auch Anleihen und Kryptowährungen an Wert. "Sogar Bargeld gab wegen der Inflation eine negative Rendite", argumentiert Roubini. Es werde also grundsätzlich schwieriger Schulden abzuzahlen, egal ob Kreditschulden, Hypotheken, Studiendarlehen, usw.
"Bermuda-Dreieck" aus Einkommen, Assets und Schulden
Roubini spricht in diesem Zusammenhang von einem "Bermuda-Dreieck", in dem das eigene Einkommen, die eigenen Assets und die eigenen Schulden unter Druck gebracht werden. "Und dann endet man in einer Notsituation, wenn man ein hochverschuldeter Haushalt oder eine Geschäftsfirma ist. Und wenn viele diese Probleme haben, dann gibt das eine systemische Haushaltsverschuldungskrise wie die Globale Finanzkrise, in der Millionen von Menschen ihre Hypotheken nicht zahlen konnten und ihre Häuser verloren. Oder wenn es eine systemische Unternehmensschuldenkrise gibt." In einem solchen Fall könnten dann auch die Finanzinstitutionen in finanzielle Schwierigkeiten geraten, die die Kredite ausgegeben hätten, sodass es dazu kommen könnte, dass die Regierung den Privatsektor retten müsse, um wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden. Auf diese Weise würden Privatschulden zu öffentlichen Schulden, "und da die Privatschulden im Privatsektor gehalten werden, wird das staatliche Risiko auch zu einem Risiko für die Bilanzen des Privatsektors." Ein perfekter Teufelskreis. Welche Variablen jetzt jedoch genau die Finanzkrise auslösen könnten, sei sehr komplex: "Es ist eine Kombination aus Wissenschaft, empirischer Forschung und auch ein bisschen Kunst", so Roubini. Es bleibt also abzuwarten, ob der Wirtschaftskenner mit seiner pessimistischen Einschätzung letztlich Recht behalten wird.
Redaktion finanzen.at
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