17.06.2014 12:58:30

DIW sieht weiteren Aufschwung der deutschen Wirtschaft

   Von Andreas Kißler

   BERLIN--Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat der deutschen Volkswirtschaft einen weiteren Konjunkturaufschwung in diesem und im nächsten Jahr vorhergesagt. Zwar zeigten sich die Berliner Ökonomen in ihren Annahmen nicht ganz so optimistisch wie manch andere Wirtschaftsforscher in den Tagen zuvor. Auch nach ihrer Einschätzung wird aber die Binnenwirtschaft die deutsche Konjunktur kräftig antreiben.

   Die Ökonomen des DIW sagten in ihrer jüngsten Prognose eine Zunahme des deutschen Bruttoinlandsproduktes um 1,8 Prozent in diesem und um zwei Prozent im kommenden Jahr voraus. "Die deutsche Wirtschaft setzt ihren Aufschwung fort", konstatierten sie. Zunehmend trage die binnenwirtschaftliche Entwicklung das Wachstum. Ein stabiler Arbeitsmarkt, steigende Löhne und die niedrige Inflation stützten den privaten Konsum. Er legt nach der Einschätzung des DIW einen kräftigen Aufschwung hin, mit dem die Importe deutlich zulegen.

   Auch die Exporte sollen im Jahresverlauf im Zuge einer beschleunigten weltwirtschaftlichen Entwicklung wieder anziehen. Die Investitionen würden sich allerdings eher moderat entwickeln und die Investitionstätigkeit bleibe gemessen am Produktionsniveau niedrig. Günstig bleibt nach der Einschätzung der Volkswirte die Situation der öffentlichen Haushalte, die laut ihren Berechnungen trotz deutlicher Mehrausgaben sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr mit Überschüssen abschließen werden.

   Die Prognosen des DIW sind ein weiteres Anzeichen dafür, dass der Aufschwung der deutschen Wirtschaft offenbar deutlicher ausfallen wird als ursprünglich von vielen Ökonomen erwartet. Viele Volkswirte haben bereits günstige Prognosen gestellt.

   Erst am Montag sah die Bundesbank die deutsche Wirtschaft in einer guten Verfassung und sagte für dieses Jahr eine Expansion des BIP um knapp 2 Prozent voraus. Nach dem kräftigen Wachstum im ersten Quartal dürfte sich zwar aus Sicht der Notenbank zunächst die Dynamik abschwächen, doch in mittelfristiger Perspektive seien die Voraussetzungen für ein "recht kräftiges Wirtschaftswachstum" gegeben.

   Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hatte sich vergangene Woche ebenfalls optimistisch gezeigt. Das IfW erwartet eine Zunahme des BIP in diesem Jahr um 2 Prozent und im Jahr 2015 um 2,5 Prozent. Für kommendes Jahr zeichne sich bereits eine beträchtliche Überauslastung der Produktionskapazitäten ab, erklärten die Kieler Volkswirte.

   Ein Wachstum von 2,2 Prozent in diesem und rund 2,5 Prozent im nächsten Jahr sieht das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI). "Die Binnenkonjunktur wird hierbei nach wie vor der Wachstumstreiber sein," meinten auch die Ökonomen aus der Hansestadt. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sah sich durch eine jüngste Unternehmensumfrage in seiner Erwartung bestätigt, dass die Wirtschaft dieses Jahr um 2,0 Prozent wachsen kann.

   DIW-Präsident Marcel Fratzscher warnte am Dienstag allerdings auch vor Gefahren für die deutsche Wirtschaftsentwicklung. "Die Risiken für die Konjunktur in Deutschland und Europa sind hoch", sagte er und verwies auf Bankenprobleme, die hohe Verschuldung in manchen Euro-Staaten und einen zunehmenden Deflationsdruck.

   Für die deutsche Wirtschaft sah das DIW allerdings derzeit nur eine vorübergehende Unterbrechung ihres Aufwärtstrends infolge von Sondereffekten. Weil die Bautätigkeit von dem milden Winter profitiert habe, falle die übliche Frühjahrsbelebung im Bausektor aus. Vor allem deshalb nehme das BIP im zweiten Quartal um lediglich 0,2 Prozent zu. Der Stützpfeiler der Konjunktur sei die Binnenwirtschaft, und hohe Lohnabschlüsse trügen den privaten Konsum. "Die Reallohnentwicklung ist derzeit die kräftigste seit der deutschen Wiedervereinigung," so Deutschlandexperte Simon Junker.

   Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt nach der Prognose der Berliner Ökonomen günstig. Die Arbeitslosigkeit geht demnach zurück. Sie wird laut DIW 2014 um 70.000 Personen auf 2,88 Millionen sinken und 2015 um weitere 50.000 auf 2,83 Millionen. Dabei führe die "Rente mit 63" dazu, dass ab Mitte dieses Jahres viele Menschen frühzeitig aus dem Arbeitsmarkt ausschieden, dieses Jahr knapp 45.000 und kommendes Jahr etwa 60.000 Personen. Die Arbeitslosenquote sieht das DIW in beiden Jahren leicht sinken, auf 6,6 Prozent in diesem Jahr und auf 6,5 Prozent im Jahr 2015.

   Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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