20 Jahre später 26.01.2020 22:49:00

Dotcom-Blase: Experten entdecken Parallelen zur heutigen Zeit

Dotcom-Blase: Experten entdecken Parallelen zur heutigen Zeit

• Marktexperten vergleichen aktuelle Lage mit der um das Jahr 2000
• Überraschende Parallelen konnten festgestellt werden
• Muss nicht unbedingt bedeuten, dass Crash bevorsteht

20. Jubiläum der Internetblase

20 Jahre ist es her, dass sich die Euphorie rund um Internet- und Technologie-Unternehmen in den 90er Jahren im Platzen der daraus resultierenden Spekulationsblase entlud. Dieses Jubiläum haben verschiedene Marktexperten zum Anlass genommen, die heutige Lage des US-Aktienmarkts mit der Situation damals zu vergleichen.

Einer davon ist der Börsenspezialist Mark Hulbert, der seine Überlegungen in einem Artikel bei dem Nachrichtenmagazin MarketWatch niederschrieb. Dazu verglich er die Börsennewsletter, die er im Januar des Jahres 2000 erhielt, mit denen aus diesem Monat. Dabei kamen ein paar überraschende Ähnlichkeiten zum Vorschein.

Fed, Inflation, Wirtschaft im Fokus

Zum Beispiel stand auch im Jahr 2000 die US-Notenbank Fed im Blick der Marktteilnehmer. Diese hatte damals gerade angekündigt, die Zinsen nicht so stark anziehen zu wollen, wie vorher angenommen, was am Markt positiv aufgenommen wurde. Darüber hinaus argumentierte ein anderer Newsletter, das starke Weihnachtsgeschäft würde die Robustheit der US-Wirtschaft widerspiegeln. In einem weiteren Börsen-Rundschreiben wurde hingegen behauptet, die "Inflation sei tot". Alles durchaus Dinge, die auch heute im Fokus der Anleger stehen und so gedeutet werden, dass der längste Bullenmarkt der Geschichte sich auch zukünftig noch weiter fortsetzen wird.

Allerdings werden sich einige Anleger sicher auch heute noch erinnern, dass im Jahr 2000 dann allerdings doch alles ganz anders kam: Nur zwei Monate später, im März 2000, platzte die Spekulationsblase, die sich über Jahre zuvor gebildet hatte. Angetrieben wurde die damalige Euphorie durch den Boom von Technologie-Unternehmen, die wie Pilze aus dem Boden schossen und als zukunftsweisend und gewinnversprechend galten. Immer mehr dieser IT-Neulinge gingen in einem IPO-Rausch an die Börse, wo insbesondere Kleinanleger, die das Produkt "Aktie" gerade erst für sich entdeckten, beherzt zugriffen.

In kürzester Zeit stiegen die Unternehmensbewertungen immer höher, ohne dass ihre Fundamentaldaten die wachsenden Marktkapitalisierungen untermauern würden. Das so verfügbare Kapital wurde von den noch jungen Tech-Startups dann dazu genutzt, schnell weitere Zukäufe zu tätigen. Dies ging solange gut, bis die noch jungen und schnell gewachsenen Technologie-Unternehmen dann doch nicht so schnell den Gewinn einbringen konnten, der Anlegern durch Fonds und andere große Marktteilnehmer suggeriert wurde, wodurch es in kürzester Zeit zu massiven Ausverkäufen der vorher so hoch gehandelten Unternehmensanteile kam.

Überbewertete Aktienmärkte senden Alarmsignal

Mark Hulbert argumentiert in diesem Zusammenhang, dass die US-Aktienmärkte im Jahr 2000 zweifelsfrei überbewertet waren. Die Bewertung der Aktienmärkte gäbe wichtige Hinweise auf deren langfristige Aussichten. Um dies zu verdeutlichen, ermittelte er den Z-Score oder die Standardpunktzahl von acht gängigen Bewertungsindikatoren für den Januar 2000 und den Januar 2020 und verglich diese miteinander. Dabei konnte er erkennen, dass die Überbewertungen im Jahr 2000 weitaus fortgeschrittener waren als derzeit. Lediglich zwei der acht Indikatoren würden aktuell deutlicher ausschlagen als damals: Der Buffett-Indikator sowie das Kurs-Umsatz-Verhältnis. Ob dies wirklich ein Grund zu feiern sei, bliebe Hulbert zufolge fragwürdig.

Denn der Marktanalyst gibt auch zu bedenken, dass die Bewertung allein noch nichts darüber aussagt, wie sich die Märkte kurzfristig entwickeln werden. Eine starke Überbewertung hieße noch nicht, dass die Kurse automatisch sinken müssten. In der Vergangenheit sei es schließlich auch schon vorgekommen, dass überbewertete Titel noch eine Weile weiter steigen würden, bevor sie schließlich abstürzten. An den langfristigen Aussichten würde dies allerdings nichts ändern. So hätte die Rendite des Dow Jones Industrial in den vergangenen 20 Jahren seit seinem Hoch im Januar 2000 lediglich bei 6,9 Prozent auf das Jahr umgerechnet gelegen.

Sektoren heute besser in Einklang

Was allerdings Hulbert zufolge für eine entspanntere Situation des heutigen US-Aktienmarkts spricht, ist, dass es aktuell bei den verschiedenen Sektoren wie Value, Tech, Gesundheit oder Finanzen kein Auseinanderklaffen bei den Bewertungen gäbe. Alle Bereiche wären aktuell gleich hoch bewertet. Im Jahr 2000 hatte es anders ausgesehen, da beispielsweise der Technologie-Bereich im Dow Jones Industrial zu der Zeit nur zu sehr geringen Teilen vertreten war, wie sich Hulbert auf Erkenntnisse von Market Extremes-Chef Hayer Martin beruft.

Auch Paul Tudor Jones hat Deja-vu

Allerdings gibt sich der Investor dennoch gelassen und glaubt nicht, dass der aktuelle US-Aktienmarkt kurz vorm Absturz steht. Schließlich habe der NASDAQ Composite vor dem Platzen der Blase sich damals im Wert verdoppelt, wovon er aktuell noch weit entfernt sei: "Das ist noch ziemlich weit weg. In der Spitze müssten die Kurse theoretisch wesentlich höher stehen", so Jones.

Allerdings mahnt der Hedgefonds-Manager Anleger dennoch zur Vorsicht: Er sieht in dem Ausbruch der neuen Lungenkrankheit in China eine potenzielle Bedrohung, die den Bullenmarkt zu einem jähen Ende bringen könne: "Das ist eine große Sache. [...] Es gibt keine Impfung ... Wenn ich ein Investor wäre, wäre ich sehr nervös", so Jones.

Aaron Task rät Anlegern aus Vergangenheit Nutzen zu ziehen

Eine etwas andere Sichtweise gegenüber der ähnlichen Situation von heute zu vor 20 Jahren besitzt Börsenexperte Aaron Task. Zum einen sieht er eher Parallelen zwischen der heutigen Zeit und der Situation zwischen 1994 bis 1996 und ist daher der Meinung, dass sollten sich diese fortsetzen, der Markt über noch viel mehr Luft nach oben verfügt, bevor "die Musik aufhört zu spielen". Dass dies irgendwann der Fall sein wird, davon ist er jedoch überzeugt. Bis dahin sollten Anleger seiner Meinung nach jedoch davon profitieren, dass sie die Vergangenheit kennen und dieses Wissen zu ihrem Vorteil nutzen.

Redaktion finanzen.at

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